Ich habe kein Double. Ich muss da selber durch.

“Ich bin dann mal weg.”

Nachdem der ansonsten beste Ehemann von allen die Woche so spontan eröffnet hatte (s. hier), lief hier alles seinen gewohnten Gang. Maxe, der seit Samstag fiebernd und vorwiegend schlafend auf dem Sofa wohnt, nur unterbrochen von Schmerzmittelgaben und stimmlos vorgetragenen “Wasser”-Rufen, hat diese Tradition fortgesetzt und fiebert weiter vor sich hin.

Nasensprays sind eine unabdingbare Vorraussetzung für ungestörten Nachtschlaf

Die Schmerzmittelgaben haben sich ein wenig reduziert und heute Abend durfte ich ihm sogar Nasenspray verabreichen. Ich darf also auf eine schnarchfreie Nacht hoffen. Der Mann kommt ja eh spät.

Ich und Maxe, der ein erbitterter Feind von Haar- und Nägelschneiden sowie Nasensprays ist, haben sogar lange über den Sinn und Unsinn von Nasensprays diskutiert, und mein Arm wurde schon ganz lahm vom Halten des Nasensprayfläschchens in das rechte Nasenloch, bevor er endlich sein “Ok” zum Sprayen gab.

Die Nahrungsportionen sind heute beachtlich gestiegen, so dass ich mich nun allmählich getraue aufzuatmen. Den Logopädie-Termin am Freitag sage ich trotzdem vorsichtshalber ab. Sieht ein wenig klapprig aus, der Junge.

Ich habe kein Double. Ich muss da selber durch.

Wie bringt man nun den Stunt fertig, ein Schulkind pünktlich zum Unterricht zu bringen, während ein kranker und ein gesunder Zwilling noch unter die Aufsichtspflicht fallen? Ich übertrage die Aufsicht dem “Urmel”, das die Brüder zuverlässig eine Stunde vor die Matschscheibe bannt. Nach meiner Rückkehr kann ich sogar noch in Ruhe einen Kaffee trinken.

Wenn man lange genug wartet, bis das kranke Kind sein Vormittagsschläfchen antritt und sich dann ein bisschen beeilt, kriegt man sogar ein bockiges, aber gesundes Kind in den Kindergarten.

“Der Sohni wird abgeholt!” ruft Lavinia der Erzieherin zu, als sie mich sichtet.

“Sohni wird nicht abgeholt”, korrigiert diese, “er wird gebracht.”

Es ist elf Uhr.

Fahrrad hin, Fahrrad her.

Es macht wenig bis gar keinen Spaß, den ganzen Tag angemeckert zu werden.

“Warum hast du mich nicht früher abgeholt??” meckert das Schulkind, das ich um halb vier einsammle.

“Weil”, antworte ich, “dein Bruder krank ist und noch ein langes Schläfchen gemacht hat.” Und weil ich noch Haare geschnitten, geduscht, gepackt, Geld abgeholt, Nasenspray gekauft und Grundnahrungsmittel organisiert habe.

Das Gemecker geht übrigens weiter, als der Sohn Nässe auf seinem Fahrradsattel bemerkt. Wir geben das Rad den nächtlichen Dämonen preis und gehen zu Fuß.

“Mama, das ist mir jetzt echt peinlich!”

Wie es das Schicksal will, steht ausgerechnet heute ein Puppenhaus auf dem Weg und wartet auf den Sperrmüll. Ich wollte ja schon lange ein Puppenhaus haben. Also lade ich das kranke Kind (<– freiwillig) aus und das Puppenhaus ein, und schiebe weiter, während mir das Schulkind erklärt, wie peinlich er die ganze Aktion jetzt findet.

Ich kann ihn verstehen. Meine Mutter hat zwar nie ein Puppenhaus vom Sperrmüll geholt, aber sich dermaleinst die Haare zu Löckchen organisieren lassen. Wie sah das denn aus?

Ich gebe dem Sohn zu verstehen, dass es auch im Leben einer Mutter peinliche Momente gibt. In der Folge muss ich alle peinlichen Erlebnisse seiner Kindheit zum besten geben.

Bockig, die zweite.

In unserem Kindergarten angekommen, suche ich Sohni, der zwar fertig angezogen ist, aber sich trotzig auf die Wartebank setzt, als er feststellt, dass ich sein Fahrrad, mit dem er den Weg zum Kindergarten bewältigt hat, wieder mit nach Hause genommen hatte.

“Ich sollte das doch wieder mitnehmen!” rufe ich ungläubig.

Fragt mich nicht, wie ich das Kind aus der Anstalt herausbekommen habe. Es strandete jedenfalls vor der Anstalt und so schnappte ich mir das Wutbündel und schleppte es die Treppen hinunter.

Nachdem ich die aus Wut abgestrampelten Gummistiefel und das bockige Bündel in den Fahrradanhänger gestopft habe, schiebe ich ab. Maxe sitzt natürlich auf meinem Sattel.

Na**ig aus Protest

Dass Sohni niemals mehr aus dem Anhänger rauswollte, störte mich nicht. Immerhin befand er sich schon auf unserem Grundstück. Ich deckte ihn also warm zu und ließ ihn in Ruhe. Entspannungspolitik.

Als er eine Minute später sockfuß ins Haus trabte und nach seinen roten und sehr geliebten gefütterten Gummistiefeln fragte, erklärte ich ihm, dass ich sie nicht weggestrampelt hätte.

Seine Antwort war ein blitzartiges Ausziehen sämtlicher Kleidungsstücke und Sitzstreik auf dem Sofa. Ich summte “Oooooommmmm”, bis er zu schreien anfing. Wegen der Stiefel. Wir müssten sie holen. Sonst fände sie ein anderes Kind. Sohni geriet in Panik.

“Dann zieh dich an, beseitige das Chaos (<— Wutanfall vom Morgen) und dann gehe ich mit dir suchen.”

Er wusste sogar noch, an welcher Stelle er sie aus dem Anhänger geworfen hatte.

“Ich mache mich dann auf den Heimweg.”

So in etwa lautete die Formulierung des Ehemannes, der so gegen halb sechs gut gelaunt hier anrief. Aus Hamburg.

Ein kurzes Nachrechnen ergab eine Heimkehrzeit von halb elf!!

Ich brach in Tränen und Wut aus und knallte das Handy auf die Theke. Das war ungefähr der Zeitpunkt, als Maxe mir den Inhalt seines Mundes präsentierte und ich verstand, dass er mir nonverbal die Notwändigkeit zu kotzen signalisierte. Geistesgegenwärtig öffnete ich den Deckel des Mülleimers …

Küssende Kinder

Wenn ich heulend und wütend auf dem Küchenboden liege und mit beiden Fäusten auf selbigen einschlage, kommt gewöhnlich Maxe als erstes an, um mich mit gespitzten Lippen zu beruhigen. Sohni bevorzugt das Kuscheln, um mich Milde zu stimmen, kann seine wahren Beweggründe aber nicht zurückhalten: “Mama, wann sind die Fiss’däbchen fertig?”

Immerhin hat so ein Heul- und Wutausbruch die Folge, dass alle Kinder lammfromm ihre Aufgaben erledigen. Sogar das kontinuierliche Gemecker des Hausaufgabenkindes verstummte …

Gleich halb elf.

Mit ein wenig Glück landet der beste Ehemann von allen gleich im heimischen Hafen. Und ich erwäge, ob ich mich für diese Nacht im Keller verstecke.



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