Kinderwunsch – Update Januar 2015

Während ich mich eigentlich gerade mit der Kommentarfrage herumschlage, bekomme ich zum zweiten Mal in 24 Stunden die Nachricht über das neue Elefantenbaby bei Hagenbecks zugetragen und breche das etwa zwölfte Mal in diesen 24 Stunden zusammen.

Gestern war ich bei meiner Haus-Gyn. Das ist der Mensch, der für Normal-Fortpflanzer einfach die Frauenärztin ist. Die, die einem mit einem Wattestäbchen am Muttermund rumschabt und die Brüste abtastet, einmal im Jahr. Die einem die Pille verschreibt.

Für mich ist meine Haus-Gyn diejenige, die nicht nur meine Krebsvorsorge macht, sondern auch die einzige, die mich fragt wie es mir so geht, mir zuhört, bevor sie mich untersucht. Sie ist die wohltuende Ausnahme unter all den Geldmachern und Fließbandarbeitern, denen man als Kinderwunsch-PatientIn so begegnet.

Und doch hängen über der Rezeption diese Pinnwände mit Babyfotos, die bei Menschen ohne Kinderwunsch vermutlich eher Aversion auslösen, oder einfach gar keine Gefühle. Ich sehe die leere Wand von 2016 und frage mich, ob ein Bild unseres Kindes dort hängen wird. Im Wartezimmer sind Paare. Paare beim Frauenarzt bedeutet meist, dass sie ein Kind bekommen.

Wir waren auch einmal gemeinsam bei meiner Haus-Gyn-Praxis, weil die Kinderwunschklinik eine gemeinsame Paar-Beratung bei ebenjener vorschreibt – oder die Krankenkassen.

Manchmal weiß ich gar nicht mehr so genau, wer eigentlich was vorschreibt und will.

Meine Haus-Gyn ist nett. Fragt nach. Zeigt Verständnis. Sagt, dass sie eben nur an der Rezeption die Babies haben. Sie gehören eben dazu. Und ich sage, es macht ja auch keinen Sinn sie zu verstecken, ich muss ja damit umgehen lernen. Zumindest für den Moment.
Bis wir irgendwann wieder gemeinsam hingehen können, für den ersten Ultraschall.

Nach meinem Termin treffe ich mich mit meinem Mann zum Mittagessen. Wir sitzen bei Mr. Kebab und ich zähle die Tragetücher, Babytragen und Kinderwagen die vor dem Fenster vorbeigehen. Überall gucken kleine Gesichter und kleine Hände aus dicken kleinen Jacken heraus und dann gebe ich auf und zum Glück wird unser Essen serviert.

Die erste ICSI hat nicht geklappt.

Auch wenn das vermutlich aus den vorherigen Sätzen bereits hervorging. Meinen letzten Bericht zum Thema Kinderwunsch vor dem Relaunch beendete ich mit warten auf den 9. November. Natürlich hatte ich eine Testreihe mit Billig-Tests gemacht, vom Tag nach der Auslösespritze bis irgendwann klar war, dass die Striche, die ich glaubte zu sehen, nicht mehr wieder stärker werden würden.

Nun haben wir noch zwei Embryonen eingefroren, und weil mir das deutsche “Eisbärchen” mal wieder viel zu niedlich und uncool ist, nenne ich sie Frosties. Auch nicht viel besser, gebe ich zu, aber manchmal kann ich einfach gar keine Stärke und Härte mehr generieren. Immerhin halte ich durch und kaufe keinen Babykram. Bis jetzt. Ich versuche auch so wenig wie möglich Abkürzungen zu benutzen. Kiwu. SST. SS. Ich finde, ein so großes Thema wie Kinderwunsch hat auch verdient, ausgeschrieben zu werden. Nicht verniedlicht zu werden.

Kommt alles anders, und anders als Du denkst.

Freunde habe ich verloren. Das scheint ein weit verbreitetes Phänomen bei Menschen mit Kinderwunsch zu sein, und trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so schlimm und schmerzhaft wird. Eine Freundin sagte mir, ich sei aggressiv und negativ, und vermutlich hat(te) sie damit sogar recht. Ich habe daraus gelernt, dass ich nicht von jedem und jeder, egal wie nahe wir uns stehen, erwarten kann, dass sie den Schmerz verstehen, der mich tagtäglich begleitet – nun bald seit einem Jahr. Und dass manchmal eben einfach keine Energie mehr da ist, um nett und freundlich und diplomatisch zu sein.

Und nicht jeder kann wissen, dass es einfach Dinge gibt, die viele einfach so dahin sagen, und mich wirklich treffen. Besonders der Umgang frischer Mütter mit mir ist das allerschlimmste, was mir in den letzten Monate neben den ganzen transvaginalen Ultraschalls passiert ist. Es ist dieser Club, in den ich nicht rein darf. “Melde Dich dann doch mal, wenn Du schwanger bist, dann erzähl ich Dir alles!”
Dann stehe ich nur da und schüttel innerlich den Kopf und denke mir, wenn ich es nicht wert bin, jetzt mit mir Kontakt zu haben, dann will ich auch nicht mit Dir Tee trinken gehen, wenn ich dazugehören darf. Mir ist durchaus klar, dass es eine gewisse unangenehme Komponente haben kann, sich mit jemandem zu treffen, der Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ein Kind zu bekommen, während man selbst einfach so schwanger wurde – vielleicht sogar unabsichtlich.

Zu viele Meinungen, zu wenig verstehen wollen.

Und diese Besserwisser-Haltung kotzt mich auch an. Ich werde dieses Jahr 34, ich wünsche mir seit Jahren Kinder, und ich habe eine gewisse Vorstellung davon, wie ich Dinge so haben will. Ach ja, richtig, dann wird mir mit einem überlegenen Grinsen gesagt: “Das wird eh alles anders, als Du denkst.” – Ach ja, und warum glaubst Du dann, dass genau Deine so unglaublich weisen Erkenntnisse für mich richtig sind? Die süffisante Überheblichkeit, mit der mir manch eine(r) begegnet ist zum Kotzen.

Ja, es ist ja alles nur gut gemeint. Das ist für mich aber irrelevant. Tob Dich an anderen aus.

Und wie geht es weiter?

Natürlich verstehe ich, dass Menschen Interesse daran haben, wie es nun bei uns weitergeht. Wie ich bereits schrieb, haben wir noch zwei Embryonen eingefroren. Und weil für einen sogenannten Kryo-Zyklus keine Stimulation und Punktion gemacht werden muss, ist das eine verhältnismäßig entspannte Sache. Einer der Gründe, warum ich so offen mit unserem Kinderwunsch umgehe ist, dass man mir ohnehin anmerkt, wenn etwas anders ist, und ich wollte mir keine Ausreden ausdenken, warum es mir gerade nicht gut geht. Im Kryo-Zyklus wird das alles etwas weniger offensichtlich sein, und daher werde ich auch an dieser Stelle nicht genau verraten, wann genau es weitergeht. Vielleicht sind wir ja auch schon mittendrin? Werde ich nicht verraten.

In Wirklichkeit bin ich übrigens gerade in London, wenn dieser Post online geht. Und Ihr so?


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