Hertha Hurnaus — Vladimir Dedeček

Landwirtschaftliche Universität, Nitra/University of Agriculture, Nitra/SK, Architekt V. Dedecek (Foto: Hertha Hurnaus)Der slowakische Architekt Vladimir Dedeček ent­warf zwischen 1960 und 1989 eine Reihe von Bauten, die ent­gegen der sozialis­tischen Normierung spielerisch wirken und begehbaren Skulpturen der Op-Art oder der kine­tischen Kunst gleichen. Hertha Hurnaus wurde von der slowakischen National­galerie beauftragt, die erhaltenen Gebäude Dedečeks zu foto­grafieren. Ihre Arbeiten sind derzeit in der Wiener Galerie Krobath ausgestellt.

Ausstellungsbeschreibung

Die erste Einzelausstellung der Fotografin Hertha Hurnaus in der Galerie Krobath ist dem Werk des slowakischen Architekten Vladimir Dedeček gewidmet, das zwischen 1960 und der Wende im Jahr 1989 entstand. Doch die Bilder sind weniger dokumentarisch, als vielmehr eine Hommage an eine Epoche des Aufbruchs in der Architektur. Durch die Konzentration auf Innenräume und Details lassen sich die fotografierten Bauten nur für Kenner unterscheiden. Was sie alle miteinander verbindet, tritt in den Vordergrund: Farbkompositionen, die an abstrakte Kunstwerke erinnern. Kaum eine Autostunde von Wien entfernt, entstanden Bauten, die auf heutige Beobachtern eher wie Raumschiffe wirken, die geradewegs aus einer optimistischen Zukunft gelandet zu sein scheinen.

Die Beschäftigung mit den Bauten Vladimir Dedečeks, geboren 1929, steht für die Fotografin Hertha Hurnaus in einem größeren Zusammenhang. Zwischen 2004 und 2007 hat sie für das Buch „Eastmodern“ die Bauten Dedečeks und seiner Zeitgenossen dokumentiert. „Eastmodern“ war die erste englischsprachige Buchveröffentlichung zu den Bauten der Nachkriegsmoderne in der Slowakei. Seither sind zwar etliche Fotobände zur Architektur verschiedener Länder des ehemaligen „Ostblocks“ erschienen, nicht jedoch zur slowakischen Architektur.

Zumindest was die Bauten Dedečeks betrifft, soll diese Lücke nun geschlossen werden. Daher wurde Hertha Hurnaus von der slowakischen Nationalgalerie beauftragt, alle noch erhaltenen Gebäude des Architekten zu fotografieren. Im Jahr 2015 soll er mit einer Werkmonographie geehrt werden. Die slowakische Nationalgalerie zählt zu den wichtigsten Bauten von Vladimir Dedeček. Sie wurde als riesige Brücke konzipiert, unter der die Besucher in den offenen Hof gelangen können. Mit der Ausstellung soll nicht zuletzt das Bewusstsein dafür geschaffen werden, die Qualitäten der einzigartigen Architektur zu erkennen und bei zukünftigen Sanierungen beizubehalten.

In der Galerie sind Aufnahmen von neun Bauten zu sehen. Diese sind unter anderem:

  • Universität Bratislava, Institut für Mathematik und Physik, Entwurf 1963-66, realisiert 1967-78
  • Slowakische Nationalgalerie, Bratislava, 1967-69
  • Slowakisches Nationalarchiv, Bratislava, 1976-83
  • Oberster Gerichtshof, Bratislava, ab 1984 geplant, 1989 fertig
  • Landwirtschaftliche Universität, Nitra, 1961-66
  • Institut für Staatswissenschaften, Bratislava, 1984-89

Die Bauaufgaben Vladimir Dedečeks waren die Sonderfälle in einer ansonsten durch Normierung bestimmten Bauproduktion. Im Wohnungsbau dominierte die Großtafelbauweise, bekannt unter der Bezeichnung „Plattenbau“. Doch es ist nichts davon zu spüren, dass Dedečeks Gebäude die ganze Last staatlicher Repräsentation zu tragen hatten. Sie wirken spielerisch, frei, eher wie große, begehbare Skulpturen der Op-Art oder der kinetischen Kunst.

Die Architekturaufnahmen von Hertha Hurnaus sind oft erzählerisch. Die Bildserie zu Dedečeks Gebäuden spielt mit der Abwesenheit von Menschen, obwohl auf den Bildern immer wieder Möbel zu sehen sind, die den Betrachter dazu verführen, sich die Benutzung der Räume vorzustellen. Man sieht die leeren Ränge des Freiluftkinos der Nationalgalerie, ein möbliertes Klassenzimmer, den futuristischen Plenarsaal der landwirtschaftlichen Universität in Nitra oder eine Ledersitzbank, die in einer Diskothek stehen könnte, sich aber im obersten Gerichtshof in Bratislava befindet. Auf diese Weise wirken die Bauten wie Bühnenräume. Welches Schauspiel könnte sich hier wohl ereignen? Fest steht: So modern, dass wir uns ganz selbstverständlich durch Gebäude wie diese bewegen können, müssten wir erst wieder lernen zu sein.

Text: Oliver Elser (Kurator am Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt am Main)

Wann und wo

Galerie Krobath
Eschenbachgasse 9
A-1010 Wien

11. März bis 22. April 2015


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