Hörspielrezension: TimeShift 5 - And The World Moves Sideways (Blackdays)


Unkommerzielle Produktionen haben sich binnen relativ kurzer Zeit einen festen Platz in der Hörspiellandschaft erobert. Anfangs noch als „Fan-Produktionen“ bestenfalls müde belächelt, können diese Hörspiele inzwischen eine Qualität vorweisen, die vor wenigen Jahren so noch kaum vorstellbar war. Zu verdanken ist dies den vielen Autoren, Sprechern, Cuttern, Musikern und Cover-Artists, die zahllose Stunden ihrer Freizeit für die Projekte opfern und sich dabei mit dem bislang Erreichten nicht einfach zufrieden geben, sondern danach streben, sich mit der nächsten Produktion weiter zu steigern. Der gerechte Lohn für die Mühe ist die große Wertschätzung, die den Beteiligten von Seiten des Publikums entgegengebracht wird. Dieser Erfolg ist jedoch nicht ohne Schattenseiten, denn die Zeiten, in denen ein solches Hörspiel in wenigen Monaten realisiert werden konnte, sind längst vorbei. Angesichts des großen getriebenen Aufwands vergeht nicht selten mehr als ein Jahr, ehe ein neues Werk das Licht der Welt erblickt.
Hörspielrezension: TimeShift 5 - And The World Moves Sideways (Blackdays) So stehen die Dinge auch im Falle der Serie TimeShift, deren Folge 4 A Past And Future Shadow ging Anfang 2012 online und seitdem musste die Fangemeinde auf die Fortsetzung des Zeitreiseabenteuers von Shaun McKenzie warten. Diese Geduldsprobe ist nun allerdings durchgestanden, denn seit dem 17. Juni kann man sich TimeShift 5: And The World Moves Sideways legal und kostenlos von der offiziellen Website der Serie herunterladen.
Erneut ist der Truppe um Lars Conrad, Bernhard Schlax, Alexander Linß und Jens Ewald ein spannendes, kurzweiliges und intelligentes Hörspiel gelungen, das inhaltlich direkt an den Vorgänger anschließt, obwohl dies dem Protagonisten Shaun zunächst gar nicht bewusst ist: Eben noch kämpfte er in einem mittelalterlichen Gewölbe mit einem außerirdischen Wesen und nur einen Augenblick später findet er sich in seinem eigenen Bett in Genf wieder – jedoch ohne Erinnerung an die vorangegangenen Ereignisse. Als er nichtsahnend im CERN seine Arbeit antreten will, muss der Wissenschaftler mit Schrecken feststellen, dass seine Welt aus dem Fugen geraten ist.
Der Titel der Folge verweist auf die Multiversum-Theorie - ein Denkmodell, demzufolge eine unendliche Menge von Universen nebeneinander existieren, weil kleinste Veränderungen im Ablauf von Ereignissen jeweils neue Realitäten generieren. Somit gibt es auch nicht die Geschichte oder die Zeit, sondern das, was wir als Vergangenheit oder Gegenwart kennen, ist nur eine einzige von schier unzähligen Versionen einer höchst komplexen Ereigniskette. Ein bekannter Vertreter dieses Ansatzes ist der Physiker David Deutsch, der die Existenz paralleler Universen aus der Quanten-Theorie herleitet. Wenn man das Verhältnis zwischen Raum und Zeit weiterdenkt, dann kann man sich Zeit in der Tat als eine Eigenschaft des Raumes vorstellen und da sich Räume durch Dimensionen wie Höhe, Breite und Tiefe definieren, wäre Zeit nur eine weitere Dimension. Warum sollte man sich also nicht auch in ihr bewegen können wie in den drei anderen?
