Gedanken zu den Telekom Quartalszahlen

Donnerstag 05.08.2010 10 Uhr, die Deutsche Telekom legt ihre Quartals und Halbjahreszahlen vor. Erfreulich: Die Veranstaltung wurde im Internet gestreamt (live übertragen).

Blick auf die Telekom Zentrale (Foto Deutsche Telekom)

Blick auf die Telekom Zentrale (Foto Deutsche Telekom)

Es sprechen Rene Obermann, der Chef oder CEO (Chief Execution Officer) und Timotheus Höttges der Mann für die Finanzen (CFO, Chief Finance Officer) der Deutschen Telekom. Die Luft schwirrt mit Begriffen wie EBDITA , Marge, CAPEX oder OPEX und spannenden Prozentzahlen.

Die Quartals und Halbjahres Zahlen sind für Obermann „erfreuliche Zahlen“, die gute Entwicklung wurde „fortgeschrieben“, und im Konzern hat man die schlechten Zahlen von T-Mobile UK herausgerechnet, weil die ja jetzt mit Orange in einem Joint Venture namens Everything-Everywhere unterwegs sind.

Weltweit wurden (ohne T-Mobile UK) 31.300.000.000 Euro bewegt, der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen betrug 9.900.000.000 Euro, das Konzernergebnis ist von Minus 600.000.000 auf 1.200.000.000 Euro gestiegen. 2.900.000.000 Euro sind als Free Cash Flow im Unternehmen verfügbar  kurz bei Wikipedia zitiert: Der Free Cashflow ist der frei verfügbare Cashflow. Er verdeutlicht, wie viel Geld für die Dividenden der Anteilseigner und/oder für eine allfällige Rückführung der Fremdfinanzierung verbleibt. Das Ausmaß des nachhaltigen Free Cashflows ist für Finanzierungsinstitute ein Indikator für die Rückzahlungsfähigkeit von Krediten und wird deshalb oft als Berechnungsgrundlage der  Finanzierungskapazität verwendet.

Beim Mobilfunk stiegen die Service Umsätze um 6,1%. Die EBITDA Marge erreichte 44,4%, d.h. es wird ordentlich Geld verdient, getrieben durch mobiles Internet.

52% der Breitband Neukunden gehen zur Telekom, 47% des gesamten Marktes sind bereits dort. Traditionelle Telefonanschlüsse (nur Telefonie) gehen zurück, weil die Leute auf DSL/Breitband (oft von Telekom) oder Kabel-Fernsehen (von Kabel Deutschland, Unity Media, etc.) umsteigen und immer mehr Haushalte mit „Mobilfunk-only“ arbeiten.

In den nächsten Monaten soll die staunende Öffentlichkeit Details zum LTE Ausbau der Telekom erfahren. Dieser Ausbau kann schon deshalb flotter als sonst gehen, weil im wesentlichen vorhandende Sendestationen mit neuer Technik ausgerüstet werden, teilweise kommen ein paar Schränke dazu, oft wird aber bestehende Technik mit neuer Multi-Norm-Technik ausgewechselt, die sind dann kleiner und können mehr. „2/3/4G“ in einer Kiste ist keine Zukunftsmusik mehr.

Auf dem Weg zur „Gigabit-Gesellschaft“ erwartet Obermann eine „Nachfrage-Explosion“ für mobiles Internet in den Metropolen, den großen Städten. Bis LTE soweit ist, hat schon der HSPA+ Rollout begonnen. „Mit einem Tablet-PC oder Note oder Netbook werden Sie kaum einen Unterschied zu WiFI (hierzulande als WLAN bekannt) spüren“, verspricht Obermann. HSPA+ ist die Weiterentwicklung von HSDPA und HSUPA, derzeit sind fast alle Netzbetreiber dabei, neue Anlagen aufzubauen oder vorhandene zu erweitern.

Bei aller Mobilfunkbegeisterung ist die „Telefon“-Leitung ins Haus nach wie vor nicht tot. Das „vernetzte Leben“ wurde durch den „Treiber Fußball WM“ gut angeschoben, die „Kundenzufriedenheit bei InternetTV und mobile TV ist in Ordnung“, sagt der Telekom Vorstand. Ab dem Start Bundesliga soll sich User seine persönliche Konferenz einrichten, wo er dann zwischen den Spielen, die ihn interessieren, hin und herschalten kann.

