So, jetzt aber!
Einige haben es auf den letzten beiden Bildern bestimmt schon erkannt, dass es sich bei dem dort gezeigtem, um eine Art Theater handeln muss – genaugenommen sogar ein Freilichttheater.
Am vergangenen Samstag besuchten wir nämlich die Premiere der Karl May Festspiele in Bad Segeberg.
Seit etwa 25-30 Jahren war ich wieder dort und war erstaunt, wie wenig sich doch verändert hat. Mein damaliger Kinderkopf hat ziemlich genau das abgespeichert, was ich als nun erwachsen geltender Mensch sah. Sehr interessant!
Nur in der Höhle unter dem Kalkberg (der eigentlich ein Gipsberg ist), gab es eine Veränderung, von der ich damals nicht wusste, dass sie künstlich angelegt war. Zu meiner Zeit gab es nämlich einen See am Ende des Höhlenwanderweges, um den man herumgehen konnte, um dann wieder heraus geführt zu werden. Bei der Führung am Samstag wurde erzählt, dass der See damals aus touristischen Gründen eingerichtet wurde – man wollte etwas bieten. Und das es damals auch noch mit Asbest ausgekleidet wurde setzt diesem Frevel nochmals die Krone auf.
Jetzt gibt es keinen See mehr, dafür schöne Gänge, tropfende Steine und unglaublich gute und frische Luft.
Und wenn man Glück hat, auch die ein oder andere Fledermaus, die einem um den Kopf schwirrt.
Möchte man mehr über Fledermäuse und ihre Lebensumstände erfahren, bietet sich ein Besuch in dem benachbarten Noctalis an.
ob es das schon früher gab, weiß ich nicht mehr – auf jeden Fall nicht in seiner jetzigen Form. Es ist ein wunderbares, kleines aber sehr modernes und liebevoll gestaltetes Fledermausmuseum. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – am besten aber mit Zeit, um sich all die Informationen auch durchlesen und/oder anhören zu können.
Doch waren wir ja nicht nur für die Kalkhöhle und die Fledermäuse hier her gereist, sondern in erster Linie für Winnetou und Old Firehand!
Und auch diese waren keine Enttäuschung. Sie bedienten ihr Genre perfekt – gut gegen böse, Cowboy gegen Indiander, bzw. Rothaut gegen Bleichgesicht, mit Liebe, Witz und Humor, viel Knallerei und Schlägen, Weisheit, Lehre und natürlich neben Adler, Eule und Huhn vielen, vielen Pferden!
Was ich damals schon unglaublich toll fand, war das einbeziehen der Gänge um und durch die Zuschauerränge hindurch.
Da reitet Winnetou mit wehendem Haar mitten durch die Menge, hält inne, sagt weise Worte, um dann wieder zur Bühne weiterzureiten oder die, sich anschleichenden, Indianer pirschen leise, Speer bewaffnet, direkt neben dem Publikum durch die Gänge. So bleibt das Theaterstück sehr lebendig, interessant und auch faszinierend, wenn der Weißkopfadler knapp über dem eigen Kopf seine Kreise zieht, um zu seiner Zielperson zu gelangen.
Auch werden so die hinteren Plätze ganz wunderbar aufgewertet, weil sie mit eingebunden sind. Abgesehen davon, kann man aber von jedem Platz aus wunderbar sehen. Die Reihen sind so angeschrägt, dass der Vordermann nicht stört und alles erfasst werden kann.
Großes Glück hatten wir mit dem Wetter. Es verhielt sich anfangs recht unbeständig und ließ auch den ein oder anderen zarten Regentropfen phasenweise fallen, blieb dann aber doch trocken, wenn auch kalt und recht windig. Bibber! Die Plätze sind alle schonungslos ungeschützt – ob es regnet oder die Sonne brennt, für einen entsprechenden Schutz muss man selber sorgen. Auch daran kann ich mich noch von früher erinnern :)
Wie oben bereits erwähnt war es die Premierenfeier zum Auftakt der diesjährigen Saison. Mit Stars und Sternchen und solchen, die es werden wollen oder wollten der heutigen und der vergangenen Zeit.
Aber auch vielen wahren Fans in Cowboyhut und Stiefeln.
Natürlich darf zu Saisonstart der Gedanke an Pierre Brice nicht fehlen, der vor drei Wochen verstarb und für mich und für wahrscheinlich für viele, viele weitere Menschen der einzig wahre Winnetou ist und bleibt.
Still wurde ein Bild von ihm hereingetragen, das Publikum begann zu klatschen und sich zu erheben – alles ohne Worte. Ein sehr mitfühlender Moment.
Beendet wurde die Vorstellung mit Feuerwerk, Livemusik und viel Applaus.
Alles in allem war es ein sehr schöner Ausflug mit einer Reise zurück in meine Kindheit.
Das wir dann allerdings erst um 2h in der Nacht wieder zu Hause waren und letztendlich mit dem Taxi von Ahrensburg nach Hamburg fahren mussten, ist eine andere Geschichte. Ich sage nur die bahn!
Herzliche Grüße!
myriam.
P.S.: Alle Bilder gibt es übrigens hier zusehen!
