Fracking: Unwägbare Risiken

Es ist der 6. Juli 2013 kurz nach 1 Uhr morgens. Ein führerloser Güterzug rast mit 100 Kilometern pro Stunde in die kanadische Kleinstadt Lac Mégantic, entgleist und fängt Feuer. Das brennende Öl läuft in die Kanalisation und kommt an anderen Stellen der Stadt als Stichflamme aus Kanalöffnungen. Dabei werden zahlreiche Häuser in Brand gesetzt, in denen die Bewohner schlafen. In dieser Nacht sterben in Lac Mégantic 47 Menschen.
Dieser Unfall symbolisiert eine der vielen Schattenseiten der Fracking-Technologie. Das kanadische Transportsystem wurde nicht im selben Tempo modernisiert, wie der Boom des Schieferöls und –gases zunahm. Transportierten die zwei größten kanadischen Bahngesellschaften – Canadian National und Canadian Pacific – im Jahr 2009 nur 500 Kesselwagen Öl sind es im Jahr 2013 über 130.000. Ähnlich sieht die Situation in den USA aus: 40mal mehr Öl als noch vor fünf Jahren wird dort per Bahn transportiert. Seit 1994 warnt die kanadische Transportbehörde, dass die genutzten Ölwaggons sehr anfällig seien. Doch getan hat sich seitdem nichts und so sind heute drei von vier Kesselwagen in Nordamerika veraltet und anfällig.
Die kanadischen Bahnunternehmen haben zwar mitgeteilt, in den nächsten Jahren eine Milliarde Dollar in Schienen zu investieren und 30.000 neue Kesselwagen zu kaufen, doch bleibt dies umstritten. Laut US-Transportministerium sind tödliche Bahnvorfälle statistisch 25mal häufiger als tödliche Pipeline-Unfälle und die Internationale Energieagentur hat errechnet, dass es bei Bahntransporten sechsmal häufiger zu Ölverschmutzungen kommt. Doch neue Pipelines werden nicht gebaut, weil viele Schieferölfelder in North-Dakota nur für eine Dauer von zehn bis zwölf Jahre genutzt werden sollen und bei dieser Förderdauer lohnt sich der Pipelinebau nicht. Tatsächlich nehmen die Zwischenfälle zu. So liefen in den letzten Monaten 90.000 Liter Öl bei einer Entgleisung in Saskatchewan aus, in Minnesota waren es 55.000 Liter. Im Juni entging die Stadt Calgary nur knapp einer Ölpest, als ein Kesselzug auf einer Brücke stecken blieb.

