Greta Gerwigs Regiedebüt LADY BIRD mit Saoirse Ronan

Greta Gerwig eröffnet ihr Regiedebüt Lady Bird mit dem Joan Didion-Zitat: “Jeder der über den Hedonismus der Kalifornier spricht, hat noch nie ein Weihnachten in Sacramento verbracht.” Das weitet Gerwig innerhalb ihres Filmes natürlich aus. Sie taucht ganz tief in das Seelenleben einer Teenagerin und ihrer Umwelt ein, die in Sacramento aufwächst und diesem Städtchen entfliehen möchte. Sie möchte flügge werden, weshalb ihr selbstgewählter Name Lady Bird nur allzu gut zutrifft.

Greta Gerwig hat sich schon durch ihre Zusammenarbeiten mit Regisseur Noah Baumbach zum neuen, weiblichen Woody Allen (was seine frühen Filmarbeiten angeht, nicht seine persönlichen Präferenzen) ernennen lassen. Mit ihren Drehbüchern zu Frances Ha und Mistress America und nun auch Lady Bird hat sie diese quirkig-zynischen Dramen über das Leben geschrieben. Zweimal hat sie selbst die Hauptrolle übernommen, nun übergibt sie an Saoirse Ronan, die eine Personifikation Gerwigs darstellt mit der die Neu-Regisseurin hoffentlich eine Kollaborateurin auf Dauer gefunden hat.

Greta Gerwigs Regiedebüt LADY BIRD mit Saoirse Ronan

Lady Bird

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Saoirse Ronan mit Laurie Metcalf in LADY BIRD.

Wenn Woody Allen in seinen Frühwerken Liebeserklärungen an seine Heimat New York inszenierte, so schwelgt Gerwig in Erinnerungen an ihre Heimat Sacramento. Hier siedelt sie das Leben von Christine McPherson (Saoirse Ronan) an, die als Lady Bird mit ihrer besten Freundin Julie (Beanie Feldstein) kurz vor ihrem Abschluss an einer katholischen High School steht.

Sie möchte danach an ein College in irgendeiner Stadt, in der es Kultur zu erleben gibt. Aber ihre Familie (Laurie Metcalf und Tracy Letts) hat finanzielle Schwierigkeiten und es ist unsicher, ob man sich ein College in weiter Ferne leisten kann. Ganz nebenher geht Christine auf einige romantische Abenteuer. Zuerst lernt sie den braven Danny (Lucas Hedges) kennen, später stößt sie auf den Musiker Kyle (Timothée Chalamet).

Saoirse Ronan ist schlicht großartig in ihrer Rolle. Es macht Spaß ihr dabei zuzusehen, wie sie sich als Mittelpunkt der Welt sieht und dabei dennoch liebenswürdig bleibt. Sie spielt die genervte Arschloch-Teenagerin inmitten ihres Pubertätsverhaltens und ihrer Rebellion gegen die Welt – vor allem gegen ihre Mutter.

Hier spielen sich Ronan und Laurie Metcalf fantastisch die Bälle zu. Die beiden können in einem Moment miteinander weinen, um sich im nächsten Moment hasserfüllt anzuschreien. Sie können sich aus solchen Streit-Situationen aber auch sofort in gemeinsame Freude über ein gefundenes, perfektes Kleid verlieren. Die Chemie dieser beiden Darstellerinnen macht einen großen Teil von Lady Bird aus. Es sind vor allem diese Mutter-Tochter-Konfrontationen oder Miteinander, die dem Film seinen Schauwert geben.

Greta Gerwigs Regiedebüt LADY BIRD mit Saoirse Ronan

Lady Bird

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Beanie Feldstein (rechts) und Saoirse Ronan (links) in LADY BIRD.

Greta Gerwig war schon in ihren schauspielerischen Auftritten gut darin, die quirkiness des Alltags zu zeigen. Wie dieser eigentlich hoch dramatisch ist, aber zynisch kommentiert zum Lachen anregen kann. Wie sonst hätte es gelingen können, dass wir in Lady Bird mehr schmunzeln als traurig-berührt sind – und das obwohl wir es mit einer Coming-of-Age Geschichte zu tun haben, in der sich die Tochter von der Familie abnabelt, in der der Vater Depressionen hat, die Mutter aus einem gewalttätigen Alkoholhaushalt stammt, Lieben und Freundschaften auseinander driften und in der nach einem Platz im Leben gesucht wird.

Aber keine Sorge, Laurie Metcalf wird spätestens wenn ihre Filmtochter tatsächlich das heimische Nest verlässt dafür Sorge tragen, dass auch ein paar Tränen kullern. Die Darstellerin braucht hier keine Worte, um uns ihre Gefühlswelt vor die Füße zu legen und uns an diesen teilhaben zu lassen.

Lady Bird bewegt sich in der Tradition von Ghost World (nicht ganz so schwarzhumorig) und Juno (nicht ganz so zynisch) und zeigt uns eine konfuse Alltagswelt, in der es gar nicht so einfach ist, sich selbst und seine Wünsche zu positionieren und seine eigenen Ansichten zu vertreten, wenn man diese noch gar nicht so richtig definiert hat.


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