Filmkritik zu "Youth in Revolt"

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Im Februar 2010 wurde auf dem Internationalen Film Festival in Berlin eine Coming-of-Age Komödie gezeigt, die es bis heute nicht auf den deutschen Markt geschafft hat. Basierend auf dem Roman ‚Youth in Revolt: The Journals of Nick Twisp‘ von C.D. Payne spielt hier ‚Juno‘-Schwängerer Michael Cera einen vom Leben geplagten Teenager, der daraufhin ein böses Alter-Ego in seinem Kopf entstehen lässt, das ihm bei der Bewältigung diverser Alltagsprobleme sowie der Eroberung seiner großen Liebe behilflich sein soll.

Nick Twisp ist kein normaler Junge, wie all die anderen Teenager in seinem Umfeld. Ihm gefallen die feinen Dinge im Leben. Er hört Musik von Frank Sinatra und vergöttert die Filme von Federico Fellini. Dann verliebt er sich während eines Familienurlaubs in die lebenslustige Sheeni Saunders (Portia Doubleday). Aber Familie, die Ferne und eifersüchtige Ex-Freunde gestalten das Miteinander mehr als schwer. Nick wird von Sheeni ermutigt sich endlich aus seinem unterwürfigen Leben zu befreien. Zu diesem Zweck entwickelt er das rebellische Alter-Ego Francois. Durch dessen Einfluss, seinem männlichen Bart und seinen Zigaretten, nimmt Nick auf einmal jede Hürde um mit seiner großen Liebe zusammen zu sein.

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Michael Cera mit seiner Filmfamilie

Auch ‚Youth in Revolt‘ hat mit dem Problem zu kämpfen, dass Michael Cera niemals zu schauspielern scheint, sondern seine Rollen so auswählt, dass er immer er selbst bleiben kann. Der Zuschauer könnte sich hierüber natürlich freuen, impliziert diese Vorgehensweise eine gewisse Natürlichkeit in seiner Arbeit. Zeitgleich kommt aber auch Langeweile auf. Egal ob in Publikumslieblingen wie ‚Juno‘, Special-Effekt-Schlachten wie ‚Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt‘ oder aber hierzulande unbekannten Produktionen wie ‚Paper Heart‘ oder ‚Youth in Revolt‘, Michael Cera bleibt auf der Leinwand eben Michael Cera.

Aber nur weil er in seiner Figurenauswahl nicht variiert, soll das nicht heißen, dass ein Film automatisch darunter zu leiden hat. ‚Youth in Revolt‘ ist kein schlechter Film, nur eben ein Film mit Michael Cera. Wer bereits zuvor Filme mit dem kanadischen Schauspieler sehen durfte, wird auch dieses Mal keine Überraschung erleben. Erneut spielt er den trotteligen Loser, der es im Leben zu nichts gebracht hat und scheinbar auch zu nichts mehr bringen wird. Regisseur Miguel Arteta manövriert Cera durch einen Handlungsstrang, den man mit einer anspruchsvolleren Variante von ‚American Pie‘ vergleichen könnte. Eigentlich geht es Nick Twisp nämlich nur darum, seine große Liebe ins Bett zu bekommen. Das Loslösen vom Elternhaus und andere Probleme treten dabei in den Hintergrund. Aber um eine gewisse Distanz zu der inzwischen nur noch auf DVD erscheinenden ‚American Pie‘ Serie zu bewahren, muss gesagt werden, dass man sich nicht auf die niveaulosen Witze, sondern auf pointierten Humor konzentriert hat, der dem Film eine weitaus bessere filmische Qualität attestiert.

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Michael Cera

Michael Cera wagt mit der Francois-Figur das Experiment, aus seinen bisherigen Mustern auszubrechen. Leider darf er sich zu wenig ausprobieren. Francois bekommt kaum Zeit für seine Auftritte zugesprochen, verkommt zu einem netten Accessoire am Rande. Nichtsdestotrotz bilden vor allem die Zwiegespräche zwischen Nick und Francois die Höhepunkte des Filmes. Neben Michael Cera spielt Portia Doubleday die von ihm angebetete Sheeni Saunders, eine Figur die wenig ausgearbeitet daherkommt. Der Zuschauer wird geradezu gezwungen, jede ihrer Handlungen und ihre Kommentare zu hinterfragen. Sie wirkt unsympathisch, nutzt Nick nur aus, scheint ihn an der Nase herumzuführen. Dann aber stellt sich irgendwann heraus, dass sie eigentlich keine schlechte Person ist, sie bleibt der Love Interest von Nick Twisp bis zum bitteren Ende. Das Happy End wird insofern als nicht vorhersehbar inszeniert, da die Aufrichtigkeit von Sheeni im ganzen Film angezweifelt werden darf. Allerdings wirkt diese Inszenierung eher ungewollt und dadurch wenig glaubwürdig.

Hinzu kommen dann noch ein paar niedliche Animationsszenen. Mit Knetfiguren wird der Einstieg in den Film gestaltet, Zwischensequenzen werden mit Papierfiguren dargestellt, die an Michael Ceras Film ‚Paper Heart‘ erinnern und Sexfantasien erscheinen in mit Bleistift gezeichneter Figurenform.

‚Youth in Revolt‘ bietet einige unterhaltsame Minuten, die hauptsächlich durch die Michael Cera-Doppelbesetzung zum Vorschein kommen. Der Film arbeitet hier mit einer interessanten Prämisse, die leider unausgereift präsentiert wird. Das Drehbuch scheint sich nicht getraut zu haben, die Idee wirklich auszuleben.

Denis Sasse

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‘Youth in Revolt‘

Originaltitel: Youth in Revolt
Altersfreigabe: ab 15 Jahren (UK Import)
Produktionsland, Jahr: USA, 2009
Länge: ca. 85 Minuten
Regie: Miguel Arteta
Darsteller: Michael Cera, Portia Doubleday, Zach Galifianakis, Steve Buscemi, Justin Long, Rooney Mara

‘Youth in Revolt’ ist als Import DVD erhältlich.


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