Großes Wachstum wird im „connected Home“ erwartet, noch lange sind nicht alle Endgeräte ans Internet angeschlossen, am Ende könnte dann der Toaster oder die Waschmaschine ihre Software-Updates aus dem Netz herunterladen oder vom Handy von unterwegs aus angeworfen oder ausgeschaltet werden, hoffentlich sind die Klamotten nicht verfärbt, die Brote schwarzbraun oder eiskalt, bis man zu Hause ankommt.

2006 gab es bei „T“ eine hohe Beschwerdequote über die geringe Service-kompetenz der Telekom-Hotlines, seitdem hat sich Kundenservice deutlich verbessert, die Zahl der Beschwerden seit 2007 sei um 50% gesunken, 24% aller Probleme können im sogenannten „Erstkontakt“ gelöst werden, aber Probleme gibt es immer noch. Seitdem die Telekom als „eine Marke“ unterwegs ist, ist die Akzeptanz gestiegen.

Dem „gebremsten Rückgang im Festnetz“, steht ein „starkes Wachstum im Mobilfunk“ gegenüber, insbesondere bei den mobilen Daten. Das überrascht den Kenner, denn die Datentarife von Telekom Mobilfunk (früher T-Mobile) sind nun nicht unbedingt die günstigsten und schrecken viele Kunden weiter von einer intensiven Nutzung ab. Bei einer deutlicheren Senkung befürchtet man wohl eine zu starke Netzbelastung oder die Kostenrechner sind der Ansicht, daß die bestehenden Tarife am Ende mehr „bringen“ als eine Preissenkung.

Und Geld verdient wird im Mobilfunk. Sichtlich stolz verkünden die Manager, daß sie ihre Mitbewerber deutlich geschlagen haben, die Serviceumsätze siegen um 6,1% (vorher waren es nur 3,1%) und sollen mehr als das doppelte über denen der Mitbewerber liegen. Rund ein Drittel aller verkauften Geräte waren Smartphones. Die Deutsche Telekom konzentriert sich auf das Vertragskundensegment bei extrem niedrigen Kündigungsraten.

Im Rahmen des „Save for Service“ wurden (weltweit) wieder 1 Mrd Euro eingespart. Wie geht das? Durch Rationalisierungen im Außendienst, der durch neue IT (Planung der Einsätze) effizienter unterwegs ist. Bei der Bereitstellung von neuen Kundenanschlüssen wird gespart, das Ziel ist „Zero Touch“, was bedeutet, daß der Kundenanschluß vom Telekom-Techniker im Idealfall gar nicht mehr angefasst werden muß, sondern aus der Ferne zu und abgeschaltet werden kann. Die Netzkosten wurden reduziert, man nimmt halt weniger und dafür größere Lieferanten und versucht die Kosten in der Fläche zu senken.

Doch zuviel Sparen ist nicht gut, immer mehr T-Mobile Kunden „spüren“ Netzüberlastungen oder Fehler, die früher so nie auftraten.

Vielleicht ganz interessant: Die Deutsche Telekom macht etwa 40% des Gesamtkonzern Telekom aus, bei T-Systems, die sich um große weltweite Geschäftskunden kümmert, sind es 60%.

Immer wieder wurde gefragt, ob die Telekom sich nicht aus den USA zurückziehen sollte. Nein, lautet die klare Antwort, denn mobiles Internet wird in den USA der große Wachstumsfaktor sein, weil die Amerikaner immer noch näher („affiner“) am Internet sind, als hierzulande. So stieg der reine Datenumsatz auf 11,60 US$ (ca 9 Euro) pro Kunde und Monat. Insgesamt ist der Umsatz pro US-Kunde doppelt so hoch wie in Deutschland. Aktuelle US-Prepaid-Tarife bieten unbegrenzt Sprache und SMS für 50 US$ (ca. 38 EUR) im Monat, für 15 US$ gibts einen unbegrenzten SMS-Tarif. 5GB mit einem Datenstick kosten in den USA als Standalone Angebot 50 US$, Bestamdskunden zahlen nur 40 US$ (ca. 30 EUR) Aufpreis.

