ICT in der Schule: Integrativ alleine reicht nicht

Primarlehrer sein ist ein Beruf, in dem man nicht selten vor Widersprüche gestellt wird. So wird beispielsweise von uns gefordert, dass wir den Unterricht individualisieren und jedes Kind nach seinen gegebenen Fähigkeiten und Entwicklungsstand fördern, gleichzeitig aber müssen wir Lernziele erreichen, die für alle Kinder in der ganzen Klasse genau die gleichen sind. Wie Remo Largo im Buch Schülerjahre feststellt, sind das zwei Forderungen, die sich fundamental widersprechen. Man kann nur eines haben; beides zusammen geht nicht. (Wobei Remo Largo die Auffassung vertritt, dass es allein schon eine Illusion ist, Klassenlernziele umfassend zu erfüllen, und deshalb vehement für eine Individualisierung des Unterrichts plädiert, aber das ist ein anderes Thema.)

“Es gibt kein Fach ICT”

Für den…

Für die Vermittlung von ICT gibt es sehr gute Lehrmittel, sowohl für den integrativen Ansatz…

Ein anderer Widerspruch, mit dem wir Lehrpersonen in der Primarschule konfrontiert sind, betrifft das Thema ICT: Zu recht wird von der Schule verlangt, dass sie sich technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschliesst, und so sollen wir unseren Primarschülern auch Kompetenzen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien, eben IKT oder ICT, beibringen. Weil der Stundenplan jedoch eine heilige Kuh ist, bei dem den geringsten Änderungen und Anpassungen jahrelange politische Diskussionen vorausgehen, gibt es im Kanton Thurgau laut dem Amt für Volksschule kein Fach ICT, was bedeutet, dass die gesamte Vermittlung von ICT integrativ in den gewöhnlichen Regelunterricht eingebettet werden soll.

Wenn ich hier stutzig werde, kann ich mich auch hier auf Aussagen anderer Leute aus der Bildungslandschaft berufen, so etwa auf Thomas Merz, Prorektor für Forschung und Wissensmanagement und Fachbeauftragter für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Thurgau, der hinsichtlich der integrativen ICT-Kompetenzvermittlung auf Zeit online sagte:

«Das integrative Konzept macht zwar theoretisch Sinn, aber in der Umsetzung funktioniert es offensichtlich nicht.»

Meiner Meinung kommt es sehr darauf an, von welchen Bereichen in der ICT wir sprechen. Geht es darum, zu lernen, wie man ein Word-Dokument formatiert oder Massnahmen gegen Datenverlust trifft, so kann solches durchaus integrativ zum Regelunterricht vermittelt werden, indem man die Kinder am Computer arbeiten lässt, ihnen wo nötig entscheidende Tipps gibt, jedoch auch den Raum zum Ausprobieren und für Selbsterfahrungen lässt.

Gerade in den wichtigen Bereichen sind wir besonders gefordert

… als auch für die vertiefende Vermittlung spezifischer Themen in Lektionsreihen.

… als auch für die vertiefende Vermittlung spezifischer Themen in Lektionsreihen.

Geht es hingegen um Kompetenzen wie den Umgang mit persönlichen Daten (eigenen oder fremden) im Internet, Verhaltensregeln zur sicheren Online-Kommunikation oder virtuelle Identitäten, greift der integrative Ansatz klar zu kurz. Dabei sind gerade dies nicht nur die wichtigen, sondern auch die interessanten und herausfordernden Bereiche. Hier sind wir Lehrpersonen als Pädagogen gefragt, und hier können wir den Kindern durchaus auch einiges vermitteln – sofern wir selber die entsprechenden Kompetenzen mitbringen. Eine anspruchsvolle Aufgabe!

Das mit dem integrativen Ansatz halte ich trotzdem nicht für falsch. Um die von uns geforderten ICT-Standards zu vermitteln braucht kein eigenes Fach ICT. Wo wir meiner Meinung nach jedoch nicht herumkommen, wenn wir das Vermitteln von sozialen und kommunikativen Aspekten der ICT gewissenhaft machen wollen, sind Gefässe von ein paar wenigen Lektionen im Jahr, in denen wir diese Kompetenzen gezielt vermitteln. Dies müssen wir uns jedoch nicht alles selber aus den Fingern saugen; es gibt hierzu bereits sehr gute Lehrmittel, die uns dabei unterstützen. Mehr davon im nächsten in einem späteren Blogpost.


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