Gelesen – Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Cover_Bankberater

Um es vorwegzunehmen: Dieser Roman ist ein eigenwilliges Experiment, das bei manchen Lesern funktionieren wird und bei anderen wiederum nicht. Die Grundidee ist schnell erklärt: Es geht um Fiktion in der Fiktion. Tilman Rammstedt schreibt einen neuen Roman über seinen ehemaligen Bankberater und benötigt die Hilfe von Bruce Willis. Der Bankberater überfällt seine eigene Bank – doch der Überfall misslingt und Bruce Willis soll die Rolle des Retters in dieser Geschichte übernehmen.

Deshalb schreibt Tilman Rammstedt E-Mails an Bruce Willis, um ihn davon zu überzeugen, dass es nur mir seiner Hilfe ein glückliches Ende geben kann. Der Roman besteht im Wechsel aus E-Mails an Bruce Willis und Anekdoten über den ehemaligen Bankberater.

Anstatt vergeblich auf eine Antwort zu warten, schreibt Tilman Rammstedt unaufhörlich weiter E-Mails.

Sehr geehrter Herr Willis,

ob ich wohl heute noch von Ihnen höre? Das würde meinen Tag retten. Nicht dass Sie sich dazu verpflichtet fühlen sollten, meinen Tag zu retten, aber bestimmt würde es Ihnen in Ihrer derzeitigen Situation guttun, irgendetwas zu retten, und meine Tage bieten sich dafür hervorragend an. es ist jetzt gleich Mittag bei Ihnen in Kalifornien. Bis 17 Uhr Ihrer Zeit lese ich bestimmt noch Mails.

Nur falls es Sie interessiert.

Bis später also, hoffe ich.

Ihr Tilman Rammstadt

Was sich anfänglich leicht und witzig liest, wird im Laufe des Romans erdrückend: Die einseitige Kommunikation und diese blinde Hartnäckigkeit machte mich unruhig während des Lesens, weil ich es nicht abwarten konnte, die letzte Seite umzublättern und das endlich Buch zu schließen.

Die Abschnitte über den Bankberater gefielen mir hingegen deutlich besser. Auf Dauer waren auch sie ermüdend, doch sie zeigen auf sprachlicher Ebene Stilsicherheit, Ideenreichtum, und eine Sinnebene, die hinter den Worten liegt, und charakterisieren den Bankberater als einen nachdenklichen und eigenwilligen Menschen:

Auf der Visitenkarte meines ehemaligen Bankberaters stand nur ein Name. Alles andere ändere sich so schnell, sagte er. Ich suchte das Bedauern in seiner Stimme, fand es aber nicht (S. 9).

Die Briefmarkensammlung meines ehemaligen Bankberaters bestand aus einer eingerissenen 55-Cent-Marke und einem Aufklebe-Tattoo. Ihm fehle einfach die Zeit, sagt er. und die Lust, sagt er. Und die Briefmarken, sagt er (S.106).

Die Gestaltung des Buchumschlags ist ebenso ungewöhnlich wie der gesamte Roman. Klappt man die überstehende Lasche um, enthüllt sich noch ein Zusatz zum Titel, der lautet: Wie ich sie gerne erlebt hätte zumindest am Anfang und ein wenig noch am Ende.

Gelesen – Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Fazit

Hinter dem Roman steht eine einzige Idee, die auf 160 Seiten aufgeblasen wird, und schon nach den ersten 20 Seiten an Kraft verliert. Tilman Rammstedt gebührt dennoch Anerkennung, weil die Romanidee nicht nur mutig ist, sondern er sie bis zum Schluss konsequent verfolgt.

2 Sterne

Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters. DuMont Buchverlag 2012. 160 Seiten. 18,99 €. ISBN: 978-3832196868

Ein Rezensionsexemplar von DuMont Buchverlag und
Gelesen – Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters


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