T-Mobile USA bietet HSPA+ jetzt in 25 Metropolen an, wobei HSPA+ a la USA mit leicht anderer Technik und Frequenzen als hierzulande funktioniert, so ist UMTS auf 2,1 GHz ist in den USA nicht möglich.

Das Apple iPhone gibts bei T-Mobile USA noch nicht, aber Obermann sieht das entspannt, weil sich dort überwiegend Android-basierende Smartphones verkaufen, davon können 3,5 Mio bereits HSPA. Um das USA-Netz ausbauen zu können, denkt man darüber nach, entweder neue Frequenzen zu ersteigern (gibts nächstes Jahr 2x 5 MHz im sogenannten „D-Block“) oder mit anderen Gesellschaften zusammenzuarbeiten oder die Frequenzen von einer Finanzgesellschaft zu mieten, die einfach einmal Frequenzen ersteigert hat, um sie danach meistbietend weitervermieten zu können. Genaures erfährt man dazu nicht. LTE wird bei T-Mobile USA in den nächsten 1-2 Jahren noch nicht zu „sehen“ sein.

Zurück nach Deutschland:

Die Zahl der geschalteten Karten, die oft mit „Kunden“ gleichgesetzt wird, beträgt bei Telekom Mobilfunk Deutschland derzeit knapp 37 Millionen und ist damit um etwa 2 Millionen im Vergleich zum zweiten Quartal 2009 gesunken. Wieviele „Schubladen“-Karten hier aufgeräumt wurden und wieviele Kunden T-Mobile entgültig „Lebe wohl“ gesagt haben, weil sie mit den Tarifen oder der Netzqualität oder dem Service nicht zufrieden waren, ist nicht bekannt. Bei den rund 17 Mio Laufzeitvertragskunden hat sich nicht viel geändert, bei Prepaid aber schon, hier ist die Bindung auch viel lockerer.

Probleme die im Untergrund schlummern, werden durch die Zahlen nicht unbedingt sichtbar. Der extreme Sparkurs kann leicht dazu führen, daß mittel bis langfristig die hohe Netzqualität leidet. Eins ist klar: Eine Telekom kann nie der billige Jakob sein, sie kann sich nur duch exzellente Netzqualität und exzellenten Kundenservice bei klar verständlichen Tarifen im Markt profilieren.

Wenn aber die Preise hochbleiben und die (gefühlten) Netzprobleme zunehmen, passt die Balance nicht mehr. Bei den Tarifen wünschen sich viele Kunden ein klareres Signal. Man kann zwar im Mobilfunk für 35 Euro im Monat eine Flatrate zu Telekom-Kunden (Festnetz-Mobilfunk) haben, soll aber bei Kontakten in „feindliche“ Netze gruslige 29 Cent/Minute bezahlen, wo die Konkurrenten bei 40 Euro gedeckelte Tarife anbieten, womit man in alle Netze telefonieren oder SMS-en kann. Discounter-Kunden telefonieren für 9 Cent/Minute in alle Netze, da sind 29 Cent einfach nur grausam.

Klare Angebote, für Telefonate zwischen dem heimischen Festnetz und dem Handy im Netz von Telekom (etwa eine preiswerte Möglichkeit ankommende Anrufe aufs Handy umzuleiten oder günstig „intern“ zu telefonieren) fehlen immer noch. Denkbar wäre auch ein DSL-only-Angebot, während die Festnetzrufnummer permenant aufs Handy umgeleitet wird oder Datenpakete, die das Surfen vom Handy oder von zu Hause aus in einem gemeinsamen Paket abrechnen.

Die spannende Frage bleibt, welche Folgen eine spürbare Preissenkung bei der Telekom auslösen würde? Nur ein Rückgang der traumhaften Gewinne oder auch eine spürbare Belebung des Geschäfts?

Oder sind die Kunden inzwischen so durch und durch verunsichert, daß sie eine Preissenkung schon gar nicht mehr „wahrnehmen“ können?


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