Geheimer Chemikalienmix

„Hydraulic Fracturing“ – kurz Fracking – ist kein neues Verfahren zur Öl- und Gasgewinnung. Zum ersten Mal wurde es 1947 in Kansas an einer konventionellen Lagerstätte angewandt, um die Förderrate zu erhöhen – mit mäßigem Erfolg. In den 1950er Jahren wurde es auch in der Sowjetunion angewandt, um den Druck in Erdöllagerstätten aufrecht zu erhalten. Neu ist allerdings, dass das Verfahren zur Öl- und Gasgewinnung aus unkonventionellen Lagerstätten, wie zum Beispiel Schiefergestein, eingesetzt wird. Damit der jeweilige Rohstoff gewonnen werden kann, muss das Gestein mechanisch aufgebrochen und ein künstlicher Weg für den Austritt des Gases geschaffen werden. Dazu wird ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand und Chemikalien unter sehr hohem Druck in die Tiefe gepresst, wobei Risse von bis zu 15 Millimetern im Gestein entstehen. Nach Abschluss des Frack-Vorgangs wird das Gemisch wieder abgepumpt und das Gas aus dem Gestein strömt dem Bohrloch entgegen.
In der Kritik steht Fracking einerseits wegen vorhandener und befürchteter Schäden für Umwelt und Gesundheit, andererseits wegen des enormen Wasserverbrauchs. Egal ob in Deutschland, Großbritannien, Polen oder den USA, überall haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen gegründet, um geplante Bohrungen in ihrer Umgebung zu verhindern, und Umweltverbände tun ihr möglichstes, um über die Risiken aufzuklären.
Auffällig ist, dass über den Chemikaliencocktail, der in die Erde gepumpt wird, größtenteils Stillschweigen bewahrt wird. Zwar veröffentlichten bereits einige Firmen dessen Zusammensetzung, aber nicht, welche Menge der einzelnen Stoffe verwendet wird, schreiben David Schizer und Thomas Merrill von der Columbia Law School in New York. Die Förderunternehmen argumentierten, dass die genaue Zusammensetzung ein Geschäftsgeheimnis sei wie das Rezept der Coca-Cola. Immerhin ist bekannt, dass der Chemiecocktail Schäume, Rostschutzmittel, Säuren und hochgiftige Biozide enthält, damit sich beispielsweise keine Bakterien und Pilze ausbreiten können.
Eigentlich dürfen Chemikalien laut EU-Chemikalienverordnung Reach nur so verwendet werden, wie es deren Hersteller oder Händler im Registrierungsdossier beschreiben. Gefährliche Chemikalien dürfen nur genutzt werden, wenn die mögliche Belastung des Menschen und der Umwelt geklärt ist und wenn entsprechende Maßnahmen zum Risikomanagement eingehalten werden. Allerdings gibt es eine Ausnahme von der Regel: Werden gefährliche Stoffe in Gemischen so verdünnt, dass sie einen bestimmten Grenzwert unterschreiten, braucht sich der Anwender nicht um das Registrierungsdossier kümmern. Für krebserregende Stoffe liegt der Grenzwert bei 0,1 Prozent am Gesamtgemisch. Was auf den ersten Blick gering aussieht, kann in der Praxis eine große Menge bedeuten. So leitete ExxonMobil in der Nähe der Ortschaft Damme ein Gemisch in den Boden, das einen Anteil an Chemikalien von nur 0,2 Prozent aufwies. Aber bei 12 Millionen Litern Flüssigkeit, die in den Boden gepumpt wurden, waren es immer noch 24000 Liter Chemikalien.

