Mach´s deinem Buch nicht so schwer

Mach´s deinem Buch nicht so schwer

In den letzten Wochen hatte ich das Vergnügen, Einblick in eine große Zahl von Büchern nehmen zu können. Dabei ist sehr schnell sehr deutlich geworden, dass doch erschreckend viele Autorinnen und Autoren grundlegende Regeln nicht beherrschen und darüber hinaus in großer Zahl Dinge machen, die es ihren Büchern schwer machen, die Leser zu erreichen.


Ich möchte vorausschicken, dass es Leser für jede Art Buch gibt. Es gibt Werke, die strotzen nur so von Rechtschreibfehlern und finden dennoch Leser. Dennoch kann ich niemandem empfehlen, Rechtschreibfehler zu ignorieren. Genauso geht es in abgeschwächter Form mit all den anderen Dingen, die ich im Folgenden schildere: Es mag Leserinnen und Leser geben, denen es egal ist. Aber diese Leserschaft ist begrenzt. Bei meinen Feststellungen beziehe ich mich im Übrigen auf Belletristik. Bei Sachbüchern sehen manche Dinge anders aus.

Heute geht es um den Anfang des Buches. An anderer Stelle habe ich bereits ausgeführt, dass ich es für essenziell halte, dass der Leser einen guten Einstieg in mein Buch bekommt. Viele Autoren scheinen es dem Leser aber schwermachen zu wollen und bauen bewusst oder unbewusst größere Hürden auf.

Wer braucht ein Inhaltsverzeichnis in gedruckter Belletristik?


In E-Books ist ein Inhaltsverzeichnis Usus, denn es hat eine technische Funktion. In einem Sachbuch, das später auch als Nachschlagewerk genutzt werden kann, ist ein Verzeichnis ebenfalls sinnvoll. Doch warum ein Roman mit einem Inhaltsverzeichnis beginnen muss, erschließt sich mir nicht. Nimmt wirklich jemand das Buch in die Hand und fragt sich, auf welcher Seite Kapitel 23 beginnt?
Ein belletristisches Buch, das mit mehreren Seiten Inhaltsverzeichnis, gerne in der Standardformatierung von Word, beginnt, hat bei mir die Chance auf einen guten ersten Eindruck verspielt. Wenn man erst mehrere Seiten Inhaltsverzeichnis durchblättern muss, dann sinkt die Vorfreude rapide.

Gute Geschichten benötigen kein Vorwort oder Einführung des Autors


Bei einem Sachbuch kann auch dies sinnvoll sein, bei Belletristik ist es für mich ein No-Go. Wenn der Autor mir erst genau erklären muss, wie ich seinen Text zu verstehen habe, dann stimmt mit dem Text etwas nicht. Nicht umsonst sind üblicherweise Klappentext und Infos zum Autor auf einer der ersten Innenseiten klein gedruckt angebracht. Sie sollen die Leser eben nicht am Einstieg ins Buch hindern. Also bitte auch nicht auf den ersten Seiten seine eigene Lebensgeschichte ausbreiten. Gerne kann man am Ende noch weitere Erläuterungen anführen. Aber zu Beginn des Buches sollte die Geschichte wirken und mehr nicht.

Ein Prolog macht es dem Leser schwer


Ich weiß, viele Autorinnen und Autoren lieben Prologe. Von den unzähligen Büchern, die ich in den letzten Wochen lesen durfte, hatten gefühlt 80% einen Prolog. Allerdings konnten davon nur ganz wenige überzeugen. Es gab sogar Bücher mit mehreren Prologen oder Vorwort, Einführung und Prolog.

Das Problem bei einem Prolog ist, dass der Leser quasi zweimal ins Buch einsteigen muss. Im Regelfall erzählt ein Prolog aus einer anderen Perspektive als die eigentliche Geschichte. Gerne werden die Personen im Prolog im Dunklen gelassen. Ziel ist wohl, dass die Frage, wer da im Prolog vorgekommen ist, die Spannung für das ganze Buch aufbaut. Da liegt aber das Problem. In fast allen Fällen war der folgende richtige Anfang der Geschichte langweilig. Er stellte daher eine hohe Hürde dar, sich weiter auf das Buch einzulassen. Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass ich persönlich Prologe nicht leiden kann. Aber es mag vielleicht ein Hinweis sein, dass er generell keine gute Idee ist, dass zwar, wie gesagt, eine Überzahl der Bücher, die ich bewerten durfte, einen Prolog vorangestellt hatte. Bei den Büchern, die von allen meinen Mitstreitern als gut bewertet wurden, sind aber kaum welche mit einem Prolog. Mein Rat ist also: Verzichte auf einen Prolog, sondern beginne direkt richtig mit deiner Geschichte.

Vertrau deiner Geschichte. Gib ihr einen spannenden Anfang, der keine vorherige Erklärung benötigt, und sauge den Leser hinein ins Geschehen. Dann wirst du begeisterte Leser ernten.

Es sind mir noch weitere Dinge aufgefallen, die allzu oft getan werden, und es jedem Buch erschweren. Dazu mehr in der nächsten Woche.


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