Ich, der Kurzzeitmieter, das abgezockte Schwein

Ich bin ein Kurzzeitmieter. Und abgezockt

Seit 15 Jahren. Wohnung suchen, Wohnung mieten, Wohnung suchen, Wohnung mieten, Wohnung suchen, Wohnung mieten, Wohnung suc… Das beschreibt so in etwa mein bisheriges Leben abseits von Studium, Freizeit, später Job und Kinder.

Wenn ich es mir recht überlege, habe ich vermutlich knapp 2Jahre meine 15-jährigen Mieter-Karriere mit Wohnung suchen, Wohnungsanzeigen, Wohnungsinseraten, Wohnungsbesichtigungen, Ein- und Ausziehen, Baumängelrecherchen und Mietrecht verbracht, legt man pro Wohnung eine 3 monatige Wohnungsrecherche und all die Tätigkeiten rund um Ein-und Auszug zu Grunde. Ich zog neun mal um, dh alle 1,quetsch Jahre mietete ich neu. ZWEI Jahre, das ist-krank. Und wenn ich mir die Bilanz darüber hinaus ansehe, wird mir mitunter schummrig, nicht nur Zeit sondern viel Geld, einfach weg, puff.

Ich stieß neulich auf einen Artikel mit dem Titel

„Warum Mieter ihre Wohnung für immer behalten sollten“

Selbst Schuld!

Öl ins Feuer, nicht? Neun mal umziehen, neun mal genau das, was pro Jahr 3,5 Millionen andere Deutsche tun, mit durchschnittlichen Kosten von 859EUR zzgl. gezahlter Kautionen und höherer Mieten.

Ich habe demnach bisher rund 9000EUR verbrannt.. Zggl. Kautionen, Kosten für Einrichtung, Renovierungen usw. Krank. Aber haut die Rechnung so wirklich hin? Oder ist sie, mit Verlaub, gequirlter Mist?

Ich denke nach, und stelle sehr schnell fest: Der Artikel ignoriert

  1. 1. total, dass einen Lebensumstände zum Umzug zwingen können (Job / Familie / what ever) und
  2. 2. lässt außer Acht, dass oftmals die neu gemietete Wohnung selbst das Problem ist, was einen nach einer neuen suchen lässt.

Freilich, die Zeche zahlt im Spiel der, der neu mietet und sich ständig neuen Mietpreisen fügen muss, aber ist es immer selbst verschuldet? Ich denke nicht.

Haus und Grund, der Verein privater Vermieter in Deutschland, publizierte 2015 eine Studie, nach der Kurzzeitmieter(bis 2J.) durchschnittlich 8,49% über der ortsüblichen Vergleichsmiete zahlen, hingegen Langzeitmieter bis zu 15% unter der Vergleichsmiete liegen; wobei 29,1% der Mietverhältnisse nicht länger als 2Jahre bestehen

Hurra! Ich bin nicht allein!

Nachvollziehbar? Ja! Schön? Nein!
9000EUR plus Dunkelziffer, sagen wir mal 1000EUR Kaution pro Wohnung, im Durchschnitt 60% zurück, macht 3200EUR. On top. Plus Höhere Mietpreise. Ein Wahnsinn! Und zugleich ein Zeichen, dass der Wohnungsmarkt in Deutschland , ja in der gesamten Welt krankt. Massiv krankt.

Aber der Reihe nach, wie kam es bei mir zu dem steten Wohnungswechsel. Bin ich das Problem oder der Vermieter? Und was macht das mit meinen Kindern? Unstet, ständig ein neues Heim.

Ein Rückblick auf 15 Jahre, eine lange Zeit.

Als ich meine erste eigene Wohnung bezog, war das, gelinde gesagt, aufregend. Ich war 19, frisch immatrikuliert und brauchte einen Platz zum leben. So weit, so gut. Ich habe jetzt noch die Warnungen meiner Eltern im Ohr:

„Kind, bloß keinen privaten Vermieter, alles Halsabschneider, da sind die Häuser verloddert, die Nebenkosten stimmen nie und mit Pech stellen sie dir nach!“

Ich gebe zu, ich lächelte innerlich, aber im Anbetracht der Tatsache, mehr oder weniger finanziell abhängig zu sein, folgte ich brav dem Rat und landete bei der WOBA Dresden, später Gagfah, dann Vonovia und jetzt der Deutschen Annington zugehörig. Hätten meine Eltern damals bereits genauer recherchiert über den recht hässlichen Ruf der großen Wohnungsgesellschaften, wäre ihr Rat vemutlich anders ausgefallen. Sei es drum, recht schnell fand ich mich in einem 1Raum-Appartement wieder, nicht sanierte Platte, mitten in der Stadt, der Hauptbahnhof 5min fußläufig, die Studentenwohnheime gegenüber, 8. Stock, Blick über die Stadt für läppische 135EUR. Warm.

