Kapitel 1 – „Sandkastentod“

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I.

»Du bist egoistisch, fantasielos und einfach unmöglich!«
Sie versenkte das Messer in dem Fleischberg. Johannes schaute erschrocken von seinem Laptop hoch und Mozart reckte den Hals über den Rand des Hundekorbs. In Anbetracht der Tageszeit stellte dies für den Conti eine außerordentliche Geste dar. Normalerweise zog er es vor, den Kopf nach zwanzig Uhr tief in seiner Wolldecke vergraben zu halten. Danach gab er Geräusche von sich, wie sie sich auch beim Bau eines U-Bahn-Abschnitts in der Frankfurter Innenstadt erheben mochten. Doch jetzt glotzte er erwartungsvoll auf Maries wütendes Mienenspiel. Johannes seinerseits blieb stumm und schaute interessiert zu, wie Marie rabiat auf die Putenbrust einhieb.
»Weißt du, was ich glaube?«, sagte sie. »Das Leben hat dich dermaßen in Watte gepackt, dass du gar nicht gewillt bist, diesen Zustand zu ändern.«
Die Pute glich mittlerweile einem frisch ausgepackten 1000-Teile-Puzzle.
»Ganz ehrlich, Johannes«, Marie schüttelte resignierend den Kopf, »ich war der irrsinnigen Meinung, ich würde etwas ändern, war der vollkommen idiotischen Idee aufgesessen, dich aus deinem Fuchsbau holen zu können.« Sie presste kurz die Lippen zusammen, als überlege sie, ob sie das Folgende aussprechen solle. »Aber bevor das passiert, gewinnt Mozart einen Schönheitswettbewerb. Ich glaube, das Schlimmste, was dir je widerfahren ist, war die zehnminütige Verspätung des 36er-Busses.«

Man sagt, dass grausame Erlebnisse eines Lebens mit der Zeit in der Erinnerung eines Menschen verblassen. Das konnte Johannes Wilke nicht bestätigen.
Er erinnerte sich an den blutigen Hautlappen, der Günther dort herunterhing, wo das Knie sein sollte, weil dieser damit eine Vollbremsung auf dem Rost am Eingang zur Alten Johanneskirche gemacht hatte. Oder an den Nachmittag, an dem ihn der Typ aus dem Lamboyviertel in der Kinzig ertränken wollte, falls er seine Walther PPK nicht herausrückte. Da es eine Faschingsattrappe war, und Johannes ihn damit nicht erschießen konnte, warf er sie dem Schlägertyp mit Wut an den Kopf und rannte, als ob der Teufel hinter ihm her gewesen wäre.
Aber am eindringlichsten war ihm im Bewusstsein, was mit Anni geschah; unauslöschlich in sein Gedächtnis gemeißelt. Und sollte er eines Tages wiedergeboren werden, würde dies die einzige Erinnerung an sein vorangegangenes Leben sein, davon war Johannes Wilke überzeugt.

Die Putenbrust war zu einer formlosen Masse geraten, die Marie vom Holzbrett in die heiße Pfanne schob. Fast hätte das zischende Öl die Fortsetzung ihres Wutausbruchs übertönt. »Warum war es letztes Jahr auf Aruba ganz anders? Wieso gab es dort einen Johannes Wilke, nach dem sich jede Frau umdrehte?«
Johannes wollte erwidern, dass dies bestimmt auch heute der Fall wäre, da die Frauen auf Aruba nicht Maries momentaner Gefühlslage ausgesetzt waren. Aber er schwieg.

Anni war älter als er. Mit Sicherheit waren es nur ein paar Monate, doch das war damals eine halbe Ewigkeit. Er betrachtete sie als seine erste Freundin. Immerhin war er der Chauffeur ihrer fliegenden Limousine, die eigentlich das Klettergerüst auf dem Spielplatz neben dem Moulin Rouge in der Metzgerstraße war. Johannes fuhr Anni zu allen Orten, die sie vorschlug. Die Meisten kannte er damals noch nicht, andere hatten Namen, die er nicht einmal aussprechen konnte. Aber jedes Mal, wenn sie hinter ihm auf das Ende des Klettergerüsts stieg, startete er den Motor, und brauste lautstark davon, bis seine Lippen kitzelten. Dabei starrte er verbissen auf die Hauswand mit der roten Mühle und dem Schriftzug, hinter der sich Hanaus bekannteste Bar einschließlich Frauen in sehr kurzen Röcken verbarg. Eigentlich war die Tochter des Besitzers des Moulin Rouge seine erste Freundin gewesen. Aber das war letztes Jahr gewesen und hatte auch nur so lange gedauert, bis sie sein Geburtstagsgeschenk ausgepackt hatte. Deshalb zählte das nicht.

