Fukushima, eine permanente Bedrohung. “ATOMKLOAKE PAZIFIK”

Wie dieser Tage durch die Medien geistert, gibt es am havarierten Atomkraftwerk im japanischen Fukushima, permanente und gravierende Leckagen, aus denen in unvorstellbar hohem Maße strahlenbelastetes Wasser ausdringt. 300 Tonnen seien es, die täglich in den Pazifik laufen. Seit 2 Jahren ergießt sich die tödliche Bedrohung in unser Welt-Natur-Erbe.

Fukushima, eine permanente Bedrohung. “ATOMKLOAKE PAZIFIK”

“Seppuki” – Ritualisierter Suizid um die eigene Ehre wiederherzustellen. – Foto: © Wikimedia Commons – Public Domain

Die japanische Regierung gab es jetzt endlich zu und es ist wohl nicht mehr zu verheimlichen, mit Kopfnicken oder Entschuldigungen, Rücktritten zu kaschieren. Früher einmal war es in Japan so, dass ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, durch “Seppuku”, einer Form des ritualisierten Selbstmordes die Ehre seiner Familie wiederherstellen konnte.

Was würde bei dieser entsetzlichen “Flickschusterei” und der Vertuschung, Schönung und lebensgefährlichen Beschwichtigung, die das japanische Betreiberunternehmen “Tokyo Electric Power Company” kurz “Tepco” samt der Regierungsbehörden seit Jahr und Tag betreiben, das Wiederaufleben dieser alten Tradition wohl bewirken? Vermutlich einen Kahlschlag in Regierung und Atomwirtschaft. Doch während diese anstelle dessen mit freundlichem Achselzucken und Entschuldigungen zum wiederholten Male Besserung geloben und zum Zigsten Male von Maßnahmen sprechen, läuft die lebensvernichtende, strahlende Giftbrühe Tonne um Tonne weiter aus und bedroht Menschen, von denen bisher keiner spricht. An der Japanischen Küste rund um Fukishima wird erhöhte Strahlung gemessen. Vor kurzem wurde in den Medien berichtet, dass wenige Kilometer vom Unglückskraftwerk entfernt, die Badestrände wieder freigegeben seien. “Japan: Badespaß am Strahlenstrand” hiess eine Weltspiegel Reportage dazu, die jetzt gerade – nur wenige Tage vor den 300-Tonnen-Leck-Erkenntnissen gesendet wurde. Da bleibt einem die Spucke weg – Fahrlässigkeit, Hilflosigkeit oder menschenverachtender Zynismus?
Der Fischfang in der Region ist jedenfalls bereits eingestellt. Aus den USA hört man aktuell immer mehr besorgte Stimmen über verstrahlten Atomschrott, der an den Küsten der Amerikas angeschwemmt wird. Mittlerweile wird alltethalben empfohlen keinen Fisch aus dem Pazifik zu essen. In den deutschen Nachrichten ist von alledem nichts zu vernehmen.

Von den unzähligen Inseln im betroffenen Pazifikraum spricht auch niemand. Diese leiden bereits seit vielen Jahren an dem atomaren Fallout der Atomtests. Um in Erfahrung zu bringen, was dort aktuell geschieht, stößt man bei der Recherche im deutschsprachigen Raum bei der “Qualitätspresse” auf: – Sie ahnen es – Nichts! Der unabhängige Radiosender “Radio Z” hat sich des Themas angenommen und geht der Sache nach. Welche Gefahren durch Fukushima den BewohnerInnen des Pazifik drohen, darüber sprach Heike Demmel mit Ulrich Delius, er ist Asienreferent bei der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ und beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den pazifischen Inselstaaten. Zum Beispiel in einem Buch über Folgen der französischen Atomtests im Pazifik.
Feature: ATOMKLOAKE PAZIFIK – Die nukleare Katastrophe von Fukushima und die Folgen für das Weltmeer und die pazifischen Inseln. Ein Feature von Heike Demmel (Radio Z)

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Pazifischer Feuerring – ein Vulkangürtel, der den Pazifischen Ozean umringt. Im Zentrum dieser Erdbebenregion: Japan – Karte: © Wikipedia / Public Domain

Dass die Japanische Regierung weitere Atomkraftwerke plant, kann man als ernsthafte, beinahe vorsätzliche Bedrohung der eigenen Bevölkerung, ganzer Regionen und Weltmeere werten. Japans (neuer) Regierungschef Shinzo Abe hatte sich im Dezember letzten Jahres für den Bau neuer Reaktoren ausgesprochen, Protesten und anfänglich anderslautenden Absichten zum trotz. Eine beinahe vorsätzliche Bedrohung, nicht nur, wenn man das jetzige Desaster beim Katastophen-Management zugrunde legt, sondern auch wegen des Risikos, die Atomkraftwerke aufgrund der Lage und hoher Erdbebengefahr in Japan bedeuten. Da wurden schon für viel weniger gravierende Bedrohungsszenarien ganze Länder auf die Liste der “Schurkenstaaten” gesetzt, besetzt oder sogar Militärschläge gegen diese geplant. Die Auswirkungen der Entscheidungen der japanischen Regierung sind so weitreichend, gefährlich und länderübergreifend, dass eine internationale Diskussion darüber keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedslandes der Vereinten Nationen wäre, sondern von den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit heraus betrachtet als verantwortliches Handeln zu sehen ist. Wenn irgendwo auf der Welt eine “Energiewende” besonders sinnvoll erscheint, dann in Japan.

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Erstveröffentlichung bei politropolis.de


Quellen – weiterführende Links

Foto: Abbildung “Seppuku”, Wikipedia-Commons/Public Domain
Foto: Pazifischer Feuerring, aus Wikipedia – Public Domain
Japan: Badespaß am Strahlenstrand
Radio Z -Feature: “Atomkloake Pazifik” mit freundlicher Genehmigung des Senders


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