Vergiftetes Grundwasser


Problematisch wird es, wenn diese Chemikalien in das Grundwasser gelangen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen: Der Chemiecocktail kann durch das aufgesprengte Gestein nach oben in die Grundwasser führenden Schichten steigen; es kann ein Unfall nach dem Abpumpen der eingepressten Flüssigkeit passieren, wenn diese gelagert, transportiert oder entsorgt wird; die Steigrohrmäntel – ein zementierter Ring um die Bohrung –, welche die Grundwasser leitenden Schichten schützen sollen, können durch den hohen Druck beschädigt werden und die Chemikalien werden dann in das Grundwasser gepresst. Die Huffington Post veröffentliche im Mai einen Brief von Bürgern an die Regierung des US-Bundesstaates Illinois, in dem einige brisante Daten genannt wurden. So hätte die Umweltschutzbehörde festgestellt, dass eben die Steigrohrmäntel in vielen Fällen (2012: 8,9%) von Anfang an defekt gewesen seien. Die Folge waren großflächige Vergiftungen des Wassers.
In den USA werde nach dem „Trial and Error“-Prinzip gefrackt, sagte Kate Sinding vom Natural Ressources Defensive Council (NRDC) mit Sitz in New York gegenüber der Wirtschaftwoche. Zuerst würden die lokalen Behörden grünes Licht zum Fracken geben und erst wenn etwas passiert, reagieren die Politiker – zögerlich. So habe Texas erst vor kurzem eine strengere Richtlinie erlassen, wie Rohre gesichert sein müssen, damit keine Chemikalien austreten. Kalifornien und Colorado beraten demnach noch über strengere Richtlinien, unter anderem, wie Container beschaffen sein müssen, in denen Frackingflüssigkeiten lagern. Bestätigt wird dies auch vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung. In einer Stellungnahme zur Schiefergasförderung weist er darauf hin, dass die vergleichsweise niedrigen Förderkosten in den USA auf die Befreiung von allgemeinen nationalen Umweltvorschriften im Jahr 2005 zurück zu führen sei. So sei das Einbringen gefährlicher Stoffe beim Fracking vom „Save Drinking Water Act“ ausgenommen, wobei aber noch Vorschriften der einzelnen Bundesstaaten gelten können.
Sinding schätzt ein, dass Wyoming die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung getroffen hat: Dort müssen Unternehmen, bevor sie nach Gas bohren, Wasserproben entnehmen. Diese Entscheidung sei deshalb so wichtig, weil sich bisher keine Verunreinigungen des Wassers durch Fracking nachweisen ließen. Bisher fehlten Daten über den Zustand der Böden und des Wassers vor der Förderung. Wo Chemikalien im Wasser gefunden wurden, hätten manche Unternehmen deshalb argumentiert, die Anwohner benutzen zu viel Haushaltsreiniger.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bemüht sich, in Deutschland Bedenken gegenüber dem Fracking abzubauen. In einer Broschüre aus dem Jahr 2011 stellt sie fest, dass eine Grundwasserverunreinigung in Deutschland nicht zu erwarten sei. Immerhin gebe es eine 50jährige Erfahrung mit dem Verfahren und noch nie sei etwas passiert. Die Bevölkerung müsse auch keine Angst vor Erdbeben haben: Bei drei Projekten sei massiv Fracking betrieben worden, wobei lediglich Erdbeben unterhalb der Spürbarkeitsgrenze ausgelöst wurden. Dem können die Bewohner von Langwedel-Völkersen, etwa 30 Kilometer südlich von Bremen, widersprechen. Anfang November bebte dort die Erde mit einer Stärke von 1,9. Es war das fünfte Beben seit 2008. Das Epizentrum lag im Bereich des Erdgasfeldes Völkersen, dass von RWE Dea betrieben wird. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, ist noch unklar, aber Erfahrungen aus den USA deuten darauf hin. Durch Öl- und Gasbohrungen wurden Beben mit einer Stärke von 5,0 ausgelöst. Forscher sehen einen Zusammenhang mit dem Fracking, auch wenn dieses nicht direkt die Beben auslöst.
Auch in China zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Fracking und Erdbeben. 40 Prozent der chinesischen Schiefergasvorkommen sollen sich in Sichuan befinden. Diese Region liegt genau dort, wo die zwei Erdplatten Indien und Südostasien aufeinander treffen. Nachdem dort eine Bohrung simuliert und begonnen wurde, Wasser unter Druck in die Bohrung einzuführen, nahmen die seismischen Aktivitäten deutlich zu, heißt es in einem Forschungspapier des Erdbebenverwaltungsbüros der Provinz. Innerhalb von drei Jahren sei es zu 2700 Erdstößen gekommen.

