Fisch – ein Thema, das noch immer zu wenig Beachtung findet…


Wenn man vom ethischen Aspekt des Vegetarismus oder Veganimus spricht, dann ist den meisten Massentierhaltung ein Begriff.
Doch Fisch? Dieses Thema wird noch immer viel zu wenig beachtet. Dabei ist die Lage ernst. So ernst, dass wir im Prinzip alle aufhören sollten Fisch zu konsumieren. Und das besser heute als morgen. Denn, die Bestände der durch den Menschen genutzten Fisch-, Muschel- und Krustentierarten sollen, laut Angaben einer Studie, bis 2048 vollends erschöpft sein.

Jetzt hört sich das dramatisch an. Und vielleicht mag sich der eine oder andere denken, dass hier einmal wieder übertrieben wird und es in Wirklichkeit gar nicht so schlimm ist, wie hier dargestellt.
Doch wenn man sich auf diese Studie hier “Einfluss des Verlusts an Artenvielfalt auf die Leistungsfähigkeit mariner Ökosysteme”, veröffentlicht im Jahr 2006 in der Fachzeitschrift “Science” bezieht, so sieht der Sachverhalt gleich ganz anders aus.

So kommt die Studie kurz zusammengefasst zu folgendem Ergebnis:

“Derzeit sind die Bestände von etwa 65 Prozent aller Fisch-, Muschel- und Krustentierarten, die vom Menschen genutzt werden, auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft. Im Jahr 2048 werden es 100 Prozent sein.”

Auch die FAO sagt: “Die FAO (UN-Welternährungsorganisation) ist durch Ihre Forschung zu dem Entschluss gekommen, dass bereits drei Viertel aller Fischbestände überfischt sind und damit erschöpft sind.” (Weitere Informationen zu Fischfang und Aquakulturen zu finden unter folgendem Link der Welternährungsorganisation FAO.)

Desweiteren könnten mehr als 40 Fischarten in den nächsten Jahren allein im Mittelmeer verschwinden. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Umweltschutzorganisation IUCN (Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen).
So gehören zu den bedrohten Spezies u.a.: Haie, Rochen, mindestens 12 Knochenfischarten, der große Thunfisch (dazu zählt auch der Rote Thunfisch und der Blauflossen-Thunfisch… insgesamt bezieht sich das auf den Thunfisch aus der Dose), der Braune Zackenbarsch, der Europäische Wolfsbarsch und der Seehecht.

Als Hauptursache gibt die IUCN hierbei die durch den Menschen stattfindende Überfischung der Meere an.

Erst kürzlich veröffentlichte Greenpeace hierzu seinen Fischratgeber 2016. So soll sich der Kunde anhand des Ratgebers beim Einkauf an der Kühltheke darüber informieren können welche Fischarten er guten Gewissens genießen kann. Und welche er lieber im Regal liegen lassen sollte.

Das klingt gut. Gut diplomatisch. So soll der Verbraucher zwar nicht komplett auf den Geschmack von Fisch verzichten, dafür aber auf noch nicht vom aussterben bedrohte Fischarten zurückgreifen.

Kompromisse können ein guter Ansatz sein. Doch die Strategie, die viele Umwelt- und Tierschutzprganisationen hierbei verfolgen, lässt den Verbraucher im Endeffekt in  Unwissenheit wie ernst die Lage wirklich ist.

An dieser Stelle ein paar Informationen zu den Gründen warum die Meere bedroht sind. Und was unser Konsum von Fisch damit zu tun hat:

schleppnetzfischerei

1.) Überfischung

Weil die Nachfrage nach Fisch nach wie vor nicht ablässt, die Bestände aber sinken, werden die Fangmethoden immer rücksichtsloser.Eine gängige Methode hierbei ist zum Beispiel die Schleppnetzfischerei. Darunter kann man sich vorstellen, dass ein rießengroßes Netz über den Meeresgrund gezogen wird und dabei alles Leben in sich verschlingt wie ein überdimensionaler Staubsauger. So landen dann oft auch Schildkröten, Delfine und Haie in den Netzen, die gar nicht gefangen werden sollten.

Laut Welternährungsorganisation FAO stieg die Menge des weltweiten Fischverbrauchs  zwischen 1950 und 2006 von rund 19 Tonnen auf fast 144 Millionen Tonnen pro Jahr.
Diese Dimensionen, zusammen mit dem steigenden Bevölkerungswachstum, hat auch direkte Negativ-Effekte auf Menschen. Ganz besonders in Entwicklungsländen. So heißt es in diesem Artikel hier: “Auf Grund der zunehmenden Knappheit werden die Preise für Fischprodukte in den kommenden Jahren vermutlich stark ansteigen. Diese Teuerung wird vermutlich dazu führen, dass gerade die ärmeren Menschen aus den Entwicklungsländern sich Fisch kaum noch werden leisten können…”
Ein weiterer zu erwähnender Faktor ist, dass besonders Menschen, welche vom Fischfang leben, heute um einiges härter arbeiten müssen, als ihre Vorfahren noch ein paar Jahrzente zuvor.

