Hitler bei Facebook: Weniger ist mehr

Hitler bei Facebook: Weniger ist mehrWieder ist ein Jahr ins Land gegangen, wieder meldet sich Deutschlands führender Internetzensur-Verein jugendschutz.net mit denselben Parolen und scharf geschliffenen statistischen Zahlen zum Thema „Rechtsradikale Machtübernahme im Netz“. Bis vor einigen Jahren bevorzugten es die selbsternannten Jugendschützer dabei, die aktuelle Zahl rechtsradikaler Internetseiten mit der Zahl des Vorjahres zu vergleichen, um anschließend in ein entgeistertes „immer mehr!“ auszubrechen. Treu im Glauben folgte ihnen die Qualitätspresse dabei auf dem Fuß, denn auf den Gedanken, das Wachstum der Zahl der rechten Seiten zum Wachstum der Zahl der Internetseiten insgesamt ins Verhältnis zu setzen, kam nie jemand.
Allerdings half auch das Verschweigen der Tatsache, dass das Netz stets schneller wuchs als seine braune Ecke irgendwann nicht mehr. Die Zahl rechter Internetseiten (Abbildung oben) ging zurück, die Machtübernahme durch den virtuellen Neonazismus rückte unerklärlicherweise in weite Ferne. Obwohl doch jugendschutz.net alle Jahre wieder den Hitler an die Wand gemalt hatte: Immer geschickter verstünden es die Rechten, junge Leute aufs ideologische Glatteis zu locken. Einmal geklickt, und schon bist du Faschist.
Trotzdem blieb die Zahl der aktiven Rechtsextremisten in Deutschland rätselhafterweise allenfalls stabil, von Wachstum keine Spur. Aber jugendschutz.net muss leben, also muss auch der Faschismus kreuzgefährlich bleiben. Statt auf der – inzwischen überdeutlich sinkenden Zahl – rechtsextremer Internetseiten herumzureiten, haben die verbeamteten Aktivisten so schon vor einiger Zeit die sozialen Netzwerke als neuen Hort des Bösen erkannt. „Emotionale Themen wie Kindesmissbrauch dienen als Köder, die harte Ideologie folgt später“, heißt es in diesem Jahr wo im vergangenen noch die Rede von "vielen subtilen Köderversuchen" war. Die Botschaft ist dieselbe: “Rechtsextreme suchen verstärkt in Sozialen Netzwerken Nacheiferer“.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, wie Stefan Glaser, stellvertretender Leiter der Jugendschutz-Einrichtung, schwört. Letztes Jahr ließ er wissen „Das Web 2.0 ist für Neonazis das ideale Feld, um Breitenwirkung zu erzielen“, denn damals hatten sich „rechtsextremistische Aktivitäten auf den Mitmachplattformen wie Facebook, Twitter und dem Videokanal YouTube im Vergleich zu 2009 verdreifacht“. Ja, wirklich - statt 2000 Einträgen zählten die nimmermüden Experten seinerzeit 6000. Auch bei den Vidoes war schon mal mehr los: 2008 lag die Zahl der rechtsextremen Videos im Web laut jugendschutz.net noch bei 5000.
Diesmal ist das altbekannte "Immer mehr" ein noch mehr, die Zahlen aber sind niedriger. 3500 rechtsextreme Videos, Profile und Kommentare fanden die Jugendschützer –erklärt wird die Diskrepanz im Bericht nicht.
Lieber zeigt jugendschutz.net eine kryptische Grafik zum Anstieg der „Beschwerden“, die von aufmerksamen Netzblockwarten bei den Zensoren eingegangen sind. Die Zahlen sind auch hier erschütternd: 1600 mal fühlten sich Internetnutzer neonazistisch agitiert – täglich waren als vier Betroffene zu verzeichnen, bei 52 Millionen deutschen Internetnutzern erwischte es insgesamt jeden 300000. Nutzer. Immerhin.
Doch trotzig dröhnt Glaser, dessen obskurer Sperrverein Deutschland seit Jahren zum Zensurweltmeister macht: „Immer häufiger stoßen die Jugendschützer auf strafbare Inhalte“. So hätten insgesamt 950 rechte Videos beanstandet werden müssen – während derzeit stündlich rund 48 Stunden neues Material allein bei Youtube hochgeladen wird. Fakten aber interessieren nicht. „Neonazis nutzen zunehmend Facebook und YouTube für ihre Hass-Propaganda“, warnt derwesten, „Rechte Propaganda im Netz: Erst Emotionen, dann Ideologie“, weiß der „Stern“, „Neonazis setzen auf Facebook“, tönt die Stuttgarter Zeitung.
Man könnte meinen, sie wissen es nicht besser. Und wahrscheinlich ist das auch so.
Die Anmerkung: Einstiegsdroge heißt jetzt Nährboden
Eulenfurz warnt vor Lamb & Lynx

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