Wohnung suchen anno 2000

Die Immo-Suche gestaltete sich - gemessen an den heutigen Maßstäben - schwierig, wir schrieben 2000; der Wohnungsmarkt spielte sich primär im Print ab, Anzeigen mit Bild waren rar, der Immo-Platzhirsch Immoscout existierte zwar, aber war zumindest für mich damals nur über das Informatik-Kabinet der Uni verfügbar. Die Ära von AOL, von 56k-Modems oder freenet, verrückt. Es hieß alles besichtigen was irgendwie ging und halbwegs ins Raster passte. Und mir fiel es keineswegs schwer, mich ruck zuck zu entscheiden. Schaue ich heute zurück, wunder ich mich etwas über mich selbst, so spontan, so unbedarft zu mieten. Störte mich die Übernahme im unrenovierten Zustand? Nein. Die uralte Heizung oder undichten Fenster? Nein. Checkte ich auf Schimmel? Nein. Prüfte ich auf Parasiten? Nein. Unbedarft. Blauäugig. So stürzte ich mich ins Abenteuer Wohnung mieten. Und ich hatte Glück. Trotz innenliegendem Bad und Küchenzeile im Wohnraum ohne Abzug kann ich mich nicht an Probleme erinnern. Im Gegenteil. Die Omas um mich rum heizten mich brav von unten, oben, links und rechts mit aus, bis -5Grad musste ich trotz fehlender Isolierung und undichter Fenster nicht ansatzweise heizen. Trotz der Mülllagerung im Keller des Riesen-Klotzes sah ich im 10.Stock weder Kakerlaken noch Ratten noch sonst welches Getier. Das Bad trocknete auch nach großer Duschekszesse hevorragend ab, der ranzige Teppich war nach Grundreinigung auch ok, die Uni nah, es war - gut.

Eigentlich meine beste Mieterfahrung bisher. In der Platte. Bei der Woba / Gagfah.

Verrückt. Noch verrückter jedoch, dass ich nur 12 Monate später beschloss, es sei mir langweilig und ich Anschluss brauche. Ich suchte also wieder eine Wohnung, genau genommen, eine WG. Und fand sie sehr schnell.

Viel zu sagen gibt es zu meinem ersten Aus-und Umzug nicht; die Woba / Gagfah war unproblematisch, die Kaution bekam ich recht schnell zurück.

Die neue WG bewohnte ich wiederum 1,5Jahre, wechselte dann zu einer anderen für 1Jahr, blieb immer der Gagfah treu, bis mich irgendwann das Umfeld nervte und ich mich zurück nach den eigenen 4Wänden OHNE Omas und Kleinkriminelle als Nachbarn sehnte. Es lebe das Klischee aber - ach ja - nun: Konservative seit 30-Jahren-da-Lebende plus Menschen mit fragwürdigem Hintergrund.

Es lebe der soziale Wohnraum.

Ich wollte weg. Ich hatte genug von aufdringlichen Omas, ermüdenden Diskussionen über die Hausordnung und die Gründlichkeit, welche diese erfordert; genug von geklauten Fahrrädern im Keller, besoffenen Nachbarn die mir nachpfiffen und genug von Klingelstreichen frecher Gören.

Wikipedia meint, dass die Gagfah auf eine durchschnittliche Mietdauer von knapp 11 Jahren kommt. Nun. Ich drückte den Durchschnitt.