Die Überfischung der Meere betrifft also nicht nur marines Leben, sondern auch das des unsere!

A dead tucuxi dolphin lies on a boat after it was pulled from a fishing net at the mouth of the Amazon River in Curuca

2.) Beifang

Als Beifang bezeichnet man im Grunde Fischarten, die nicht hätten ins Netz gehen sollen. So landen dabei auch viele vom aussterben bedrohte Fischarten wie Haie und Meeresschildkröten, aber auch Delphine in den Netzen und verenden qualvoll. So werden diese Tierarten dann oftmals wieder tot ins Meer zurück geworfen.
Das drastischste Beispiel für Beifang wäre hierbei die Shrimp-Fischerei. So kommen auf eine Tonne gefangene Shrimps etwa 14 Tonnen Beifang.

todeszonen

3.) Tote Zonen

Mit toten Zonen ist gemeint, dass u.a. durch gesteigerten Düngemittelverbrauch in der Landwirtschaft, darunter ist vor allem die heutige Nutztierhaltung inbegriffen, in Flüsse erheblich mehr Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphate in die Meere gelangen. Und das wiederum führt zu Sauerstoffarmut.
Die Sauerstoffarmut entsteht, weil der erhöhte Eintrag von Nährstoffen das Wachstum von Algen erheblich fördert. Sinken die abgestorbene Algen dann auf den Meeresboden, werden sie von Bakterien zersetzt. Dabei wird Sauerstoff verbraucht und der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt. Infolgedessen sterben dann zuerst die Lebewesen in Bodennähe, später auch die weiter oben lebenden Fische und Meeresbewohner.

Weltweit soll es Berechnungen zufolge mittlerweile mehr als 415 Todeszonen geben. Mit steigender Tendenz.

Fischfamen.jpg

4.) Fischfarmen/Aquakulturen

An und für sich möchte man meinen, dass Fischfarmen etwas gutes wären. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Viele von Menschen verzehrte Fische und Meeresfrüchte stammen heute aus Zuchtanlagen Das sind nach aktuellen Angaben ca. 40% der Weltproduktion. Viele dieser Fischfarmen haben katastrophale Auswirkungen auf das Ökosystem Meer! So werden ursprüngliche Gebiete zum Teil vollkommen zerstört, um Platz für Fischfarmen zu machen.
Desweiteren besteht ein hoher Bedarf an Futterfischen für die Zuchtanlagen. So wird für 1 kg Lachsfilet 3-6 kg wild gefangener Futterfisch benötigt. Eine weitere Sache ist dann noch, ähnlich wie in der Nutztierhaltung, der Einsatz großer Mengen an Antibiotika, die zum Einen als ”Mastbeschleuniger” und zum Anderen zum Schutz vor Infektionen eingesetzt werden. Denn bei Aquakulturen handelt es sich im Grunde um große Becken mit einer Unmenge an Fischen, die zum Großteil in ihren eigenen Exkrementen schwimmen. Ein guter Nährboden für Infektionen.

Im Grunde könnte man vereinfacht sagen sind Fischfarmen nicht mehr als Massentierhaltungsanlagen für Fische. Nicht etwa um die Artenvielfalt der Fische zu erhalten, sondern um Fische zum Konsum des Menschen zu produzieren.

kohle-grafik-quecksilber-fisch

5.) Chemikalien

Fast 40% der Weltbevölkerung lebt in Küstenregionen, diese stellen lediglich nur 7,6% der Erdoberfläche dar. Folglich ist der Druck auf diese Areale besonders gross. Schwermetalle (z.B. Blei, Kupfer, Quecksilber) sind giftige, schwer abbaubare Verbindungen, die sich im Fettgewebe von Organismen anreichern. Über Muttermilch und die Nahrung werden die Giftstoffe an die nächste Generation weitergegeben und somit immer weiter erhöht. Die Folgen sind Fortpflanzungsprobleme, Entwicklungsstörungen, Schwächung des Immunsystems und Krebs. Und am Ende der Nahrungskette steht der Mensch!
Die langfristigen Auswirkungen dessen sind nicht sofort ersichtlich. Oft vergehen Jahrzehnte bis sich das Ausmaß des Eingriffs in Ökosysteme durch den Menschen bemerkbar macht.

phytoplankton

6.) Rückgang von Phytoplankton

Eine mikroskopisch kleine Meerespflanze mit großer Wirkung…

Phytoplankton macht etwa die Hälfte der gesamten auf der Erde produzierten organischen Materie aus. Und produziert mehr als die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre. Man kann sagen Phytoplankton produziert zwischen  50 bis 80 Prozent des Sauerstoffs, den wir Menschen einatmen.
Denn die winzigen Lebewesen betreiben mithilfe von Sonnenlicht Photosynthese. Den biologischen Prozess, der vor allem aus Kohlenstoffdioxid und Wasser energiereiche Stoffe zusammensetzt. Als ein Nebenprodukt entsteht dabei kostbarer Sauerstoff.
Doch seit den 1950er Jahren ist die Anzahl des Phytoplanktons um ca. 40 Prozent zurück gegangen, mit steigender Tendenz. Die einzige Ursache mit der sich der Rückgang des Phytoplanktons erklären lässt, ist laut den Autoren einer Studie im Wissenschaftsmagazin Nature die zunehmende Erwärmung der Ozeane. So kommen die Experten zu dem Schluss, dass sich die Anzahl des Phytoplankton jährlich um einen Prozent minimiert.

