Ich bin die strengste Mutter der Welt. Oder: Strafe muss sein.

Finde ich.

Allerdings kann ich meine Strafen selten verwirklichen, denn gewöhnlich rennen meine Kinder schon vorher kichernd weg.

“Halte sofort an!” rufe ich beispielsweise einem wild flüchtenden, glucksenden Knirps hinterher, “Strafe muss sein! Ab eute wird in diesem Hause nicht mehr gelacht! Sofort aufhören!”

Fremderziehung. Muss auch sein.

Natürlich erstrecken sich meine erzieherischen Bemühungen auch auf Besucherkinder: “In diesem Haus gibt es zwei Regeln”, erkläre ich Lars-Christopher, der mich mit großen Augen anschaut, “erstens: Verletz dich nicht! Zweitens: Niemand spielt in MEINEM Bett!” (Alles schon gehabt.) “Wenn du eine dieser Regeln nicht einhältst lackiere ich dir höchstpersönlich deine Fußnägel grün! Alles klar?”

Lars-Christopher beäugte mich skeptisch, aber das Ziel heiligt die Mittel. Finde ich. Als sein Vater ihn abholte, war Lars-Christopher unverletzt und mein Bett nicht voller Sandkörnchen. Sogar meine Ohropax lagen noch unter dem Kopfkissen.

Manchmal erwischt es Sohni.

Und Sohni ergibt sich freiwillig.

“Muss ich dich erst auf das Sofa werfen und dir Bauchküsse geben?? Willst du das wirklich?” rufe ich streng und untermauere meine Absichten mit V-förmig verzogenen Augenbrauen: “Ab auf`s Sofa mit dir und dort kannst du dir schon mal das T-Shirt hochziehen!” Was soll ich sagen? Einsichtig wie ein Hund, der Herrchens Steak geklaut hat, springt Sohni quietschend auf das Sofa, lüpft sein Shirt und macht sich vor lauter Gegacker fast in die Hosen. Schön, wenn Kinder so einsichtig sind.

Schwere Vergehen

Bei schwerwiegenden Vergehen werden auch Vier-Augen-Gespräche angewendet. Meistens sieht man es dem Übeltäter ja schon an der Nasenspitze an, ob er seinem Bruder tatsächlich eines übergebraten oder Süßigkeiten geklaut hat.

Dazu begebe ich mich in Augenhöhe des Kindes oder nehme es auf meinen Schoß, wenn es das will, und bediene mich einer ernsten Stimmlage.

“Schätzchen”, sage ich, “das hat dem Maxe/Sohni/Melek wehgetan. Guck mal, der weint sogar. Ich will das nicht, dass du einen meiner Söhne verletzt.”

Meistens folgt noch eine längere Diskussion darüber, wer nun wem und warum und zuerst eins übergezogen hat. Aber immer enden die Diskussionen damit, dass wir Auas im Allgemeinen doof finden und lernen wollen, unser Konflikte zu verbalisieren.

Verbalisieren?

“Was ist das, Mama?” lispelt Melek.

“Hasi, du bist ein Mensch und kannst reden. Sag, wenn dir was nicht passt! Schimpf mit deinem Bruder, wenn der dein Gebautes kaputt gemacht hat! Frag, wenn du was abhaben willst! Hauen ist doch keine Lösung!”

Es werden wohl noch viele Diskussionen ins Land gehen, bis meine Kinder das Konzept verstanden haben. Solange gibt es eben weder Käfersuppe noch Regenwurmspagetti in diesem Haus. Strafe muss sein.



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