Das letzte Haus was ich bewohnte hatte 10 Eingänge á 12 Geschossen und geschätzt 120(?) Wohnungen. Zuviel,zu eng, zu nervig. Ein Problembewusstsein hinsichtlich Baumängeln, Nebenkostenabrechnungen oder ähnlichem hatte ich bis dato nicht. Passte alles und vieles habe ich schlichtweg nicht geprüft. So einfach war das. Mich trieb einzig der Wunsch nach anderem Umfeld und das Entwachsen sein vom Wg-Konstrukt. Ich suchte. Ganz modern mittlerweile mit Immo-Portalen. Und besichtigte nun erstmalig querbeet, alles, nur keine Gagfah mehr.Und begann ab diesem Punkt, viel über Wohnungssuche und Wohnungsmiete zu lernen, wobei ich dachte, da gäbe es nix. Immerhin hatte ich konkrete Vorstellungen von Lage, Preis, Umfeld. Ich wollte nahe an meinen Nebenjob, bei dem ich mehr Zeit als in an der Uni verbrachte, wollte KEINE Platte, wollte Grün für das recht frisch erworbene Hundekind, wollte gemütlich und eine Einbauküche. Muss machbar sein. Dachte ich.

Mein Fazit bisher was ich mit in die Besichtigungen nahm:

  1. 1. Das größte Problem einer Wohnung sind die Nachbarn.
  2. 2. Bemühe dich, niemals ZUVIEL Nachbarn zu haben. Viel = Viel Stress
  3. 3. Achte darauf, dass die Hausordnung von einer Firma erledigt wird.
  4. 4. Schließ dein Fahrrad immer in der Wohnung ein.
  5. 5. Deaktiviere die Klingel, dein Besuch kennt deine Nummer und kann anrufen, wenn er da ist.
  6. 6. Schau alle Nachbarn böse an, damit dich bloß niemand voll quatscht.

Die erste Wohnung die ich mir ansah, lag super im Kneipenviertel der Stadt, verfügte über 1,5Räume, war preislich okay, hatte eine Einbauküche, aber leider nur 2 Fenster. Zur Straßenseite, Haupttreffpunkt am Wochenende, no Go. Die nächste und übernächste waren ähnlich, die danach gruslig („Der Vermieter wohnt mit im Haus und kann in Ihrer Wohnung mit nach dem Rechten sehen.“), die folgende war direkt über einem Döner-Laden und stank erbärmlich.
Die folgende Litanei kürze ich ab, viel gesehen, zu dunkel, zu blöd, zu schmuddelig, zu teuer. Wohnung suchen - ich hasste es und machte trotzdem weiter. Mit jedem blöden Termin kompromissbereiter, ich wollte raus und weg von diesem Gagfah-Schlamassel. Weit weg.

Dann bin ichs mir halt wert

Sicher 3Monate später entschied ich mich schließlich, für eine Wohnung, 50EUR über Budget („nutzt ja nix“), Kleinstvermieter dieser einen Wohnung („hat ja eine Hausverwaltung“), Souterrain („aber eine Terrasse mit Grün, nur für mich und den dicken Mops!“) und neben der Bahn („kann nicht lauter als die Hauptverkehrsstraße der ersten Wohnung sein“). Gesehen, gemietet. Meine Familie und Freunde waren entsetzt. „Neubau UND Souterrain, das schimmelt doch!“ „Wenn die Bahn alle 10min lang knattert, denkt man ja das Haus stürzt ein“ „Neubau-ich dachte du willst SCHÖN leben? das hat doch kein Flair!“ „Oh Gott wie dunkel!“ sind nur eine Auswahl. Mir wars gleich, ich wollte raus raus raus und rein rein rein in die neue. Und freute mich täglich über spöttische 5min Arbeitsweg, einen Wald vor der Haustür und die Terrasse an Südseite mit Pinkelwiese für den kurzen. Darüber zu sinnieren ob Nordseite nun schimmelt oder nicht, darauf kam ich nicht im Ansatz. Ob ich meine Bad(Wannenbad!!!)-Exzesse einschränken müsse ohne Fenster, auch nicht. Oder mir eine Ratte durch die Terrassentür spazieren könnte.