Kurz gesagt: Phytoplankton ist praktisch der Treibstoff für alle marinen Nahrungsketten. Ein Rückgang des Phytoplankton beeinflusst somit alle Lebewesen, die in der Nahrungskette höher stehen – den Menschen mit eingeschlossen.

Wenn es um Fisch geht, dann fehlt uns hierbei oftmals der Bezug diese als fühlende Lebewesen, die Schmerzen empfinden können wahrzunehmen. Vielmehr sympathisieren wir hierbei mit größeren Tieren wie Delfinen, Walen oder Robben. Doch Fischfang bedeutet nicht weniger Schmerz bzw. Leid für diese Tiere als für Rinder, Schweine und Geflügel. Im Gegenteil. Meist leiden Fische noch weitaus mehr als die Tiere in Massentierhaltung.

Zu den gängigen Tötungsmethoden gehören:

ersticken

1.) Ersticken

Anders als viele Menschen denken, stirbt ein Fisch nicht schnell, wenn er ins Trockene gebracht wird. Heringe ersticken zum Beispiel erst nach 35 Minuten, Kabeljau und Merlane nach 60 Minuten. Seezungen und Schollen brauchen länger. Sie sind erst nach ungefähr 4 Stunden tot.

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2.) Ausbluten

Ausbluten beinhaltet, dass der Fisch lebendig zur Entfernung von Organen und Blut aufgeschnitten wird. Der Fisch stirbt hierbei jedoch nicht sofort. Heringe, Seezungen und Flundern können danach noch bis zu 10 Stunden, beziehungsweise 30 und 35 Minuten am Leben bleiben. Schollen halten es maximal 50 Minuten aus.

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3.) Nackenschnitt

Diese Tötungsmethode wird insbesondere bei Aalen angewandt. Der Aal bekommt einen Schnitt an seinem Hinterkopf, wodurch das Rückenmark durchgeschnitten wird. Die Sauerstoffzufuhr zum Kopf bleibt jedoch intakt, wodurch das Tier noch nicht stirbt. Wenn danach das Tier aufgeschnitten und dessen Organe entfernt werden, erfolgt dies also möglicherweise noch bei Bewusstsein.

… Fische werden, wenn sie auf offenem Meer gefangen werden, oft in riesigen Netzen gefangen und zusammengequetscht. Wenn sie aus dem Meer an Land gezogen werden, kommt es dabei zu einer Druckverminderung, was dazu führt, dass der vorherrschende Innendruck die Schwimmblase der Fische zerreißt. Oft treten dabei auch die Augen aus ihren Höhlen und der Magen wird aus dem Maul herausgepresst. An Bord der Fischerboote ersticken die Fische meistens langsam und qualvoll oder sie werden erschlagen, erstochen, zertrampelt oder man legt sie lebend in die Gefriertruhe.

Fazit

Das hier Erwähnte ist sozusagen lediglich eine kurze Auflistung der primären Aspekte, die mit Fischkonsum einhergehen. Denn es gibt noch eine Vielzahl weiterer Aspekte, die hier aufgezählt werden könnten. Einer davon wären zum Beispiel noch die einzelnen Fischereimethoden, darunter die Tiefseefischerei.
Insbesondere wenn man sich mit der Tiefseefischerei beschäftigt, so bedeutet das im Prinzip folgendes: Weil die heutigen Fischbestände stetig sinken, geht man immer tiefer auf den Grund des Meeres, um die dortigen Fischbestände zu jagen.

Wenn man das so durchdenkt, dann stellt sich mir u.a. folgende Frage: Wie soll das weitergehen? Und soll das wirklich die Zukunft sein? Künstlich erschaffene Fischbestände aus Aquakulturen und das Abgrasen immer tieferer Meeresgründe, bis auch dort nichts mehr lebt?

Bezogen auf gerade diese Frage wäre es meiner Ansicht nach ratsam Fisch vollkommen vom Speiseplan zu streichen. Denn, was für Fleisch gilt, gilt auch für Fisch – wir brauchen es nicht.
Gerade in Bezug auf Omega 3, wofür Fisch am bekanntesten ist, gibt es weitaus bessere Nährstoffquellen. Als da wären geschrotete Leinsamen und vor allem Chia Samen. Und so spart man sich zugleich auch das in Fisch enthaltene Cholesterin.

Initiativen wie der Fischratgeber von Greenpeace zum Beispiel hören sich bei erster Betrachtung gut an. Doch sie sind für mein Empfinden zu illusorisch. Denn, tut man Meerestieren wirklich etwas Gutes, indem man sie tötet? Tut man marinen Ökosystemen wirklich einem Gefallen, wenn man durch Fischfang die Artenvielfalt minimiert?


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