Kritik - Gravity

Kritik - Gravity

"How beautiful. The sun shining on the Ganges river." -

Welche Macht besitzt Schwerkraft, wenn man ihr im All in einem unfreiwilligen Überlebenskampf ausgesetzt ist? Und diese somit enorme Kräfte in einem Menschen hervorruft, von denen das Publikum glaubt, dass diese niemals existieren könnten? Dieses sich im metaphorischen Sinne also wie ein Mensch fühlen darf, der nun endlich frei von innerer Verzweiflung und althergebrachten Ängsten ist?

In seinem neusten Science-Fiction-Survival-Thriller "Gravity” geht Regisseur Alfonso Cuarón diesen Fragen in packender Art und Weise auf den Grund. Und überlässt es vor allem gegen Ende der kurzweiligen 91 Minuten Laufzeit dem Publikum selbst, diese adäquat zu beantworten. Ebenso erreicht der Mexikaner mit seinem aktuellem Thriller ein inszenatorisches Niveau, welches im Sci-Fi-Genre immer seltener erreicht wird. Denn er bürstet "Gravity” auch Dank vieler, leiser zwischenmenschlicher Töne, also der notwendigen Reduktion der Dramaturgie in den entscheidenen Momenten, konsequent gegen den Strich, so dass die Erwartungen des Popcorn-Publikums, einer REINEN 90minütigen No-Brainer-Materialschlacht des modernen Blockbuster-Kinos beizuwohnen, welche nun zur Abwechslung einmal im All stattfindet, am Ende konsequent unterlaufen werden.

Glücklich mit "Gravity" werden nicht nur diejenigen sein, die sich auf der Suche nach der Quintessenz des modernen Science-Fiction-Thriller-Kinos der letzten 30-40 Jahre befinden. Sondern auch diejenigen, welche einem meisterhaftem Konglomerat aus surrealen Einschüben, vielerlei herumschwirrenden Symboliken, Metaphern, dem Hang zur dokumentarischen Genauigkeit und inszenatorischer Gelassenheit, in ruhigen Phasen konsequent vermittelnder Hoffnungslosigkeit engegenblicken wollen, um dann genau im richtigem Augenblick einem neuen Spannungshöhepunkt und mitreißenden, verblüffend virtuosen und miteinander verschmelzenden Action-Plansequenzen entgegen fiebern zu können.

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Darüber hinaus offenbart sich Alfonso Cuaróns´ prominentes Darstellerpaar Sandra Bullock und George Clooney in all der auf das Publikum einstürzenden Dramatik als ein formalästhetisches Abbild. Zum einem verkörpert Sandra Bullock als Dr. Ryan Stone im klassischen Sinne die Ängste des Publikums selbst, der zur Schau gestellten Übermacht des Alls und den damit verbundenen Kräften nicht gewachsen zu sein. Sie stellt also mit ihrer teils labilen Psyche bzw. Dank einer guten, schauspielerischen Leistung einen wichtigen Draht zu eben diesem her. Als viel interessanter hingegen entpuppt sich hingegen der Auftritt von George Clooney als erfahrener Astronaut Matt Kowalsky (George Clooney), der als Gegenaprt zu Dr. Ryan Stone zu weiten Teilen mit einer selten gesehenen und sehr sympathischen Laissez-Faire-Haltung das Publikum auf "Sightseeing-Tour” durch die Weiten das All führt. Und der sichtlich Spaß dabei hat, als heimlicher Stellvertreter von Alfonso Quarón, dieses bis zu einem gewissen Grad an die Hand zu nehmen, bevor es mit der dann beginnenden "Survival-Show” von Sandra Bullock auf sich allein gestellt ist. Und somit alles Kommende überwinden muss. Science-Fiction Dramen wie Stanley Kubricks "2001″, Ridley Scotts "Alien” und Ron Howards "Apollo 13″ werden zwecks Formung einer kinematographischen und atmosphärischen Dichte einmal mehr als filmische Vorbilder bemüht.

Kritik - Gravity

Wenn sich Sandra Bullock in "Gravity” aller Astronautenkleidung entledigt in einem "gläsernem Sarg” in einer Art fasznierendem, vielleicht einen Tick zu konventionellen Charakterporträt um Schuld und Sühne sowie Vergangenheitsbewältigung ihre innere Angst und das fremde, nicht das Böse, scheinbar Unnatürliche, also auch das Übermächtige bekämpfen muss, sind die Parallelen zu Ridley Scott´s Science-Fiction-Horrorklassiker "Alien” und Darstellerin Sigourney Weaver unübersehbar. Ebenso erinnert uns ihre "embryonale” Haltung im Astronautenschlaf in all ihrer Kubrik´schen Ästetik und Reinheit wieder verstärkt daran, dass wir gebrechlich, schutzbedürftig und Teil eines größeren "Ganzen” sind, das wir rational nicht zu erfassen vermögen. "Gravity”  erhält somit einmal mehr die wichtige, zwischenmenschliche "Größe” zurück, welche einst viele Science-Fiction-Klassiker definierte. Und die bereits in Vergessenheit geraten zu sein schien.

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Nebenbei wird dieser betörende Größenwahnsinn mit einer Lässigkeit gepaart, die ihresgleichen sucht: wenn Sandra Clooney und George Clooney als grantelndes Paar zu sphärischen Countryklängen im All ihre persönlichen Differenzen beiseite legen müssen, könnte man auch ebenso Frank Corvin und Hawk Hawkins aus "Spacecowboys” dabei beobachten, wie sie mit Stil und viel Selbstironie auf ihr unvermeidliches Ende zusteuern. Alfonso Cuarón vermag diesen bekannten Facetten inhaltlich nichts Neues hinzuzufügen, diese kleine Schwäche vermag den positiven Gesamteindruck von "Gravity” am Ende aber kaum zu trüben.

Vielmehr stellt "Gravity” keine kühne und erzählerische Revolution dar, sondern als erstklassiges visuelles Filmerlebnis eine geschickte, spannend inszenierte und längst überfällige "Evolution” des Science-Fiction-Thriller Genres, insbesondere der mittlerweile üblichen Bowman´schen Astronauten-Pendelei in der Schwerelosigkeit, hier- und da ergänzt um bisher kaum vernehmbare, umherirrende Gefahren, 360° Turns bzw. bis dato fehlende Achsen, neben aller Bildgewalt von Stammkamermann Emmanuel Lubezki, dar. Unser seit Stanley Kubricks "Weltraum-Odyssey” in den Köpfen präsentes Bild des beängstigenden, weil alles einnehmenden Alls, wird nun komplettiert.  Alfonso Cuaróns Survival-Odyssey "Gravity” ist 2013 also Pflichtprogramm für alle Kinobegeisterten. Und darf sich zu den besten Vertreten im Science-Fiction-Thriller-Genre gesellen.

Wertung: 9/10 Punkte

Kritik auch nachlesbar unter: http://www.mehrfilm.de/kritik/gravity

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