Konstantin Wecker: er war jung und schon damals genial

Konstantin Wecker: er war jung und schon damals genial

(In den 1970erJahren hatte ich in den "STUTTGARTER NACHRICHTEN" eine eigene Rubrik, in der auch die Rezension des 1.Albums von Konstantin Wecker erschien. In Zusammenarbeit mit den STUTTGARTER NACHRICHTEN holte ich damals Wecker ins RENITENZTHEATER, das damals noch in der Königstrasse sein Domizil hatte. Das war -auch wenn Wecker bei Konzerten gerne - etwas anderes behauptet, der erste Auftritt von Konstantin in Stuttgart. Wir schieden leider sozusagen in Unfrieden, weil Gerhard Woyda, der Prinzipal des RENITENZTHEATER, einen bereits vereinbarten zweiten Termin mangels Publikumsinteresses absagte.)


Composthaufen

Kulturmüll, aufgestöbert von Günter Verdin

Hatten Sie‘ s schon mal mit einer Leiche?

Sie finden diese Frage als unverschämt, als Zumutung? Dann hat die neue Langspielplatte mit den „Sadopoetischen Gesängen des Konstantin Amadeus Wecker“ bereits einen Hörer weniger, denn sie bietet: Unverschämten, Zumutungen…

Diese Platte ist ein brisantes Zeitdokument, und deshalb wird sie zunächst einmal in den Archiven der Funkhäuser und in den Sammlungen weniger Liebhaber makabrer Lieder unter Verschluss genommen werden. Der in München lebende Musiker und Dichter Konstantin Amadeus Wecker- der Name ist Programm! – singt, oder besser singsangt den Abgesang der Sexwelle, die die Isolation derjenigen, deren persönliche psychologische Probleme vom Fallen einiger Tabus nicht gelöst werden, nicht aufgehoben hat. Wecker artikuliert die schwülen, schmerzhaften Fieberträume der Kontaktschwachen, Perversen, Irren, der sexuell Brachliegenden.

Es ist eine makabre Chronik seltsam einseitiger Paarungen, die der Sängerpost in der Tradition Villons mal zu unschuldigen Klavierimpromptus, mal zu heitig wie virtuos gezupften Gitarre vorträgt. Als Verliebter versendet er seinen linken Arm, Fingerkuppen und die eigene Haut unter Glas als Treuepfand, und zur Geliebten holt er sich manche Tote ins Haus, die er vor der Beerdigung oder aus dem Wasser rettet: kein Leichenschänder, nein, ein liebevoller Leichenpfleger, der aus fauligen Fleisch Poesie und ein Lächeln zaubert. Bestürzend ist, wie psychologisch Weckers Diagnosen einer abnormen Gefühlswelt sind.

Wenn er, zum Beispiel, die Irren beim Sparziergang im Park beobachtet: Wenn die Irren aus der Sonne gehen, kann man endlich wieder seinen Schatten sehn. „singt er lakonisch mit leicht brüchiger Stimme, der man anhört, dass mit ihr schon viel in rauchigen Kneipen philosphiert., „Weckers Mitleid besteht darin, dass er über die Dinge spricht, die wir so gerne redselig verschweigen.

Das letzte Lied seiner Platte, „Lauschen hinterm Baum“, bringt alles noch einmal auf den Nenner des Symptomatischen: die Liberalisierung im sexuellen Bereich, treibt, wenn sie von Geschäftemacher ausgebeutet wird, in die Vereinsamung und macht die, denen eigentlich geholfen werden soll, zu Geschädigten, zu Voyeuren. Wecker dichtet: „Viele alte Männer stehn, tragen unter`m Aug`ein Bild, und sie bleiben lange Zeit noch stumm, von einer Angst getrimmt, die sie wiederkommen lässt, weil ihre Sehnsucht niemand stillt.“

„Die sadopoetischen Gesänge des Konstantin Amadeus Wecker“ (ARIOLA 86 625 IU) von höchst verstörender „Entartung“


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