Erhoffter Wettbewerbsvorteil

Trotz vieler Unwägbarkeiten und drohender Gefahren soll das umstrittene Verfahren auch in Europa im großen Stil angewandt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit des alten Kontinents müsse gesichert werden, wird EU-Energiekommissar Günther Oettinger nicht müde, zu wiederholen. Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender von BASF, wurde bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen deutlicher: Sein Unternehmen würde jedes Jahr 500 Millionen Euro mehr Gewinn erwirtschaften, könnte es von den Schiefergaspreisen der USA profitieren. Tatsächlich ist es in den USA zu einem Preisverfall von Erdgas gekommen, indem einerseits die Produktion von Schiefergas stark ausgebaut wurde (zwischen 2006 und 2010 eine jährliche Steigerung von 48%) und andererseits sind durch die restriktive Exportpolitik für Erdgas nur begrenzte Absatzmöglichkeiten vorhanden. Gas kostet in Deutschland dagegen fast dreimal so viel wie in den USA. Der SRU bezweifelt allerdings, dass sich der Fracking-Boom einfach auf Europa übertragen lässt: die Ressourcen sind zu gering und die Förderkosten sind doppelt bis dreimal so hoch. Mit relativ großer Sicherheit könne gesagt werden, schreibt der SRU, dass die Schiefergasproduktion in Deutschland und Europa zumindest kurzfristig nicht auf einem Niveau erfolgen werde, dass die Brennstoffpreise beeinflusst würden. Es ist auch nicht zu erwarten, dass die Gaspreise auch mittelfristig so niedrig bleiben werden. So schreiben Susanne Dröge und Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik, dass die niedrigen Gaspreise die Förderung von Schiefergas in den USA haben unrentabel werden lassen. Die Gewinnschwelle liege beim heutigen Stand der Technik zwischen 5 und 8 US-Dollar/MBtu. Im Sommer 2013 wurde dagegen nur ein Verkaufspreis von etwa 4 Dollar/MBtu erzielt.
Die größten Schiefergasvorkommen, die zurzeit technisch förderbar sind, liegen in den USA (25%) und in China (20%). Auf Europa entfällt nach Schätzungen ein Anteil von weniger als 10 Prozent. Innerhalb Europas befinden sich die Hauptvorkommen nach Angaben der BGR und der US Energy Information Administration (EIA) in Polen, Frankreich, Norwegen und Schweden. Allerdings sind diese Angaben mit Vorsicht zu genießen, weil sie mit großen Unsicherheiten behaftet sind. Durch Erkundungsbohrungen müssen diese Angaben überprüft werden und in der Vergangenheit wurden sie immer wieder nach unten korrigiert. Schätzte die EIA im Jahr 2010 noch, in Polen lägen 5 Billionen Kubikmeter förderbaren Schiefergases, ging das Polnische Geologische Institut (PGI) 2011 von nur noch 560 Mrd. Kubikmeter aus und 2012 senkte die US-amerikanische Geologische Behörde (USGS) die Schätzungen auf 38 Mrd. So hat sich auch Exxon Mobil im letzten Jahr von der Schiefergasförderung in Polen zurückgezogen, weil es nicht in Mengen gefunden wurde, die für eine kommerzielle Nutzung interessant sind. Deutschlands technisch förderbare Ressourcen werden auf 0,7 bis 2,3 Bill. Kubikmeter geschätzt und hätten eine statistische Reichweite von 8 bis 27 Jahren, setze man einen gleichbleibenden Verbrauch und eine vollständige Förderung voraus.
Besonders attraktiv sei die Ausbeutung unkonventioneller Lagerstätten für jene Länder, die einen hohen Eigenbedarf haben, schreibt Kirsten Westphal. Im Fall der Europäischen Union versieht es Günther Oettinger noch mit einer anti-russischen Note. „Wir brauchen in Europa die Option des Fracking, zumindest als Drohung gegen Putin“, sagte er kürzlich auf der Handelsblatt-Tagung Energiewirtschaft in Wien. Russland ist der wichtigste Gaslieferant der Europäischen Union; es liefert vier Fünftel des benötigten Gases. Die EU möchte seine Versorgungssicherheit seiner Mitgliedsländer mit Energie erhöhen und besonders die osteuropäischen Länder aus dem „Klammergriff“ Russlands befreien. Die stärkere Nutzung eigener Ressourcen (Kohle, Öl, Gas) steht dabei ganz vorn auf der Agenda. Doch die Strategie ist bedroht durch Bürgerproteste wegen der Bedenken über mögliche Grundwasserverunreinigungen, die in Bulgarien zu einem Fracking-Verbot oder in Rumänien zu einem Moratorium führten, andererseits weil sie auf Schätzungen beruht, die – wie im Falle Polens – zu hochgestochen sind.
Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet ein „goldenes Zeitalter“ für Gas. Sie schätzt, dass bis zum Jahr 2035 die Nachfrage um 50 steigen wird. Soll diese gedeckt werden, muss die jährliche Erdgasproduktion in einem Maße steigen, das der dreifachen Jahresproduktion Russlands entspricht. Zu mehr als zwei Dritteln müsste die Nachfrage durch Schiefergas gedeckt werden. Das „goldene Zeitalter“ kann aber nur erreicht werden, wenn die USA beginnen, Erdgas in großen Mengen zu exportieren, und wenn die internationalen Gasmärkte neu geordnet würden, so Dröge und Westphal.
Es wird damit gerechnet, dass über 90 Prozent des erwarteten Zuwachses bei der Energienachfrage in den nächsten zwanzig Jahren aus dem Nicht-OECD-Raum kommt. Der chinesische Verbrauch von Erdgas steigt bis 2035 von derzeit 130 Milliarden Kubikmetern pro Jahr auf 545 Milliarden Kubikmeter an. Hinter China reihen sich Indien und die aufstrebenden Länder Südostasiens als neue Großverbraucher ein. Bis 2015 will China 6,5 Milliarden Kubikmeter Schiefergas fördern, 2020 sollen es bereits 100 Milliarden sein.