Alternativwelten bzw. alternative Zeitabläufe sind natürlich wie geschaffen für die SF-Geschichten. Von Philip K. Dick beispielsweise stammt der Roman The Man in the High Castle (dt.: Das Orakel vom Berge) und auch Robert Harris spielte einen alternativen Ausgang des Zweiten Weltkriegs in Vaterland durch. Die Star-Trek-Episode Mirror, Mirror (ja, das ist die mit dem bärtigen Spock), in der es Kirk und Co in ein Paralleluniversum verschlug, ist inzwischen legendär, wie sich auch in Sliders die Protagonisten in jeder Episode in einer anderen Realität wiederfanden. Marvel widmete eine ganze Heftserie mit dem passenden Titel What If... diesem Motivkreis und auch DC Comics kannte (und kennt inzwischen wieder) Erde 1 und Erde 2 (von Erde 3, X, S usw. ganz zu schweigen). Comic-Chronisten werden sich sicher noch an die Maxiserie Crisis of the Infinite Earths erinnern.
Nun sorgen also die Blackdays für einen weiteren Beitrag zum Thema. Eingebettet ist der Plot des aktuellen Hörspiels in den übergreifenden Handlungsbogen der auf insgesamt acht Episoden angelegten Abenteuer von Shaun McKenzie und seinem Gefährten Dulgar. Die Macher setzen wieder auf den bewährten Mix aus Character Drama und Action, wobei sie die Multiversum-Theorie nicht zum simplen Plot Device herabstufen, sondern deren Implikationen für die Geschichte bzw. die Vorgehensweise der Protagonisten anschaulich und nachvollziehbar durchspielen. Dabei sind sich die Autoren durchaus bewusst, dass sie schnell Gefahr laufen, ihre Figuren allzu geschwätzig daherkommen zu lassen und sorgen dafür, dass diese immer noch rechtzeitig die Kurve kriegen. Dem Publikum wird durchaus Aufmerksamkeit für das Geschehen abverlangt, doch im Gegenzug bieten die Blackdays ein Hörspiel an, das neben erzählerischer Qualität zudem eine gute Sprecherriege bietet. Unter der Regie von Bernhard Schlax und Lars Conrad agieren neben den Regulars dieses Mal in Nebenrollen unter anderem Valerie Mellini, Daniel Birkholz und Elisabeth Addicks, sowie Mica Wanner als Wachtmeisterin Dijon. Peter Rupprecht nimmt seine Rolle als Ardax Terrantor aus Folge 4 wieder auf.
Für das ansprechende Sounddesign und eine saubere Abmischung zeichnet Erwin Spielvogel vom Eston Studio in Krumbach verantwortlich, der diese Bereiche seit Folge 4 betreut und damit sicherstellt, dass die aktuelle Produktion sich auf dem selben hohen Niveau wie ihr Vorgänger befindet. Dass einige Takes mit deutlich hörbarem Hintergrundrauschen es irgendwie ins Endprodukt geschafft haben, ist zwar etwas schade, schmälert den positiven Gesamteindruck aber nicht.
Stattdessen soll an dieser Stelle einmal herausgestellt werden, wie sehr die Serie seit ihrer ersten Folge in allen Bereichen deutliche Fortschritte gemacht hat. Im August feiert TimeShift sein dreijähriges Bestehen und die Macher haben es nicht nur geschafft, die Truppe über den gesamten Zeitraum zusammenzuhalten, sondern durch Kooperation mit Communitys aus der freien Hörspielszene die Qualität des Casts immer weiter zu steigern und sich ab Folge 4 für Schnitt und Abmischung kompetente Hilfe ins Boot zu holen. Alle Beteiligten können durchaus stolz auf das sein, was sie da in den letzten drei Jahren erreicht haben.
Drei Episoden von TimeShift stehen noch aus und nachdem man die aktuelle Folge TimeShift 5: And The World Moves Sideways gehört hat, darf man den kommenden Hörspielen mit Recht gespannt und erwartungsvoll entgegensehen.
TimeShift 5: And The World Moves Sideways erschien am 17. Juni 2013 und steht wie alle anderen Folgen der Serie zum kostenlosen Download bereit.
Link 1: Website der HörspielserieTimeShift
Link 2: Verzeichnis meiner weiteren Hörspielrezensionen

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