Justine privat - Der Abi Blues

Justine privat - Der Abi Blues

Die Bestimmung unseres Lebens ist nicht der Erfolg, sondern heroisches Versagen.
Robert Louis Balfour Stevenson

Ich befinde mich im Vakuum. Alle Prüfungen sind geschrieben, die Ergebnisse verkündet und ich habe immer noch nicht realisiert, dass es tatsächlich zu Ende geht. Die mündliche Prüfung ist die letzte Hürde. Danach startet ein neues Leben, auf das ich so lange hingearbeitet habe. Doch irgendwie weigert mein Gehirn sich das zu verstehen. In den letzten 3 Jahren wollte ich nichts anderes, als genau das. Endlich mein Abi in der Tasche habe und studieren gehen. Endlich wieder raus aus meiner Heimatstadt und dem immer gleichen Kreislauf.Endlich ein richtiger Neuanfang. All die Tränen, der Schweiß, die Angst – sie sollten doch jetzt vorbei sein. Aber das sind sie nicht. Im Gegenteil, ich kann mich weder freuen noch spüre ich eine wirkliche Erleichterung. Meine Prüfungsnoten waren gelinde gesagt beschämend, die verfluchte Prüfungspanik hat mich gelähmt. Mein Schnitt ist also nicht einmal im Ansatz so, wie ich es von mir selbst verlangt habe. Daran kann auch die mündliche Prüfung nichts mehr ändern. Es fühlt sich nicht nach einem Sieg an, sondern nach Versagen. „Denk daran was du alles nebenher machen musstest“, erinnert mich mein Freund gerne. Natürlich kann ich das nicht leugnen, ich arbeite soviel es geht, um die Tierarztkosten der letzten Monate zu decken und irgendwie auch das normale Leben zu organisieren.Aber auch das klappt nicht. Ich stecke fest. Wieder einmal. Im Treibsand des Lebens. Mir fehlt die Zeit mich zu beglückwünschen oder zu bedauern, stattdessen geht es einfach immer weiter. Aufstehen, Arbeiten, Organisieren, hin und her. Ich finde kaum die Kraft mich darum zu kümmern, was danach geschieht. Wenn ich mein Zeugnis in die Hand bekomme, weiß ich nicht wohin es gehen soll – all meine Wünsche erscheinen mit utopisch. Ich erscheine mir zu schlecht, für das bessere Leben nach dem ich mich gesehnt habe. Immer wieder drehe ich mich, um mich selbst, in der Hoffnung einen Weg zu finden, doch alles verschwimmt nur weiter.„Nimm dir doch ein Jahr Zeit um alles zu überdenken“, wurde mir geraten. Doch auch da erscheint eine Blockade in meinem Kopf. Ich höre meine biologische Uhr ticken. Nicht weil ich eine Familie Gründen will, sondern weil mir bewusst ist das ich nicht noch einmal so jung sein werde. Irgendwann wird es zu spät sein um zu studieren, zu reisen, mich auszutoben und am Leben zu überfressen. Ich will nicht zurück schauen und wissen, dass ich früher hätte reagieren müssen. Meine Angst blockiert mich. Das weiß ich, aber ich weiß nicht wie ich es ändern soll. Hinter jeder Ecke scheint ein neuer Fehler, ein neuer Irrtum und ein neues Scheitern zu lauern. Also versinke ich weiter in meiner Routine, arbeite, bis ich umfalle und versuche zu verdrängen was ich längst weiß: Die Schule ist vorbei.Zum dritten Mal in meinem Leben und auch zum letzten Mal. Wohin es gehen wird, was ich machen werde und ob mich das wirklich an mein Ziel bringt weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich es nach meinem letzten Sommer in der Heimat wissen. Vielleicht auch nicht. Im Moment ist meine Hoffnung, dass der enorme Druck in meinem Kopf aufhört, sobald die mündliche Prüfung hinter mir liegt. Ob dann der Knoten platzt, der mich dazu bringt, nichts mehr spüren zu wollen? Wir werden es sehen. Und Ihr werdet es lesen.

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