Gelddruckmaschine ärztliche Fortbildung

Gelddruckmaschine ärztliche Fortbildung
Gelddruckmaschine ärztliche Fortbildung

Die US-amerikanische Association of American Physicians and Surgeons (AAPS) verklagt das American Board of Medical Specialties (ABMS), das sich für die regelmäßige Rezertifizierung (maintenance of certification (MOC)) der in den US tätigen Ärzte verantwortlich sieht. 
Die AAPS bezeichnet die ABMS, die prinzipiell einen Non-Profit Organisation darstellt wörtlich als Gelddruckmaschine und verweist auf hohe Zahlungen an die dort beschäftigten Ärzte.

Für die Nichteingeweihten: 
Wie für jeden Beruf in gefahrengeneigten Bereichen ist auch für den des Arztes eine entsprechende theoretische und praktische Ausbildung gefordert. Früher „genügte“ es das entsprechende Studium abgeschlossen zu haben und danach eine (für den praktischen Arzt, und den Facharzt) unterschiedliche lange Zeit in einem Spital unter Aufsicht sein „Handwerk“ auch praktisch zu lernen. Im Laufe der Zeit führten die meisten Länder nach Ende dieser praktischen Ausbildung, wohlgemerkt nach im Schnitt 6-8 Jahren Studium und 3-6 Jahren praktischer Ausbildung noch eine „Arztprüfung“ ein, weil man sich noch imemr nicht sicher sein wollte, dass unser „Hakim“ eigenverantwortlich auf die Menschheit losgelassen werden durfte. 
Was das für die bisherigen Ausbildner in Uni und Spital eigentlich bedeutet, dass man nach über einem Jahrzehnt Ausbildung dem Ausgebildeten noch immer nix zutraut, sei hier einmal nicht weiter ausgeführt.

Jedenfalls sind wir Ärzte per Gesetz zu einer kontinuierlichen Weiterbildung verpflichtet, wogegen zwar nichts einzuwenden ist, aber was u.a. die Basis für ein Abhängigkeitsverhältnis von der Industrie legt, weil sich niemand, weder Krankenkassen noch Spitalsbetreiber so wirklich Gedanken machen wollte, dass Fortbildung ja auch etwas kostet:
Verdienstentgang während der Fortbildung, wenn die Ordi zu ist
Reise- und Kongresskosten für kleinere Fächer, deren Fortbildungsveranstaltungen dünn gesät sind
Kein medizinischer Kongress ist durch die Kongressgebühren zu finanzieren sondern nur durch die Beteiligung der Industrie, …etc.

Dass dieser Zwang zur Fortbildung also ein Riesengeschäft ist, haben gewitzte Köpfe erkannt und schon seit Jahrzehnten (wieder in den USA früher als bei uns) eine Rezertifizierung nach der einmal abgelegten Arztprüfung eingeführt, zuerst nur für Themen des Hauptfaches und alle 10 Jahre, dann alle 7 Jahre und nun in einigen Fächern noch kürzer … nunmehr daneben auch ein Punktesystem für entgeltlichen Fortbildungsveranstaltungen, das auch immer mehr auf nicht wirklich mehr dem Kernfach zugeordnete Lehrinhalte setzt, damit auch ein paar Juristen, Psychologen, Ökonomen und Staatsbeamte einen Nebenjob bekommen.

Für die Finanziers des Systems, also die „Krankenkassen“ hat sich das (auch bei uns) als hervorragendes Druckmittel herausgestellt, um bestimmte Leistungen nur mehr zu Vergüten, wenn dieser oder jener Kurs nachweisbar ist.

Auch für die wissenschaftlichen Gesellschaften und diversen anderen Vereine sind diese Kurse neben den Kongressen zu einer sprudelnden Einnahmequelle geworden, so dass sich auch in den USA bereits das American Board of Radiology, dass für sein Fach die MOCs durchführt, heftig gegen den Vorstoß der AAPS ausspricht.
Nur US-amerikanische Verhältnisse? 
Mitnichten, auch bei uns haben es gewisse Seilschaften geschafft, dort einen Ultraschallkurs, da einen Kurs für Knochendichtemessung, hier eine Hygieneunterweisung, da einen Refresher für Strahlenschutz de facto zum Standard zu machen. Ein bisschen Lobbying im Bundesministerium u/o der Ärztekammer und schon ist’s geschafft.
Natürlich ist meine Beobachtung nur „Eminence based“ und durch keine Doppelblind-Studie erhärtet, aber meiner Wahrnehmung nach hat sich die regelhafte Panik bei einem medizinischen Notfall außerhalb von Intensivstationen oder Rettungswägen seit Jahrzehnten nicht wesentlich gemildert, seit nunmehr praktisch jeder Jungarzt seinen „Notarztrefresher-Kurs“ besucht….

Der Hauptvorwurf in der Klage der amerikanischen Kollegen lautet, dass es bei all diesen Fortbildungs- und Zertifizierungsbemühungen nicht um Qualität sondern um Knete geht, wird durch Einzelfälle untermauert, die an dem System sehr gut verdienen. 
Wie kann das sein, wenn die beteiligten Organisationen alle das Non-Profit Label tragen?
Ganz einfach: Da gibt es Leute die Vorträge halten, die Prüfungen zusammen stellen (in den USA laufen die Prüfungen heute meist über Multiple Choice Fragen am PC ab, d.h. einmal erstellt, bringt das Programm immer wieder Geld. Ein Tross von Leuten zieht durch die Lande, stellt die PCs auf und die Kasse klingelt. Wissenschaftliche Gesellschaften laden einander zu Vorträgen ein (Spesenersatz), … die Möglichkeiten sind endlos und keiner schaut da so genau, weil es ja um Qualität geht, also was ganz, ganz Gutes …

Noch haben wir bei uns nicht ganz den US-amerikanischen Standard erreicht, jedoch wäre es Zeit auch bei uns einmal zu hinterfragen, wem das alles wirklich nützt, was hier aufgebaut wird. Vielleicht ersparen wir uns dann irgendwann einen Gerichtstermin.

Über eines andere Seite des Zertifizierungswahns habe ich schon hier einmal unter
Die Qualität der Zertifizierung der Qualität“ berichtet:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=39411  

Und auch mein Aufruf "Stop working start counselling" vor fast exakt einem Jahr greift das Thema auf, dass immer mehr davon leben wollen, dass sie immer weniger, die noch im Primärprozess arbeiten, sagen, wie es eigentlich richtig geht: http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=56907

Links:
http://www.aapsonline.org/index.php/site/article/aaps_takes_moc_to_court/  
http://online.wsj.com/article/PR-CO-20130424-917146.html?
 


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