Luc Jochimsen: Eine Woche in Iran, Teil 3

Dr. Lukrezia Jochimsen (Foto: Bundestag.de)

Dr. Lukrezia Jochimsen (Foto: Bundestag.de)

Dann wieder im Parlament in einem noch prächtigeren Saal das Gespräch mit dem Präsidenten des Parlaments, Ali Ardeschir Larijani (Fotos unten, © Majid Asgaripour). Da geht es dann um den Umgang miteinander. „Warum beteiligt sich Ihre Kanzlerin an einer Preisverleihung für den Mann, der die Mohammed-Karikaturen gezeichnet hat, diese Beleidigung von Millionen Moslems auf der ganzen Welt?“ „Weil die Kanzlerin die Freiheit der Kunst und der Künstler für ein hohes Gut hält?“ Islamfeindlichkeit, Demokratiefeindlichkeit… Ich stelle die Frage nach dem Stellenwert des Friedens unter den Völkern. Liegt da nicht unsere wichtigste gemeinsame Aufgabe, alles zu tun, dass Konflikte nicht auswuchern in einen Krieg?

Dann spricht Peter Gauweiler von den inhaftierten Journalisten. Der Präsident sichert ihm ein 2er-Gespräch für den nächsten Tag mit Hojatoleslam Hossein Sobhaninia, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für nationale Sicherheit und Außenpolitik, zu. Aus diesem Gespräch heraus soll eine Lösung gefunden werden.

Danach empfängt uns Larijanis Bruder, der Vorsitzende des Menschenrechtsrates der iranischen Justiz. Schon zur Schah-Zeit hatte er diese Position inne und nun die ganze Zeit nach der Revolution. In der internationalen Presse hat er den Namen „Dementier-Maschine“ und diesem Namen macht er bei unserem Gespräch alle Ehre.
„Der Westen misst mit zweierlei Maß. Wenn wir eine Frau zum Tode verurteilen, die ihren Mann ermorden ließ, dann regen Sie sich auf. Wenn ein gleicher Fall in Amerika mit der Todesstrafe geahndet und die Hinrichtung vollzogen wird – was unternehmen Sie da? Ich arbeite seit 40 Jahren in Menschenrechtsfragen und ich sage Ihnen, auf Dauer kann auf der Welt nur leben, wer Prinzipien hat. Difference in culture is not a disease – unsere Demokratie muss konsolidiert werden. Wir wollen in unserer Gesellschaft legalen Sex fördern und illegalen Sex verhindern! Warum bestrafen wir Ehebruch so hart? Weil wir zwei Formen der Eheschließung kennen. Wenn zwei Menschen sich lieben, können sie sofort eine Ehe auf Zeit eingehen – für eine Stunde, einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr… Sie gehen zum Mullah, der stellt einen Vertrag aus. Sie sind zusammen, ganz legal und sie trennen sich, wann sie wollen. Die andere Form ist die lebenslange Ehe. Wenn sie sich dafür entscheiden, dann darf es aber keinen Ehebruch geben. Wenn doch – ist das strafbar. Und es gibt Regionen in unserem Land, da gilt als Strafe für Ehebruch Steinigung – für Männer wie für Frauen. Ich sage Ihnen aber auch, seit sieben Jahren ist keine der verhängten Strafen vollzogen worden. …“
Er schließt seinen Monolog, der überhaupt keine Gegenfrage von uns zulässt, mit seinem schon berühmten Credo, dass der Iran das „freieste und demokratischste Land der Welt“ sei. Punktum. Claudia Roth übergibt ihm eine Liste von Verhaftungen und Verfahren, die aus unserer Sicht schwere Menschenrechtsverletzungen darstellen… an die 30 Namen. Er nimmt das Papier wortlos entgegen.

Quelle: lukrezia-jochimsen.de


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