Tatsächlich lernte ich folgendes:

  1. 1. Das größte Problem einer Wohnung sind die Nachbarn.
  2. 2. Bemühe dich, niemals ZUVIEL Nachbarn zu haben. Viel = Viel Stress
  3. 3. Achte darauf, dass die Hausordnung von einer Firma erledigt wird.
  4. 4. Schließ dein Fahrrad immer in der Wohnung ein.
  5. 5. Deaktiviere die Klingel, dein Besuch kennt deine Nummer und kann anrufen, wenn er da ist.
  6. 6. Schau alle Nachbarn böse an, damit dich bloß niemand voll quatscht.
  7. ***
  8. 7. Mit Nebenkosten wird beschissen. Vermutlich unwissentlich aber es wird. Klassiker: Techem.
  9. 8.Argumentiere niemals allein bzgl der Nebenkostenabrechnung, du kannst nur verlieren.
  10. 9. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst pinkelt dir wöchentlich jemand in den Garten / an die Hauswand.
  11. 10. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst kopulieren wildfremde Menschen in lauen Sommermonaten in deinem Garten.
  12. 11. Jedweder Wohnungsmangel der nicht protokolliert ist bei der Anmietung der Wohnung, wird einem zum Verhängnis bei Auszug.
  13. 12. Souterrain ist cool sofern der Heizungskeller genau unter einem ist. (nie geheizt!toll!)
  14. 13. Wohne nie an einer Bahnstrecke.
  15. 14. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte gekündigt werden und deshalb sehr pissig sein.
  16. 15. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte in der Firma tratschen.
  17. 16. 10min mit der Bahn zu fahren um Freunde zu treffen, ist zu weit weg für mich / ich zu faul dafür.

Man könnte lachen ob dieser Erkenntnisse und sagen, hey - das weiß man doch / ist vorhersehbar! Aber hey, ich war Mitte 20, woher sollte ich das wissen und was soll ich sagen - ich zog aus. Zurück in die Stadt. Weg vom Wald. Ich wartete 1,5Jahre auf die Kaution bzw einen Teil davon - weil - siehe oben.

Auf, auf, weiter, weiter

Die nächste Station / aka Wohnungssuche entfiel. Ich zog in die Wohnung des Mannes, aufregend. Lage toll, Miete billig, Nachbarn sensationell, dar Mann herzig, fein.
Leider lernte ich nun erstmalig das Wort Schimmel begreifen. Die Wohnung war recht schlecht gedämmt (Dachgeschoss Altbau), das Bad innenliegend und winzigst ohne vernünftigen Abzug, die Wäsche musste in der Küche trocknen wegen fehlendem Dachboden / Balkon, Nässe hier, Nässe da. Es schimmelte alles, die Duschwand, die Fugen, die Decke, eklig. Anfangs dachte ich, es sei Dreck (ja, lacht ruhig erneut) und schrubbte wie ein Berserker. Half nur leider null. Später bemühte ich „Schimmel-Ex“, ebenso mit mäßigem Erfolg, es half nix, erneut hieß es „Wohnungssuche“. Diesmal mit gehobenen Ansprüchen, denn Nachwuchs hatte sich eingestellt. Wieder nah am Büro, grün, mit Balkon und Dachboden für die Unmengen an Wäsche. Und Altbau. Unbedingt Altbau! Mit viel Platz, großem Bad und großen Räumen. Hell. Unbedingt. und Grün-erwähnte ich das?

Erweiterte Liste der Ansprüche neben Preis / Lage / Ausstattung waren jetzt :

  1. 1. Das größte Problem einer Wohnung sind die Nachbarn.
  2. 2. Bemühe dich, niemals ZUVIEL Nachbarn zu haben. Viel = Viel Stress
  3. 3. Achte darauf, dass die Hausordnung von einer Firma erledigt wird.
  4. 4. Schließ dein Fahrrad immer in der Wohnung ein.
  5. 5. Deaktiviere die Klingel, dein Besuch kennt deine Nummer und kann anrufen, wenn er da ist.
  6. 6. Schau alle Nachbarn böse an, damit dich bloß niemand voll quatscht.(entfiel)
  7. ***
  8. 7. Mit Nebenkosten wird beschissen. Vermutlich unwissentlich aber es wird. Klassiker: Techem.
  9. 8.Argumentiere niemals allein bzgl der Nebenkostenabrechnung, du kannst nur verlieren.
  10. 9. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst pinkelt dir wöchentlich jemand in den Garten / an die Hauswand.
  11. 10. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst kopulieren wildfremde Menschen in lauen Sommermonaten in deinem Garten.
  12. 11. Jedweder Wohnungsmangel der nicht protokolliert ist bei der Anmietung der Wohnung, wird einem zum Verhängnis bei Auszug.
  13. 12. Souterrain ist cool sofern der Heizungskeller genau unter einem ist. (nie geheizt!toll!)
  14. 13. Wohne nie an einer Bahnstrecke.
  15. 14. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte gekündigt werden und deshalb sehr pissig sein.
  16. 15. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte in der Firma tratschen.
  17. 16. 10min mit der Bahn zu fahren um Freunde zu treffen, ist zu weit weg für mich / ich zu faul dafür.
  18. ***
  19. 17. Prüfe Bad / Küche auf Schimmel.
  20. 18. Prüfe Keller auf Feuchtigkeit.
  21. 19. Miete kein Dachgeschoss.

