Krisenzeiten

KrisenzeitenIch habe dieses Foto vor nicht mal einem Monat in Lausanne aufgenommen. Ben und ich sind durch die Stadt gebummelt, am See entlang spaziert, haben Crêpes gegessen und die Sonne genossen. Nur ein paar Wochen ist das her. Und plötzlich ist alles anders. Es gibt genug Artikel über das Coronavirus. Ich will keine schlauen Hyginetipps geben, meine liebsten Cremes für trockene Hände, stilvolle Homewear oder meine Lieblings-Quarantäne-Bücher mit euch teilen (wobei...ich habe gerade ein fantastisches Buch über Shakletons Antarktisexpedition gelesen...). Ich weiss nicht, wann ich meine Familie das nächste Mal sehen werde und daneben erscheint mir alles andere albern, fluffig und unbedeutend. Allerdings kam mir heute morgen beim Aufwachen der Gedanke, dass es mir vielleicht besser gehen würde, wenn ich meine Gedanken zur Lage der Nation hier aufschreibe.
Wie wohl bei den meisten, hat sich auch bei mir am Wochenende langsam das Gefühl eingestellt, dass das hier kein Witz mehr ist. Davor oszilierte ich zwischen Unbehagen vor dem, was da kommen mag und Hoffnung, dass sich alles schon irgendwie lösen würde. Trump-Style. Ich habe etwas beunruhigt an die Reisen nach London und Apulien gedacht, die wir für den Frühling und Sommer gebucht haben. "Bis dahin wird sich das wieder erledigt haben", sagte ich mir. Ich kümmerte mich ganz optimistisch darum, mein neues Auto am kommenden Wochenende von Deutschland in die Schweiz zu überführen und plante einen längeren Besuch bei meinen Eltern im April. Gleichzeitig hortete ich vorsichtshalber ein paar Packungen Rösti und arbeitete von Zuhause anstatt mit dem Zug in die Stadt zu fahren. 
Dann wurde am Sonntag bekannt gegeben, dass Deutschland die Grenzen zur Schweiz schliesst und die Realität holte mich endlich ein. Ich sass auf dem Balkon in der Sonne, telefonierte mit meinen Eltern und weinte. Ich weiss, es ist eine Vorsichtsmassnahme und sie ist vernünftig. Trotzdem wird mir übel beim Gedanken daran, dass ich von meiner Familie getrennt bin. Dass ich nicht einfach zu ihnen fahren kann, wenn sie mich brauchen. Dass es lange dauern kann bis ich sie wieder sehe. Ich vermisse meinen geliebten See und meine Heimatstadt. Ich fühle mich ohnmächtig, weil ich nichts mehr beeinflussen kann und völlig unklar ist, wie die nähere Zukunft aussehen wird. Unsere Reisen werden wir absagen. Was aus unserer Hochzeit wird, weiss ich noch nicht - auch wenn wir davon noch Monate entfernt sind. Im Moment erscheint es mir einfach unangebracht, ein Fest zu planen und Einladungskarten zu verschicken, als wäre nichts weiter. 
Ich weiss, dass ich auf unendlich hohem Niveau jammere. Gerade in finsteren Zeiten, sollten wir uns auf das Licht in unserem Leben konzentrieren. Ich bin gesund, alle Menschen, die ich liebe ebenfalls. Ben und ich werden zwar die nächsten Wochen im Home Office verbringen, aber wir haben das unbeschreibliche Glück, das in unserem eigenen Haus zu tun, das gross genug ist, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen und ungestört zu arbeiten. Wenn wir Ablenkung brauchen, laufen wir mit Momo durch den immer grüner werdenden Wald. Wir haben keine Kinder, die wir versorgen und beschäftigen müssen, keine finanziellen Sorgen. Ich bin unendlich dankbar, für das Glück, das ich im Leben habe und für die Erfahrungen und Entscheidungen, die mich hierher gebracht haben. 
Ich werde die nächsten Wochen dazu nutzen, Freunde und Familie zu unterstützen, so gut ich kann. Die Kinder unterhalten und bekochen oder Einkäufe erledigen. Ich werde Bücher lesen, unser kleines Keller-Fitness-Studio benutzen, Yoga machen, im Garten arbeiten und die Türen im Flur streichen. Vielleicht schreibe ich hier ab und zu wenn mir danach ist. Mal schauen. Ich hoffe, es geht euch allen gut. Bleibt gesund und zuhause. Lasst euch nicht entmutigen. 
"What's coming will come and we'll meet it, when it does." Hagrid

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