»War es das Pokerturnier?«
Marie hatte den brutzelnden Putenstücken eine unter der Demonstration ihrer Wut gehäckselte Paprika und Bambusschoten hinzugegeben und alles mit einer zähflüssigen, salzigen Sojasoße übergossen.
»Anfangs dachte ich: Der Mensch ist nicht nur unverschämt gutaussehend, sondern der hat auch noch verdammtes Glück, als es immer weniger Teilnehmer wurden und du hinter Türmen von Chips schier unbeeindruckt dem Geschehen folgtest. Mittlerweile glaube ich, dass es dein stoisches Verhalten war, was die Spieler zur Weißglut brachte und ihre Fehler provozierte. Die gleiche Sturheit, die du jetzt an den Tag legst.«

Anni war immer da. Sie trafen sich jeden Nachmittag beim Wasserhäuschen Milke an der Ecke zum Schulweg, wo sich beide mit ein paar Stücken Nappo oder Brausestangen versorgten. Danach schlenderten sie die Metzgerstraße hoch am Moulin Rouge vorbei zum Spielplatz. Zwei Nappo in den Mund gestopft, chauffierte Johannes sie zu den abgelegensten Plätzen dieser Erde, und sie erfand immer eine fantastische Geschichte darüber, wo sie angekommen waren. Vom Klettergerüst gestiegen, gelang es ihnen im Laufe der Zeit, alle marokkanischen Agenten aus Monte Carlo zu vertreiben und sämtliche persischen Prinzessinnen aus den Klauen chinesischer Drogenbanden in Hongkong zu befreien. Einmal flogen sie bis zum Saturn und jagten auf dessen Ringen galaktische Staub-Ratten.

»Verdammt!«
Marie rieb heftig an ihrem Auge herum. Johannes schoss von seinem Stuhl hoch, schnappte sich zwei Eiswürfel aus dem Gefrierschrank und wickelte sie in ein Geschirrtuch.
»Currypaste?«
Marie nickte und tastete sich auf den Barhocker an der Küchentheke. Johannes gab ihr die eingehüllten Würfel in die Hand und einen Kuss auf die feuchte Wange. Dann drückte er noch einen Streifen der scharfen, roten Paste über das Fleisch und hob beides unter die brodelnde Masse aus Gemüse und Soja. Anschließend goss er die Kokosmilch mit einem eleganten Schwung darüber, schüttete sich eine Messerspitze Zimt auf die Handfläche und pustete das Gewürz in die Pfanne. Als er nach dem Schnapsglas mit dem sizilianischen Weißwein griff, patschte ihm Marie auf die Hand, schnappte sich das Glas und goss den Wein rasch in das blubbernde Curry. »Gib mir nicht das Gefühl, total nutzlos zu sein. Die Eiswürfel haben geholfen, danke.«
Als Johannes zurück zu dem Küchentisch trotten wollte, hielt Marie ihn fest. »Sag mir bitte, was los ist. Bin ich es?«
Johannes schüttelte den Kopf und drückte Marie wortlos den Kochlöffel in die Hand.

An Schultagen passte er Anni morgens am Torbogen in der Johanneskirchgasse ab und trug ihren Ranzen bis zur Pestalozzischule. Sie war eine Stufe über ihm. Auf dem Pausenhof trafen sie sich nie, da Anni mit Freundinnen lachte und Johannes mit der geheimen Bande aus seiner Klasse ‚Attacke‘ spielte. Das Spiel bestand darin, dass die sechs Jungen, die die geheime Bande bildeten, sich in einer Ecke des Schulhofs versammelten, bis ihr Anführer plötzlich auf einem imaginären Pferd quer über den Schulhof galoppierte. Das war das Signal für die anderen Jungs, auf ihren Prachtrössern hinterherzupreschen. Dabei brüllten sie alle: »Attacke!« Die meisten Kinder stoben erschrocken auseinander, wenn die Horde auf sie zustürmte. Anni, die Johannes dabei immer amüsiert beobachtete, bog sich jedes Mal vor Lachen, sobald die Schüler schreiend auseinanderpurzelten.