Geht doch!

Wir landeten bei der Wohnungssuche schließlich bei Herrn S. Schien nett, das Haus sensationell in meiner romantischen Vorstellung; Offiziersvilla von 1900, teilsaniert, wunderschöne originale Türen und Fenster („sind natürlich abgedichtet, und doppelt, sehen Sie?!), mit aufgearbeiteten Dielen („Wir haben uns große Mühe gegeben!), Fischgrätenparkett im Wohnzimmer, viele Fenster. Toll! Wir mieteten die Wohnung, obgleich der Hausflur einem Abrisshaus glich. Der abgehakte Putz am Haussockel irritierte etwas („Wird neu gemacht“), die nicht abschließbare Haustür sollte ja bald behoben sein und der Garten, nunja, das wird schon, nicht?

Wir kamen recht schnell ins Gespräch mit unseren neuen Nachbarn, 2 kinderreiche Familien, Künstler und Bio-Agraringenieure, wir fühlten uns super wohl, die Kinder würden jemanden zum spielen haben (11 Kinder in einem Haus!), könnten im Garten toben während ich gemütlich auf dem Balkon einen Kaffee trank. So dachte ich das, jawohl. Nur kam es anders.

Traum und Alptraum

Die Geschichten über Herrn S. waren hanebüchen; ich kam recht schnell nicht umhin, das Wort „Schwein“ auf den Lippen zu haben. Während wir bisher keinerlei Probleme hatten (Kunst bei Neueinzug), erzählten die einen ihre leidvolle Geschichte mit unverhältnismäßigen Mieterhöhungen und Nebenkostenabrechnungen, die anderen wie sie aus 2000km Entfernung zum Einzug anrückten, mit 3Kindern und LKW wohlgemerkt und Herr S. mal eben zur Schlüsselübergabe die Miete um 100EUR anhob; Widerspruch? Unwille? Gut! Kein Schlüssel! WTF?! Wir schüttelten die Köpfe und harrten der Dinge, die da kommen mochten.

Das erste Jahr verlief ruhig bis auf geklaute Winterräder im Keller, der Erkenntnis, dass der Grund für den abgehakten Putz Salpeter war, der Keller schimmelte, niemand irgendeinen Mangel beseitigte, dafür Handwerker wegen unbezahlter Rechnungen mal eben eine Terrasse rück bauten und wir gelegentlich Briefe erhielten, unseren Beitrag an der Werterhaltung des Hauses (???) zu leisten. Nun gut.

Hände hoch, ich bin Vermieter!

Wir erfreuten uns derweil täglich an der Waldnähe, dem Supermarkt ums Eck, den wunderschönen Fenstern und hassten zugleich die zugige Beschaffenheit. Die Nachbarn blieben toll, die Kinder lernten laufen und sausten durch den riesigen Altbauflur mit ihren Bobbycars ,niemand störte sich daran, ich genoss die Möglichkeiten eines Wäschegartens und Wäschebodens, im Grunde war alles fein. Bis exakt ein Jahr nach Einzug ein Brief ins Haus flatterte, adressiert durch den Bruder des Vermieters, seines Zeichens Anwalt, und kündigte uns an die Miete gestaffelt um 20% zu erhöhen. 20%?! Darf das?