Gesteigerte Konkurrenz

Eine ähnliche Veränderung sieht die IEA auf die internationalen Ölmärkte zukommen. Durch die zunehmende Ölforderung aus Schiefervorkommen werde die USA schon im Jahr 2015 Saudi-Arabien als größten Ölexporteur ablösen. Die OPEC räumte erst kürzlich ein, den Schieferöl-Boom unterschätzt zu haben und musste den Bedarf an ihrem Öl von 2013 bis 2018 nach unten korrigieren: um 1,1 Millionen Barrel auf 29,2 Millionen Barrel pro Tag. Ihre Prognose für die Förderung von Öl aus Schiefergestein und Ölsanden in Nordamerika erhöhte sie für den gleichen Zeitraum auf 4,4 Millionen Barrel pro Tag. Mit den kanadischen Ölsanden, dem Schieferöl und den Erdgaskondensaten könnten die USA praktisch zum Selbstversorger werden, meinen Dröger und Westphal.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellt in einer aktuellen Studie fest, dass die OPEC-Länder durch das wachsende Angebot unkonventioneller Energieressourcen noch weiter unter Druck geraten könnten. Die Interessenskonflikte innerhalb des Kartells könnten sich verschärfen, vor allem wenn Iran und Irak ihre Produktionskapazitäten ausweiten sollten und Saudi-Arabien nicht mehr bereit wäre, sein Angebot der jeweiligen Marktlage anzupassen. Dies könne passieren, wenn in Zukunft das Angebot an unkonventionellem Öl stärker steigen sollte, als heute erwartet wird, so die Studie.
Die Umwälzungen der Energiemärkte verändern auch die internationalen Beziehungen und das Machtgefüge zwischen China und den USA, stellt eine BND-Studie fest, die Anfang des Jahres nur in Ansätzen der Presse zugänglich gemacht wurde. Die USA hätten sich demnach bisher nur so massiv im Nahen und Mittleren Osten engagiert, weil es von den dortigen Energielieferungen abhängig gewesen sei. Nun werde ihre außen- und sicherheitspolitische Handlungsfreiheit zunehmen. Die Abhängigkeit Chinas von der Golfregion nehme dagegen zu einer Zeit zu, in der es noch nicht über ausreichend militärische Mittel verfüge, um die wichtigen Transportwege zu schützen. Auch ökonomisch profitiere die USA, so Westphal. Durch drastisch sinkende Importe und zunehmende Exporten von fossilen Rohstoffen wäre es möglich, die Handels- und Leistungsbilanz wieder in den Griff zu bekommen. Bis 2020 könnte sich das Defizit halbieren und damit die Rolle des US-Dollars als weltweite Leitwährung festigen. Künftig werde es Washington leichter fallen, Importsanktionen gegen energiereiche Länder zu fordern, schreibt Westphal weiter.
Einig sind sich Umweltverbände, Wissenschaft und der BND darin, dass die Nutzung unkonventionellen Gases und Öls den Klimaschutz gefährdet. Die zunehmende Förderung fossiler Brennstoffe erschwert den Umstieg auf Erneuerbare Energien. Außerdem habe der Fracking-Boom in den USA dazu geführt, dass dort zwar weniger dreckige Kohle verstromt wird, aber diese wird seitdem kostengünstig nach Europa exportiert und macht den Betrieb von klimaschonenderen Gaskraftwerken unrentabel. Bereits heute sei absehbar, so die BND-Studie, dass vor 2040 die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre über 450 ppm steigen wird. Dieser Wert gilt als kritische Grenze dafür, dass die Erderwärmung nicht über zwei Grad im Durchschnitt steigt.
Dieser Text wurde in überarbeiteter Version bereits bei der jungen Welt veröffentlicht: http://www.jungewelt.de/2013/11-20/046.php


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