»Ich werde dich verlassen.«
Johannes‘ blickte erschrocken über den Rand seines Laptops, vor dem er wieder Platz genommen hatte. Sein Hals schnürte sich zu und er war froh, keine direkte Antwort geben zu müssen. Marie hingegen setzte ein diabolisches Grinsen auf.
»Ich muss für ein paar Tage zurück nach Aruba fliegen. Der Produzent will das Drehbuch für die aktuelle Folge umgeschrieben haben, weil sie endlich diese fürchterliche Margot feuern wollen. Deshalb wird er sie sterben lassen und die möglichen Todesarten vor verschiedenen karibischen Hintergründen mit mir durchsprechen.«
Marie hatte immer noch ein keckes Schmunzeln auf den Lippen, als sie genüsslich den Kochlöffel zwischen sie schob.
»Wann?«, fragte er.
»Morgen früh.«

An dem Tag, an dem er sich ganz fest vorgenommen hatte, Anni in ihrer Klettergerüst-Limousine zu fragen, ob sie ihn heiraten wolle, wartete er vergeblich am Kiosk auf sie. Nach einiger Zeit steckte er den Plastikring, den er aus dem Kaugummiautomaten am Central Theater gezogen hatte, in seine Hosentasche zurück und rannte die Metzgerstraße hoch zum Spielplatz. Doch der war abgesperrt, und wimmelte von Polizisten und Männern, die Anzüge trugen und wichtig aussahen. Davor drängten sich die Neugierigen an dem Jägerzaun.
Am nächsten Tag las ihm sein älterer Bruder Randy aus dem Anzeiger vor, dass man ein elfjähriges Mädchen im Morgengrauen tot auf dem Klettergerüst gefunden hatte, die als Anneliese Wonn identifiziert worden war. Eine blecherne Sandschaufel war ihr mit großer Wucht in den Rücken gerammt worden. Der Schock hätte sie gelähmt, so dass sie nicht mehr um Hilfe hatte rufen können. Sie sei verblutet, hieß es in dem Artikel.

»Wann geht dein Flug?«
Marie trieb es eine Zornesfalte zwischen ihre Brauen und hieb den Kochlöffel mit einem lauten Knall auf das Schneidebrett.
»Verflixt Johannes, du hättest wenigstens fragen können, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, die Drehbuchänderungen von Frankfurt aus zu machen. Oder etwas heucheln können, was mir nur ansatzweise das Gefühl gibt, dass dir was an mir liegt.«
Mit einem Schwung, der durchaus ihre Wut zeigen sollte, schüttete Sie den Basmatireis auf das gewärmte Öl mit dem Extrakt aus gekörnter Brühe.
»Aber ich …«
»Sei ruhig!«
Marie lauschte mit einem Ohr über dem Reistopf und hob den Finger, um zu zeigen, dass sie absolute Ruhe brauchte. Als das Knistern des Reises bis an Johannes‘ Ohr drang, schüttete Marie das bereitstehende Wasser in den Topf. Unter einem bedrohlichen Zischen, das Maries Stimmungslage sehr nahe kam, stieg eine Dampfwolke nach oben. Dann begann der Reis in dem Sud zu brodeln.

Wochen später saß Johannes grimmig auf dem Klettergerüst. Unter ihm versuchte Fritzel, das Haus vom Nikolaus mit einem Stück Holz in den Boden zu kratzen. »Wenn du verblutest«, sagte er, »ist es wie langsam einschlafen. Du willst die Augen offen halten, aber die klappen dir einfach immer wieder zu.« Er verdrehte die Augen, bis Johannes nur noch das Weiß seiner Augäpfel entgegen klotzte. Dabei verzog Fritzel den Mund und streckte die Zunge raus, als ob man ihn erhängt hätte. Doch seine Weisheiten konnten Johannes kaum trösten. Schließlich war Fritzel derjenige, der geglaubt hatte, dass sie einen Farbfernseher besäßen, nur weil die Bildröhre ihres Schwarzweißgerätes kurz vor dem Kapputtgehen braunstichig geworden war. Doch selbst ihm war aufgefallen, dass die spitze, blecherne Sandschaufel nicht mehr da war, die monatelang auf dem Spielplatz herumgelegen hatte. »Mit der Schippe habe ich es immer geschafft.« Fritzel wischte mit der Hand einen der unzähligen Fehlversuche weg, das Haus vom Nikolaus in den Boden zu zeichnen.
Damals suchte Johannes immer wieder den Grund und das Gerüst nach Annis Blut ab. Aber man hatte viel Erde auf dem Spielplatz ausgetauscht und das Klettergerüst gründlich gereinigt. Anni war weggewischt worden. Jemand hatte sie ihm genommen – jemand Böses.

