Die Zeit der Wunder ist vorüber und die Welt glaubt nicht mehr an das Überirdische, denn sie will alles in nüchterner, hausbackener Wirklichkeit haben, um es so recht aus Herzensgrund begreifen, das heißt betasten zu können. Kommt dann wirklich einmal etwas Geisterhaftes, zeigt sich einmal in stiller Mitternachtsstunde dem einzelnen, dem Auserwählten, ein anständiges, ordentliches Gespenst, so könnte dieser später bei allen Heiligen, und noch überdies Stein und Bein schwören, es glaubte ihm niemand ein Wort davon. Entweder hieße es: „Der gute Mann habe mit wachenden Augen geträumt“, oder die lieblose Bruder- und Schwesterschar urteilte vielleicht noch strenger und sagte am Ende gar: „Er ist ein Narr, daß er denken kann, vernünftige Leute sollten sich so etwas weismachen lassen!“
Friedrich Gerstäcker: Herr Schultze
Autor des Artikels : Wasser-Prawda
Die "Wasser-Prawda" ist ein Online-Kulturmagazin mit Schwerpunkten in Blues, Soul und anderer Musik. Literarische Beiträge und Buchhrezensionen werden in den nächsten Monaten einen höheren Stellenwert einnehmen.
Ein Märchen