Inge Meysel • Frau + Schauspielerin der Eigenwilligkeit…

Bemerkenswert früh wusste Inge Meysel, dass sie Schauspielerin werden wollte, obwohl der Vater es gern gesehen hätte, wenn sie Jura studiert hätte, doch nachdem sie bereits in frühen Kindertagen schon auf der Bühne stand, erfolgreich auf Inge Meyseleiner angesehenen Schulbühne agierte war ihre Berufsentscheidung für sie völlig folgerichtig. Doch noch etwas war ihr bereits ganz früh bewusst, dass sie keine Kinder haben wollte. Eine ungewöhnliche Entscheidung für ein junges Mädchen, die sie im Laufe ihrer Frauenjahre nie in Zweifel zog und mit der sie bis zum Ende ihres Lebens in Einklang stand. Diese Kinderlosigkeit hatte aus ihrer Sicht nichts damit zu tun, dass sie keine Kinder mochte, doch sie hatte so viele Wünsche an ihr eigenes Leben, dass ihr bewusst war, dass sie beides nicht gerechter Weise unter einen Hut bekommen hätte. Diese Form der Konsequenz war ihr von früh an eigen und sie lebte diese auf äußerst eigenwillige, aber charmante Art. Da sie sich bereits äußerst früh für ganz entscheidende Lebenswege entschied, war es auch aus ihrer Sicht folgerichtig, dass sie ihre ersten amourösen Intermezzi mit Frauen hatte, da daraus für eine junge unerfahrene Frau keine ungewollten Schwangerschaften entstehen konnten. Eine Verbindung von Emotionalität und Logik lebte die bereits sehr junge Inge Meysel und diese zog sich durch ihr Leben wie ein roter Faden.

Eine echte Berlinerin war sie, geboren am 30. Mai 1910 in Rixdorf, einen Stadtteil im heutigen Bezirk Berlin-Neukölln. Sie hatte eine äußerst freie Kindheit und Jugend erlebt, Buchtitel Inge Meyselnannte ihre Eltern beim Vornamen, vielleicht auch, weil ihre Eltern sie sehr, sehr jung bekamen, beide waren erst achtzehn Jahre alt als Ingeborg Charlotte Meysel, so ihr eingetragener Namen, zur Welt kam. Noch im hohen Alter bezeichnete sie sich als Vatertochter, mit dem sie eine enge Bindung hatte. Er zeigte ihr den Weg in die Literatur und die Freiheit der Gedanken und der Persönlichkeit, ihre Mutter, eine Dänin, bekam von ihr heimlich den Beinamen ‚der General’. Dass sie ihre eigene Konsequenz von ihrer Mutter übernommen hatte, übersah sie gern, wies man sie darauf hin, überspielte sie es lächelnd.

Nach dem Besuch einer der besten Schauspielschulen bekam sie ihr erstes 1930 in Zwickau, dort gab sie in der Erstaufführung von Penzoldts ‚Etienne und Luise’ ihr Debüt, mit hervorragenden Kritiken. Der Grundstein für eine steile Karriere war gelegt, doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten stoppten ihren Weg nach oben in den Olymp der großen Schauspielerinnen. Bereits sehr früh bekam sie als sogenannte Halbjüdin Auftrittsverbot, hinzukam, dass sie sich bereits vorher politisch engagierte und ihren Mund nicht halten wollte; doch sie wurde ‚mundtot’ gemacht, wie damals üblich. Nachdem das kleine Unternehmen ihres Vaters ‚arisiert’ wurde, denn er als Jude durfte dann nicht mehr als Inhaber fungieren, überlebte er die Zeit des Grauens in einem Kellerversteck bei seiner ehemaligen Sekretärin, einer äußerst mutigen Frau. Die jüdische Großmutter von Inge Meysel war schon 1928 verstorben und ihre Tante Paula, die Schwester ihres Vaters, schied 1935 durch eigene Hand aus dem Leben, sie wollte nicht in die Hände der Häscher des Regimes geraten. Jeder in der Familie hatte eine Zyankalikapsel bei sich, wie Inge Meysel später erzählte, ihr Vater hatte sie für alle besorgt, noch bevor er ‚untertauchte’. Inge Meysel selbst ging nach zuerst nach Danzig, dann nach Hamburg, dort heiratete sie auch ihren Jugendfreund und nahm die Mutter bei sich auf. Dort erlebte sie auch das Kriegsende und konnte dann auch schnell ihren geliebten Vater in die Arme schließen. Doch ihr Vater konnte in der Nachkriegszeit nicht mehr an die Lebensfreude der Vorkriegszeit anknüpfen, nicht die Zeit im Versteck hatte ihn gebrochen, sondern die Erkenntnis, dass fast alle ‚Täter’ in der neuen Republik Deutschlands auf ihren Posten und Pöstchen saßen und ungeschoren davon gekommen sind, das ließ ihn zu einem gebrochenen Mann gemacht, der 1950, zwei Jahre nach seiner Frau, verstarb.

Doch gleich nach Beendigung des Krieges startete die Karriere der Inge Meysel so richtig durch, bereits 1945 spielte sie am Thalia Theater in Hamburg. Nach vielen Bühnenerfolgen, fesselte sie ein neues Medium ganz besonders, das Fernsehen, hier wurde Inge Meysel in ganz Deutschland berühmt und geliebt. Doch auch in wichtigen Nachkriegsfilmen wirkte sie mit, wie zum Beispiel 1950 ‚Schatten der Nacht’, 1954 ‚Des Teufels Die UnverbesserlichenGeneral’ oder 1959 ‚Rosen für den Staatanwalt’. Großartig war sie auch in dem Film von 1962 ‚Der Biberpelz’. Doch mit dem Film ‚Fenster zum Flur’ und dann der Serie ‚Die Unverbesserlichen’ spielte sie sich in die Herzen der Bundesbürger und wurde zur ‚Mutter der Nation’, obwohl sie diese Rolle der Mutter für sich selbst nie wollte und sie auch gar nichts Mütterliches an sich sah. Doch verkörperte sie nicht die weiches, liebende Mutter; sondern die Mutter mit dem ‚Löwenherz’, die Kämpferin, auch wider besseren Wissens. Bis ins hohe Alter spielte sie und blieb mit jeder Falte authentisch, auch mit ihrer Altersdemenz, die sie in ihrer letzten Rolle selbst thematisierte. Für diese Frau gab es kaum Tabus, weder in ihrem Beruf noch in ihrem gesellschaftlich-politischen Engagement. Sie setzte sich für Toleranz ein und lebte einen Feminismus, mit großer Offenheit und tollen Hutkreationen.

Inge Meysel starb an einem Herzstillstand in ihrem Haus im niedersächsischen Bullenhausen. Ihre Urne wurde am 23. Juli 2004 in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf im Grab neben ihrem verstorbenen Ehemann John Olden beigesetzt.

Eine große Künstlerin, die uns unvergessen bleiben sollte …  


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