Filmkritik zu ‘Young Adult’

Filmkritik zu ‘Young Adult’

Trotz des originell inszenierten ‚Up in the Air‘ mit George Clooney in der Hauptrolle bleibt ‚Juno‘ die bisher meist gelobte Regiearbeit von Jason Reitman, Sohn des Komödienfilmemachers Ivan Reitman (‚Ghostbusters‘). Für seinen neuen Film ‚Young Adult’ hat er sich wahrscheinlich deswegen erneut mit seiner Muse und Drehbuchautorin Diablo Cody zusammen getan. Gemeinsam schicken sie Charlize Theron als Oberzicke und ehemals beliebtestes Girli ihrer High School zurück aus der Großstadt in ihr kleines beschauliches Heimatdörfchen, wo sie mächtig Unruhe stiften darf.

Charlize Theron ist Mavis Gray. Zu ihren besten Zeiten hat sie die attraktivsten Jungs verführt. Die Welt stand ihr offen. Jetzt ist sie allerdings schon 37 Jahre alt und steht vor einem Trümmerhaufen. Sie ist frisch geschieden, die Jugendbuchreihe, die sie als Ghostwriterin verfasst, soll eingestellt werden und sie trinkt eindeutig zu viel. Das Leben zieht an ihr vorbei, bis sie erfährt, dass Buddy Slade (Patrick Wilson), ihre große Jugendliebe von damals, Vater geworden ist. Mavis will ihn aus seinem spießigen Familienleben befreien und endlich an seiner Seite das Leben mit ihm leben, das sie sich immer erträumt hat. Doch die Rückkehr in ihre Vergangenheit erweist sich als viel schwieriger als gedacht. Verständnis wird ihr nur von ihrem ehemaligen Klassenkameraden Matt (Patton Oswalt) entgegengebracht, einem wenig attraktiven Außenseiter, der die Vergangenheit ebenfalls nicht abschütteln kann.

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Patton Oswald

Und damit stecken wir in der Grundthematik des Filmes, der uns zwei Menschen aufzeigt, die nicht Erwachsen geworden sind. Während ihr Umfeld Familien gegründet und Kinder bekommen hat, sitzen Mavis und Matt gedanklich immer noch in ihrer High School Zeit fest. Charlize Theron spielt überzeugend die von ihrem Lebensstil überzeugte Mavis, die jeden Morgen erneut mit einem Kater in ihrem Bett aufwacht. Jeden Abend Party, Drinks und Spaß. Es gibt bei ihr kein Aufkommen von dem Gefühl Erwachsen zu werden. Ebenso wie Mavis bewegt sich Matt durch sein Leben, verhält sich nur nicht wie die High School Diva. Er verkörpert viel mehr den stereotypen Nerd, der in der Schule immer gehänselt wurde und sich nie davon rehabilitieren konnte. Immer noch in seinem Elternhaus wohnend, beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Bastelarbeiten an Actionfiguren. Eine Beinverletzung, die ihm in einem brutalen Angriff in seiner Schulzeit zugefügt wurde, versetzt den innerlich gebrochenen Mann immer wieder zurück in seine Vergangenheit. Diese können beide nicht hinter sich lassen. Sie halten an den Höhepunkten damaliger Zeiten fest. Wo Mavis den heiratenden und Kinder bekommenden ehemaligen Klassenkameraden mit Unverständnis begegnet, schaut Matt mit neidischen Augen auf die perfekten Leben, die in seiner Nachbarschaft geführt werden und für ihn so unerreichbar erscheinen.

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Patrick Wilson

Und so wird es auch bis zum Ende bleiben. Die schön ausgearbeiteten Schwächen der Figuren werden nicht einfach innerhalb der Filmhandlung zu Nichte gemacht. Das Happy End bringt nicht, wie so oft, eine charakterliche Besserung mit sich. Mavis bleibt ihren eigenen Idealen und Vorstellungen treu, beschreitet dennoch neue Wege nachdem sie ihre persönliche Lektion gelernt hat. Sie wird auf ihre ganz eigene Art und Weise erwachsen. Wenn sie anfangs aus der Großstadt flüchtet und in ihre Heimat zurückkehrt, merkt man schon den deutlichen Unterschied zwischen ihr und den übrigen Bewohnern. Mavis fühlt sich wie eine Gewinnerin, hat sie es doch aus dem kleinen Kaff heraus geschafft und versauert nicht wie all die anderen in diesem Ort. Ihrer Sichtweise nach, haben die Anderen es zu nichts gebracht. Diese wiederum haben Jobs in ihrer Heimat, Frau und Kinder – womit Mavis nicht so viel anfangen kann. Es ist die menschliche Verwandlung von einem Kind in einen Teenager in einen Erwachsenen, die hier zum treibenden Problem für die beiden Hauptprotagonisten wird. Mehr als aus ihrer Heimat zu entfliehen ist Mavis dann am Ende doch nicht gelungen. Aber ihre Rückkehr in das kleine Dorf bringt noch einmal eine Chance mit sich eine neue Erkenntnis über ihr Leben zu erlangen und daraufhin zumindest für sich selbst ein besserer Mensch zu werden.

‚Young Adult‘ wurde von Jason Reitman dabei mit den bestmöglichen Darstellern besetzt. Mit wenigen Worten schaffen es sowohl Charlize Theron als auch Patton Oswald ihre Figuren äußerliche Stärke, aber innerliche Schwäche mitzugeben. Wir erleben oberflächlich klare Stereotype, die im inneren einen Bruch erleiden. Ohne Worte schafft es Charlize Theron uns bewusst zu machen, dass Mavis Gray keinesfalls eine glückliche Person ist, die mit ihrer Karriere in der Großstadt zufrieden ist. Ohne Worte schafft es auch Patton Oswald aufzuzeigen, dass er nach mehr strebt als in seinem Elternhaus zu versauern, auch wenn es für ihn der einfachste Weg ist sein Leben zu bestreiten. Solche Kollaborationen wie zwischen Jason Reitman und Diablo Cody gibt es selten, sollten aber genutzt werden, wenn man sie findet – was hier bestmöglich praktiziert wurde.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Young Adult’

‘Young Adult‘

Originaltitel: Young Adult
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 94 Minuten
Regie: Jason Reitman
Darsteller: Charlize Theron, Patton Oswald, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser


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