Horror zur Weihnacht‘ #2 | „Black Christmas“ als wahres Horror-Remake

In 1974 kam Bob Clarks Slasher-Horrorfilm Black Christmas in die US und kanadischen Kinos. Der Film gilt als einer der frühesten Vertreter des Genres und war eine Inspiration für den späteren Halloween von John Carpenter. Darüber hinaus basiert er auf einer Reihe von Morden, die in der Westmount Region von Montreal wirklich geschehen sind. Dann haben wir es auf einmal 2006 und es passiert ein Remake. Das kommt nicht uninteressant daher, da wir mit Michelle Trachtenberg, Katie Cassidy und Mary Elizabeth Winstead drei Damen zu sehen bekommen, die diesen Film eigentlich tragen könnten. Tun sie nur nicht.

Ausgerechnet zur besinnlichen Weihnachtszeit, bricht der Psychopath Billy Lenz aus der Anstalt aus um “home for christmas” zu sein. Sein Zuhause ist inzwischen allerdings eine studentische Schwesternschaft mit lauter Zicken, die weder ihre Familien, noch das Weihnachtsfest zu lieben scheinen. Angst machende Telefonanrufe schrecken die Mädels auf, bis das brutale Morden beginnt.

Black Christmas, Mary Elizabeth Winstead

Mary Elizabeth Winstead im 2006er Remake Black Christmas

Lange bevor sich Mary Elizabeth Winstead in Scott Pilgrim gegen die Welt zeigte und Katie Cassidy als Black Canary in der Fernsehsendung Arrow ihr Helden-Dasein auslebte, war es denn wohl eher Michelle Trachtenberg, die in ihrer Post-Buffy-Zeit als Marketing-Zugpferd herhalten sollte. Ähnlich wie ihre “große Schwester” Sarah Michelle Gellar probierte sie sich dabei im Horror-Genre aus und scheiterte noch viel schneller als Buffy selbst. Wenn man vor allem auf diese drei leading Ladies schaut, ist es schlicht faszinierend, wie uninspiriert das Drehbuch mit ihnen umgeht. Die drei Darstellerinnen und alle anderen Mädels, die sich hier die Ehre geben, sind nicht einmal auseinander zu halten. Es ist verwirrend konfus überhaupt im Blick zu behalten, um wen es gerade geht und wen welche Ängste verfolgen.

Es mag daran liegen, dass wir in äußerst regelmäßigen Abständen aus der Handlung herausgerissen werden. Immer dann nämlich, wenn wir uns auf einmal in Flashbacks beim Mörder Billy Lenz wiederfinden. Wir erfahren von seinen unliebsamen Eltern und davon, dass seine Mutter ihn schon als Baby nicht leiden konnte. Wir erfahren, dass er dabei zusehen musste, wie seine Mutter seinen Vater getötet hat, mit einem anderen Mann schläft, eine Tochter bekommt und diese natürlich viel mehr liebt als ihren Sohn, der die meisten Zeit auf dem Dachboden verbringen muss. Und so geht es immer weiter. Wir tauchen in die Vergangenheit des Mörders ein. Trotz der Tatsache, dass es sich um einen psychopathischen Mörder handelt, entwickeln wir so eine viel größere Bindung zu ihm, als zu der langweiligen Schwesternschaft.

Black Christmas

Der junge Billy Lenz beobachtet das Geschehen in seinem Zuhause von hinter dem Gemäuer

Der Horror soll in Form von blutigen Splatter-Momenten geschehen, aber die Kamera lässt uns nie sehen, was wirklich vor sich geht. Die spukigen Telefonanrufe sind im Jahre 2006 leider nicht mehr so effektiv, wie noch Mitte der 1970er Jahre, wo das vielleicht noch wirksam daherkam. Aber von 1996 bis 2000 haben Scream bis Scream 3 das Telefon schon als inflationär genutztes Horrorfilm-Objekt ausgenudelt. Hinzu gesellt sich eine Campus Security, die über die Feiertage frei macht (und damit den Campus zum quasi anarchistischen Freiland erklärt) und die obligatorischen Jump Scares.

30 Jahre können viel Zeit sein. In dieser Spanne kann aus einem innovativen Horror-Kultklassiker ein Remake werden, wie es Black Christmas ist. Eine lahme Story, auswechselbare Darstellerinnen, ein furchtbar konfus geschriebenes Drehbuch und damit ein total uninteressantes Stück Film.


Horror zur Weihnacht‘ #1 | „Rare Exports“ (Jalmari Helander, 2010)
Horror zur Weihnacht‘ #3 | „Gremlins“ (Joe Dante, 1984)
Horror zur Weihnacht‘ #4 | „The Nightmare Before Christmas“ (Henry Selick, 1993)
Horror zur Weihnacht‘ #5 | „Krampus“ (Michael Dougherty, 2015)

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