[Freitagsrezi] Der Traum des Leuchtturmwärters

Eine kurze Geschichte über die Erfüllung von Träumen über die selbstgesetzten Grenzen hinweg – das ist das kleine Büchlein von Sergio Bambaren.

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„Was ist Heimat? dachte ich. Der Ort, an dem man ißt und schläft? Oder das Glück, das ich nun empfinde?“

Aus der Ich-Perspektive erzählt Martin, wie er in Südamerika das Leben beginnt, das er sich immer erträumt hat. Ausschlag gebend ist eine Liebesgeschichte, bei der ich mich einfach nicht entscheiden kann, ob ich sie authentisch finden soll oder nicht. Außerdem gefällt mir die Rolle der Frau in dieser Beziehung als südamerikanisches Mädchen vom Land nicht, das noch so viel über das Leben von ihrem weitgereisten Freund lernen kann. Insgesamt wirkt die Erzählung ein bisschen altmodisch. Da das Buch von 2002 ist, ist das aber vielleicht sogar gerade so gerechtfertigt.

Ich hatte nicht viel erwartet und war vom Schreibstil und der relativ zügigen Erzählung zu Beginn ganz erfrischt. Leider kippt das schnell und wird ein bisschen zu gewollt tiefgründig mit einer zu sehr strapazierten Leuchtturm-Metapher.

Die wörtliche Rede in allen Gesprächen, die Martin, seine Freundin und der Leuchtturmwärter führen, gleicht gut ausgearbeiteten Vorträgen und wirkt dadurch unrealistisch und abwegig. Dazu kommt diese esoterisch-spirituelle Schiene, in die das Buch mehr und mehr abdriftet. Fast liest es sich wie ein verschlüsselter Ratgeber für ein glückliches Leben.

„Ich bin überzeugt, daß niemand das Recht hat, andere für ihr Verhalten oder ihre Handlungen zu verurteilen, aber ich weiß, daß Menschen das trotzdem tun. Nicht alle sind gleich erzogen, Martin, nicht alle machen die gleichen Erfahrungen. Wir tun, was wir für richtig halten, aber das gibt uns noch lange nicht das Recht, uns ins Leben anderer Menschen einzumischen. Andere zu verurteilen ist ein schwerer Fehler, denn wir kennen nie alle Gründe, die einen Menschen veranlassen, das zu tun, was er tut.“

Der Gedanke dahinter ist durchaus gut und Geschichten mit Lehre oder Moral, die den Leser tiefer berühren als nur durch eine gute Geschichte, mag ich ja auch eigentlich. Hier wirkt es aber so pseudo-belehrend und hebt in Sphären ab, in die ich als Leser weder folgen kann noch will.

Schade ist, dass der Autor ja ganz offensichtlich etwas zu sagen hat und auch sprachlich nicht ganz unbegabt ist, und sich dann in vielen Phrasen verliert. Die Leuchtturm-Metapher, die eigentlich viel hergibt, wird leider nicht ausgeschöpft, sondern versucht die Längen mit den immer wieder gleichen Bildern zu bestreiten. Das ist langweilig und nutzt die Bilder ab, die so natürlich auch ihre Bedeutung einbüßen.

Insgesamt ein sehr kurzes Lesevergnügen, das ich auch nur Menschen empfehlen kann, die etwas übrig haben für spirituelles Geschwafel.

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