Wir recherchierten. In dem Brief stand, dass dem Vermieter das Recht obliege, die Miete innerhalb von 3Jahren um 20% zu erhöhen wenn die Vergleichsmiete oberhalb der neuen Miete liegt. Ernsthaft? Vergleichsmiete? Ich lachte; wir wohnten in einer teilsanierten Bruchbude! Mit Salpeter, ohne Klingelanlage, vernünftiger Haustür, mit kaputten Zäunen…? Wir gingen zum Anwalt und widersprachen und landeten schließlich vor Gericht.
Recht bekam keiner wirklich, der Vergleich (natürlich!) knöpfte uns 7% mehr Miete ab (Immerhin?!Leider?!) und besiegelte jedwedes gutes Verhältnis auf frostig. In Kombination mit der Baufälligkeit beschloss ich erneut(raten Sie!): UMZUG! Und wir suchten geschlagene 4Monate nach der one-and-only-Wohnung.
Sie war völlig überteuert in der Miete, aber ich musste sie haben. UNBEDINGT. Maissonette mitten im Kiez, mit Garten, Licht, Platz und überhaupt. Der Auszug bei Herrn S. brachte wie erwartet eine 2. Gerichtsverhandlung ein wegen einbehaltener Kaution, die er leider leider nicht behalten durfte und uns 1,5Jahre später nach zähem Prozess auszahlte.

Mein Fazit und die Benchmark für die neue Wohnung waren also:

  1. 1. Das größte Problem einer Wohnung sind die Nachbarn.
  2. 2. Bemühe dich, niemals ZUVIEL Nachbarn zu haben. Viel = Viel Stress
  3. 3. Achte darauf, dass die Hausordnung von einer Firma erledigt wird.
  4. 4. Schließ dein Fahrrad immer in der Wohnung ein.
  5. 5. Deaktiviere die Klingel, dein Besuch kennt deine Nummer und kann anrufen, wenn er da ist.
  6. 6. Schau alle Nachbarn böse an, damit dich bloß niemand voll quatscht.(entfiel)
  7. ***
  8. 7. Mit Nebenkosten wird beschissen. Vermutlich unwissentlich aber es wird. Klassiker: Techem.
  9. 8.Argumentiere niemals allein bzgl der Nebenkostenabrechnung, du kannst nur verlieren.
  10. 9. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst pinkelt dir wöchentlich jemand in den Garten / an die Hauswand.
  11. 10. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst kopulieren wildfremde Menschen in lauen Sommermonaten in deinem Garten.
  12. 11. Jedweder Wohnungsmangel der nicht protokolliert ist bei der Anmietung der Wohnung, wird einem zum Verhängnis bei Auszug.
  13. 12. Souterrain ist cool sofern der Heizungskeller genau unter einem ist. (nie geheizt!toll!)
  14. 13. Wohne nie an einer Bahnstrecke.
  15. 14. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte gekündigt werden und deshalb sehr pissig sein.
  16. 15. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte in der Firma tratschen.
  17. 16. 10min mit der Bahn zu fahren um Freunde zu treffen, ist zu weit weg für mich / ich zu faul dafür.
  18. ***
  19. 17. Prüfe Bad / Küche auf Schimmel.
  20. 18. Prüfe Keller auf Feuchtigkeit.
  21. 19. Miete kein Dachgeschoss.
  22. *** 20. Frage Vormieter und Nachbar nach dem Vermieter. (Der Moment, in dem das Konstrukt Vermieter-Bewertung angemacht wurde btw)
  23. 21. Frage nach, wie lange die Vormieter in der Wohnung lebten und weshalb sie ausziehen.
  24. 22. Übergib eine Kaution niemals bar.

Es gibt sie doch, die Guten!

Die neue Wohnung war diesbezüglich ein Volltreffer, der Vermieter hatte die Wohnung selbst bewohnt, 15Jahre, alles war in tip-top Zustand, er zog aus weil alle 4 Kinder aus dem Haus und die Notwendigkeit einer 4,5Raum-Wohnung nicht mehr gegeben war. Wir nahmen sie. Es war eine gute Zeit, alles klappte wie man sich das so vorstellt. Es war warm, trocken, in Schuss und der Mieter freundlich und ohne Abzockambitionen. Toll.

Wir zogen 1,5Jahre später wieder aus. Beruflich bedingt. Ans Meer.

Ein Haus am Meer! Ein Haus am MEER

Meine Liste bleib unverändert. Und dann suchten wir erneut. Schwierig in einer unbekannten Region. Immo war unser liebstes Stichwort bei Google. Wohnung suchen. Mieten. Dauerthema. Aber am Meer! Am Meer! Das konnte nur gut werden.