Das Surren der Klingel kündigte Gerd an, und Marie kam hinter der Kochzeile hervorgeeilt und umarmte ihn überschwänglich, nachdem er das imposante Einzimmerappartement mit Blick über den Main betreten hatte. »Bitte rede du mit ihm. Er ist wieder mal störrisch wie ein kalabrischer Maulesel. Sag ihm, dass es seine große Liebe ist, die er da mit Füßen tritt.«
Gerd winkte Johannes schmunzelnd zu und wisperte anschließend Marie gerade so laut ins Ohr, dass Johannes es hören konnte: »Keine Sorge, er weiß es.« Anschließend kam er auf Johannes zu und beide umarmten sich ebenfalls.
»Dr. Gerd Rassmus, der allwissende Frauenversteher.«
»Mitnichten, mein Lieber, eher ein Johannesversteher. Was gibt’s zu essen? Mir hängt der Magen sonst wo.«

»Die hat man bestimmt hingerichtet«, flüsterte ihm Fritzel zu. In diesem Moment hätte Johannes ihm liebend gerne seine Faust ins Gesicht gedrückt. Doch wie gewöhnlich lief der Geistesbestie vom Johanneskirchplatz ein Rinnsal Rotz aus einem Nasenloch, was diese Absicht sofort im Ekel erstickte.
Johannes konnte sich Annis Tod nie erklären, wobei er zugeben musste, dass ihm damals viele Facetten menschlicher Abgründe noch unbekannt waren. Es dauerte mehrere Wochen, letztendlich bis nach den Sommerferien und die ersten paar Tage in der fünften Klasse, bis seine Gedanken endlich um andere Dinge kreisten. Aber vergessen hatte er Anneliese Wonn sein Leben lang nicht. Und er fragte sich oft, ob das auch der Fall gewesen wäre, hätte man ihren Mörder je gefasst.

