Grüne Bombe: Forschung für den umweltfreundlichen Krieg

Vor einigen Tagen wurde einmal mehr der ungeheure Skandal aufgedeckt, dass auch an deutschen Universitäten Forschung betrieben wird, die nicht nur nützlich für militärische Anwendungen ist, sondern auch gleich vom Pentagon bezahlt wird! Forschung für den Krieg! An deutschen Universitäten! Unterstützt vom US-Verteidigungsministerium!! Skandal!!!

Davon mal abgesehen, dass wir uns als Studenten vor mehr als 20 Jahren im Vorfeld des ersten Golfkriegs schon darüber aufgeregt haben, das etwa an der Universität Göttingen eigens dafür gezüchtete Minischweine mit moderner Munition beschossen wurden, um zu erforschen, wie man derartige Wunden möglichst effektiv medizinisch versorgen kann – wäre es nicht schlimmer, wenn an deutschen Universitäten unter anderem für die US-Streitkräfte geforscht würde und bezahlen müssten es die deutsche Steuerzahler?

Außerdem wird an den deutschen Unis seit Jahren dermaßen gespart, dass ohne Drittmittel aus der Industrie oder anderen interessierten Institutionen kaum noch geforscht werden könnte. Warum gehen denn die ganzen vielversprechenden Nachwuchswissenschaftler ins Ausland, wenn sie endlich mal vernünftig forschen wollen? Weil es in Deutschland kaum noch Jobs für Wissenschaftler gibt! Da muss man doch froh sein, wenn die Amis ein paar Dollar locker machen und auf diese Weise helfen, dass wenigstens ein paar Wissenschaftler in Deutschland noch Brot und Arbeit haben. Die könnten ihr Geld schließlich auch in den USA investieren.

Und überhaupt: An den Universitäten wird Grundlagenforschung betrieben, und wie es mit den Ergebnissen aus der Grundlagenforschung nun einmal ist, können die natürlich immer auch zu kriegerischen Zwecken verwendet werden. Dieser „dual use“ funktioniert auch in die andere Richtung, es ist ja nicht so, dass wir im zivilen Leben von den Entwicklungen aus der Rüstungstechnik nicht profitieren könnten.

Man hat doch nicht riesige Mittel etwa in die Entwicklung von Düsentriebwerken gesteckt, damit deutsche Touristen mal für ein Wochenende nach Malle fliegen können. Oder das Internet erfunden, damit Jugendliche in aller Welt nur noch auf Facebook abhängen und Konzerne wie Google oder Amazon nach der Weltherrschaft greifen.

Es war leider schon immer so, dass die Herrschenden der Welt vor allem an den Dingen interessiert waren, die sie dem Feind überlegen machten – und zwar nicht, was den Wohlstand und die Gesundheit ihrer Untertanen anging, sondern was die Ausrüstung ihrer Krieger betraf. Auch die Konservendose wurde erfunden, weil Kaiser Napoleon während seiner Feldzüge eine bessere Verpflegung seiner Soldaten wünschte. Und nicht damit sich Studenten abends vor dem Besuch ihrer Lieblingskneipe schnell noch eine Dose Ravioli reinpfeifen können.

Natürlich ist es eine Überlegung wert, ob man die moderne Kriegsführung tatsächlich noch effektiver und billiger machen muss, oder gar, wie bei der nun in den Fokus der Empörung gerückten „grünen Bombe“ des Professors Klapötke, sauberer und ökologischer. Tödlich für den Feind, aber möglichst wenig schädlich für die eigenen Truppen und die Zivilbevölkerung soll der neue Sprengstoff sein, der an der Münchner LMU mit Mitteln aus dem Pentagon entwickelt wird. Wenn man bedenkt, wie giftig herkömmliche Munition ist, erscheint diese Idee gar nicht mehr so abwegig.

An sich finde ich gegen einen „grünen“ Sprengstoff gar nicht viel einzuwenden – Alfred Nobel erfand das Dynamit ja auch nicht, um damit reihenweise feindliche Soldaten in die Luft zu sprengen, sondern für zivile Anwendungen im Berg-, Trassen- oder Tunnelbau. Insofern ist die Einführung einer Zivilklausel, wie sie nun gefordert wird, auch nicht zielführend. Man kann damit zwar ausschließen, dass Forschungsprojekte von militärischen Institutionen gefördert werden, nicht aber, dass die Forschungsergebnisse irgendwann im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen genutzt werden.

Das Problem ist ja nicht die Forschung, sondern die Tatsache, dass weiterhin Krieg geführt wird. Insofern ist es auch verlogen, dass man sich jetzt über die Forscher aufregt, die ein paar hunderttausend Dollar an Forschungsgeldern vom Pentagon eingeworben haben, was andere Wissenschaftler unethisch finden, statt sich darüber aufzuregen, warum überhaupt Krieg geführt wird. Da gibt es reichlich Unethisches zu entdecken. Und da hilft dann auch keine noch so grüne Bombe, Krieg irgendwie menschenfreundlicher zu gestalten.



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