Wir entschieden uns für ein Haus in Strandnähe, 800m. Fußläufig. Traumhaft. Das erste Jahr war toll. Bis der Winter kam zumindest, oder Herbst.
Hatte ich mich vorab gelegentlich gewundert warum die Wäsche Tage in der Sonne stehen und doch nicht trocknen wollte, lernten wir dann, was Meer bedeutet: Hohe Luftfeuchtigkeit. Sehr hohe. Draußen. Und Drinnen. Schimmel. Schnell. Ich warf in den folgenden Monaten eine Unzahl an Handtaschen, Schuhen und Klamotten weg-schimmlig. Möbel schimmelten. Teller. Alles was nicht eingepackt oder in steter Benutzung war, bekam eine zauberhafte Patina.

Sollte das so? Musste das so? Ich bezweifelte es. Obgleich nie am Meer gelebt, erinnerte ich mich nicht an klamme Bettdecken in Hotels, oder Schimmel, oder feuchte Sachen IN Schränken. Wir schafften Entfeuchter an. Viele. Half mäßig. Wir belasen uns über Schimmel, Schimmelarten, Schimmelwachstum. Ich war (und bin) da Experte drin. Mittlerweile. Echt jetzt. Muss ich gesondert drüber bloggen. Aber das nur am Rande.

Die Kinder wurden zunehmend dauerkrank, husteten erbärmlich. Normal? Aus der Kita? Oder das Haus? Wir kalkten die Wände, als ultimo ratio, auf Kalk wächst erstmal nix. Ich wurde zunehmend unruhig. Eine Farce, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereit die Vermieter-Bewertung gelauncht hatten, es schien als solle jetzt allem das Krönchen aufgesetzt werden. Wir experimentierten, es war Sommer, drinnen schlafen, draußen schlafen, Husten oder nicht?

Wir befragten schlussendlich einen Gutachter, Unglauben dass das „hier eben so ist“; und der schließlich die Ursache fand: Fehlende Isolation des Hauses „von unten“die Mauern und der Boden gaben die Feuchtigkeit sukzessive ins Innere ab. Wir kündigten fristlos, mit ärztlichen Gutachten. Der Vermieter ließ uns gehen, die Kaution ist weg, natürlich ist sie das. Und das Haus war sofort wieder verfügbar auf immo-Portalen. Man kann nichts tun, als zuzusehen. und aufzuklären. Dass anderen nicht der selbe Murks passiert. Wohnung mieten, Wohnung suchen, der ewige Kreislauf und wir mittendrin.

Ich ergänzte meine Liste der Checks:

  1. 1. Das größte Problem einer Wohnung sind die Nachbarn.
  2. 2. Bemühe dich, niemals ZUVIEL Nachbarn zu haben. Viel = Viel Stress
  3. 3. Achte darauf, dass die Hausordnung von einer Firma erledigt wird.
  4. 4. Schließ dein Fahrrad immer in der Wohnung ein.
  5. 5. Deaktiviere die Klingel, dein Besuch kennt deine Nummer und kann anrufen, wenn er da ist.
  6. 6. Schau alle Nachbarn böse an, damit dich bloß niemand voll quatscht.(entfiel)
  7. ***
  8. 7. Mit Nebenkosten wird beschissen. Vermutlich unwissentlich aber es wird. Klassiker: Techem.
  9. 8.Argumentiere niemals allein bzgl der Nebenkostenabrechnung, du kannst nur verlieren.
  10. 9. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst pinkelt dir wöchentlich jemand in den Garten / an die Hauswand.
  11. 10. Miete niemals in Laufnähe einer Diskothek, sonst kopulieren wildfremde Menschen in lauen Sommermonaten in deinem Garten.
  12. 11. Jedweder Wohnungsmangel der nicht protokolliert ist bei der Anmietung der Wohnung, wird einem zum Verhängnis bei Auszug.
  13. 12. Souterrain ist cool sofern der Heizungskeller genau unter einem ist. (nie geheizt!toll!)
  14. 13. Wohne nie an einer Bahnstrecke.
  15. 14. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte gekündigt werden und deshalb sehr pissig sein.
  16. 15. Vermittel niemals einem Arbeitskollegen die Wohnung neben dir, er könnte in der Firma tratschen.
  17. 16. 10min mit der Bahn zu fahren um Freunde zu treffen, ist zu weit weg für mich / ich zu faul dafür.
  18. ***
  19. 17. Prüfe Bad / Küche auf Schimmel.
  20. 18. Prüfe Keller auf Feuchtigkeit.
  21. 19. Miete kein Dachgeschoss.
  22. ***
  23. 20. Frage Vormieter und Nachbar nach dem Vermieter. (Der Moment, in dem das Konstrukt Vermieter-Bewertung angemacht wurde btw)
  24. 21. Frage nach, wie lange die Vormieter in der Wohnung lebten und weshalb sie ausziehen.
  25. 22. Übergib eine Kaution niemals bar.
  26. ***
  27. 23. Nimm immer einen Hygrometer zu Besichtigungen!!!