Nach dem Essen ging Johannes mit Gerd auf den Balkon und blickte eine Zeit lang stumm auf die Lichter der EZB. Gerd holte eine Tabatiere aus seiner Brusttasche, ließ sie aufschnappen und entnahm ihr eine Zigarette.
»Du vermasselst es noch.«
Johannes hob die Augenbrauen. »Ich weiß. Ist wie Höhenangst.«
»Quatsch«, erwiderte Gerd. »Es ist Anni. Immer noch. Immer wieder. Nach 50 Jahren. Du wirst erst im Tod dieses Trauma überwinden, aber dann wird es keine Marie mehr geben. Weißt du überhaupt, was für einen Suff du hast, in deinem Alter noch so eine Granate …« Gerd verstummte unvermittelt, und sein Gesicht, auf dem noch immer ein sorgenvoller Ausdruck lag, schien wie eingefroren. Auch sein restlicher Körper war in der Bewegung erstarrt.
Johannes zählte langsam. Nach acht Sekunden kehrte das Leben wieder zurück in den Körper seines Freundes.
»Du hattest wieder eine Absence. Ich hätte nie gedacht, dass du mit diesen Aussetzern dreiundsechzig Jahre lang überleben könntest.«
»Ich weiß, manchmal war’s echt knapp.«
»Anni hat dich ‚Das Schlafmonster‘ genannt.«
»Es scheint, dass jeder von uns beiden sein Monster durchs Leben trägt. Meins wacht wenigstens immer wieder auf, indes deins alles kaputtmacht. Du verlierst Anni jeden Tag aufs Neue.« Ein heftiger Hustenanfall unterbrach Gerds Analyse. Während er nach Luft rang, drückte er die Zigarette am Balkongeländer aus und warf sie in die Tiefe.
»Du solltest dir diese Kacke abgewöhnen.«
»Zu spät, mein Freund. Ich war vor zwei Wochen beim Arzt.«
»Und?«
»Ich werde sterben, Johannes. Und zwar ziemlich bald, wenn den Ärzten nicht noch etwas Geniales einfällt.«
»Du spinnst.«
»Um verrückt zu sein habe ich schon zu viel Blut gespuckt. Nein, ich habe nicht mehr lange.«
Johannes Kehle verkrampfte sich. Die Lichter der EZB verschwammen allmählich zwischen den Tränen.
Nachdem Gerd gegangen war, beobachtete Johannes Marie, wie sie die letzten gespülten Teller verstaute und anschließend über das Cerankochfeld wischte. Er überlegte für einen Moment, ob er mit ihr über Gerds Krankheit reden sollte. Bevor er zu einem Entschluss kam, zog Marie ihre Jeansjacke an und schnappte ihre Tasche.
»Wo willst du hin?«
»Nach Hause. Morgen früh kommt ein Taxi und bringt mich zum Flughafen. KLM 9:40 Uhr nach Amsterdam, anschließend weiter nach Aruba.«
»Bleib.«
Marie schüttelte unter einem bedauernden Lächeln den Kopf.
»Bitte.«
»Nein, Johannes.«
»Aber ich brauche dich.«
Marie warf einen kurzen Blick in die Runde.
»Wieso, die Küche ist gemacht.«
Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ die Wohnung unter dem Klacken ihrer High Heels.
Johannes vergrub das Gesicht in seinen Händen. Der rationale Teil in seinem Kopf schenkte ihm mit bösartigem Grinsen die Erkenntnis, dass er ohne Marie und Gerd einsam war. Ehrlich gesagt konnte selbst Mozarts Gegrunze an dieser Gegebenheiten wenig ändern. Johannes fuhr sich durch die Haare. Gerds Gesundheitszustand lag in den Händen der Ärzte. Und Marie? In seiner Verzweiflung dachte er darüber nach, ob es einen Knopf gab, den er drücken konnte, um einen Neubeginn zu erzwingen. Vielleicht wäre er in der Lage mit einem genialen Schachzug alles zu ändern. Mist, er war in Maries Hollywood-Welt entschwebt. Im blieb wahrscheinlich nur den Gang zum Psychologen. Ein Weg, den er immer …
Der Klang seines E-Mail Programms riss Johannes aus seinen Gedanken. Hastig klickte er auf das Symbol mit dem gelben Briefumschlag. Vielleicht war es eine Notiz von Marie, dass sich die Reise nach Aruba erledigt hatte, oder eine Mitteilung von Gerd, dass seine Röntgenbilder vertauscht worden waren.
Er schaute auf den Absender und rollte enttäuscht die Augen. Es war eine Werbenachricht von Friend Care, eine Internet-Plattform, die für ein paar Euro im Jahr versprach, einstige Schulfreunde wiederzufinden und virtuelle Klassentreffen zu veranstalten. Er hatte auf diese Weise Kontakt zu Uwe Scholten und Hans-Peter Kraft, zwei Typen aus der geheimen Bande der Pestalozzi-Schule, herstellen können. Allerdings ging die Konversation mit den ehemaligen Schulkameraden kaum über deren Feststellung hinaus, das Alter hätte, angesichts Johannes‘ Profilfotos, beträchtlich an ihm genagt.
Jetzt forderte das Programm ihn in regelmäßigen Abständen auf, er möge doch außer den zwei Knallköppen mit den geschmacklosen Kommentaren und dem Aussehen alternder Pommesbudenbesitzer, noch weitere Klassenkameraden mit dem IQ einer Eintagsfliege finden. Mehr aus einem Reflex heraus, als aus Neugierde klickte er auf die Nachricht.

Hallo Johannes Wilke,
Friend Care vermisst dich.
Folgende Freunde haben seit deinem letzten Login dein Profil besucht: Hans-Peter ‚Pepi‘ Kraft, Uwe Scholten und Anneliese Wonn.


Das erste Kapitel ist damit beendet. Jetzt heißt es warten. Was es damit eigentlich auf sich hat, könnt ihr hier nach lesen.

Mel

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