Wir mieteten recht schnell eine Wohnung, die Zeit drückte, es war die einzige die laut Hygrometer sauber war. Hier. Am Meer. Wir trafen die andere Seite, ein Vermieter in Grundfesten erschüttert durch Mietnomaden, der ein halbes Jahr keine Rechnung zahlte und „geräumt“ wurde. Misstrauen traf Misstrauen.
Warum bewerten nicht mehr ihre Vermieter und Wohnungen? Zu gern hätte ich dessen Ruf vorab validiert, verliess mich erneut blind auf den Bauch.

Wir leben nun seit 3Monaten hier. Vorletzte Woche regnete es durch das offenkundig undichte Dach. Ein Dachdecker war bisher nicht da. Keine Pointe.

Natürlich frage ich mich nun, ob die Mietnomadin nicht zahlte weil es rein regnete? Kann sein, muss nicht.
Natürlich überlege ich, wie welche Fristen wo gesetzt sinnvoll sind.
Natürlich habe ich keine Lust auf den erneuten Ringelpietz.
Eine Crux. Fehlende Transparenz. Es MUSS sich ändern. SCHNELL. Eine Wohnungsmiete ist oftmals der höchste Posten der Ausgaben. Wie kann es sein, dass wir diesen Umstand ignorieren? Die Katze im Sack kaufen? Uns zwar tollste Energieausweise offeriert werden, mir aber niemand Auskunft gibt ob das Haus Schimmel- Salpeter- und Hausschwammfrei ist? Dass es nicht krank macht? Dass die Nebenkosten sauber abgerechnet werden, ich im Idealfall einen Blick werfen kann, was meine Vermieter so verheizten? Ein Bild davon bekomme, wo ich lebe? Dass ich mich wirklich wohlüberlegt einmieten kann?

Dann kauf doch selber, wenn es dir nicht passt!

Ein oft gehörter Satz. Bau doch selber. Kauf doch. Ja nee, ist klar - wie könnte ich? Wie kann ich JETZT wissen, wo ich die nächsten 20Jahre lebe? Ich hänge weder an Ort noch Job, ich bin flexibel, wie man so schön sagt, und gedenke das auch zu bleiben. Ein Kauf passt für kaum einen für uns, nur wissen das die meisten nicht. Rechnen nur Miete gegen Rate, vergessen aber, dass unvorhergesehenes passieren kann. Ein Jobwechsel und damit Standortwechsel zum Beispiel. Oder ein Einkommensverlust der den Haustraum schnell zum Alptraum macht, offene Raten, Haus weg, so einfach ist das. Und der Unterhalt. Das wird nicht neuer wenn ihr darin lebt, wisst ihr? Oder ich. Oder sonstwer. Da gibt Dinge zu reparieren. Oder zu ersetzen, Oder sonstawas

Dieser Markt krankt

Und wisst ihr auch wieso? Siehe oben. Investitionsrückstau quasi. Dinge verkommen. Oder werden zu früh belegt und haben Baurestfeuchte. Oder sind einfach billig gebaut. Oder marode. Oder. Oder. Nur Leerstand, Beheben, Investieren, nee, das geht so nicht. Das tragen wir besser auf Mietern aus. Kurzzeitmietern so wie mich. Die schnell das Weite suchen. Und auf Jahr und Tag in der gleichen Spirale hängen.

Ich, das abgezockte Schwein

Ich, der wohl auf Jahr und Tag die persönliche Liste weiter pflegt um irgendwann, vielleicht und mit Glück, nochmal eine Perle findet. mit fairen Vermietern, meinetwegen mit überteuerter Miete (ein Schelm, der einen Zusammenhang sieht) und aufhört, sein Erspartes in Umzüge zu stecken.


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