Filmkritik zu "Hop – Osterhase oder Superstar?"

Filmkritik zu ‘Hop – Osterhase oder Superstar?’

Im vergangenen Jahr landete Chris Meledandris Filmstudio Illumination Entertainment mit ‚Ich – Einfach Unverbesserlich‘ einen kleinen Überraschungserfolg im Animationsfilm-Genre. Mit mehr als nur einer Prise schwarzem Humor, aber auch mit der nötigen Portion Kind-gerechter Moralvorstellungen, feierte das Studio mit diesem Film seinen Einstand. Nun darf Regisseur Tim Hill im Auftrag von Melendandri unter Beweis stellen, dass er mit ‚Hop – Osterhase oder Superstar?‘ die Vermischung von Realschauspielern und computeranimierten Hoppelhasen und Osterküken auf die Leinwand bringen kann. Dabei kommt ihm die Vorbelastung durch seinen 2007er Film ‚Alvin und die Chipmunks‘ nicht unbedingt zu Gute.

Im Gegensatz zu ‚Alvin‘ oder Genre-Kollegen wie ‚Garfield‘ und ‚Yogi-Bär‘ stützt sich ‚Hop‘ nicht auf einen Comic-Strip oder eine Cartoon Serie aus den 60er oder 70er Jahren. Die Story aus der Feder von Cinco Paul und Ken Daurio, die gemeinsam bereits Drehbücher für Filme wie ‚Horton hört ein Hu‘, Illumination Entertainments ‚Ich – Einfach unverbesserlich‘ und ‚Santa Clause 2: Eine noch schönere Bescherung‘ schrieben, orientieren sich vielmehr am letztgenannten Werk und liefern einen Feiertagsfilm zu Ostern, wie man ihn sonst fast nur zu Weihnachten beschert bekommt.

 

Filmkritik zu ‘Hop – Osterhase oder Superstar?’

Küken Carlos und der Osterhase

Hier ist es der Osterhase (Hugh Laurie), der eine geheime Süßigkeiten-Fabrik auf der Osterinsel leitet, wo Schoko-Leckereien, Osterhasen und all die bunten Ostereier für das alljährliche Osterfest produziert werden. Sein Sohn E.B. (Russell Brand) soll in Kürze das Familienunternehmen weiterführen. Da sein Traum aber eine Karriere als Schlagzeuger in einer Rock-Band ist, läuft er am Abend vor seiner Krönungszeremonie einfach davon. In Hollywood trifft er auf den Träumer Fred (James Marsden), der mit Ende zwanzig immer noch bei seinen Eltern wohnt und versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Der Osterhase schickt derweil die Eliteeinheit ‚Die Pinks‘ auf die Suche nach seinem Sohn und das Ober-Küken Carlos versucht die Abwesenheit von E.B. zu nutzen, um die Oster-Tradition für die Küken an sich zu reißen.

Um es vorweg zu nehmen: ‚Hop‘ ist kein schlechter Film, es kommt nur auf die Perspektive an aus der man ihn betrachtet. Natürlich könnte man das zu jedem Film sagen, aber hier muss einem schon klar gemacht werden, dass es sich um einen reinen Kinderfilm handelt. Wo das Illumination Entertainment Vorgängerwerk ‚Ich – Einfach Unverbesserlich‘ noch mit Zynismus und schwarzen Humor eher die Erwachsenen angesprochen hat und nur am Rande ein paar Kind-taugliche Scherze untergemischt wurden, ist ‚Hop‘ das exakte Gegenteil. Der Film funktioniert nach Schema F. Zu Beginn werden uns sowohl E.B. und Fred O’Hare als mit ihren jeweiligen Leben unzufriedene Hauptprotagonisten vorgestellt, deren Weg klar vorgezeichnet ist. Während E.B. seinen Traum verfolgt Schlagzeuger zu werden und seine Qualitäten als solcher von David Hasselhoff in einem Gastauftritt bestätigt bekommt, sehen wir James Marsden mit überzeichneter Comic-Mimik auf seiner erfolglosen Jobsuche. Die einzig mögliche Überraschung des Filmes wird dann leider bereits in der ersten Filmminute vorweg genommen. Hier dürften selbst die Kinder enttäuscht sein, wenn sie direkt erfahren, dass Fred später zum ersten menschlichen Osterhasen werden wird.

Ansonsten bewirkt der Film für die Osterzeit, was andere Filme für die Weihnachtsfeiertage liefern. Es ist ein harmloser Familienfilm mit liebevoll gestalteten Animationen. Das Zielpublikum wird hieran nichts auszusetzen haben. Es gibt einen Rock-Hasen, viele bunte Süßigkeiten und Humor den man ohne Bedenken den Kindern zumuten kann. Sie werden maximal eine Antipathie gegenüber kleinen, kuscheligen Küken entwickeln, die hier das Hasenvolk gemein hintergehen. Wobei dieser Verrat hauptsächlich an dem spanisch sprechenden Oberküken Carlos ausgemacht werden kann. Ansonsten möchte der Film nichts weiter, als das Osterfest ein wenig in das rechte Licht zu rücken. Sicherlich gibt es keine biblischen Verknüpfungen – ganz im Gegenteil, eher Fehlinformationen darüber, wie lange das Osterfest bereits besteht – aber neben der steten Vermarktung von Weihnachten (zuletzt Disneys 3D-Film ‚Eine Weihnachtsgeschichte‘), Halloween (der Horrorfilm ‚Trick ‘r Treat‘) oder der amerikanische Thanksgiving-Tradition (Katie Holmes in ‚Pieces of April‘) wurde es einmal Zeit für das Osterfest, auf der großen Leinwand zu erscheinen.

Man muss sich dann aber auch eingestehen, dass Ostern hier sehr an Weihnachten angelehnt wird. Es wird präsentiert wie ein Weihnachtsfest im Frühling. Hier ist die Osterinsel für den Osterhasen, was der Nordpol für den Weihnachtsmann ist. Und es gibt einen Oster-Schlitten, der von einer ganzen Schaar von kleinen Küken gezogen werden muss. Aber vielleicht ist das die nötige Herangehensweise, um den Kindern aus der heutigen Zeit aufzuzeigen, dass auch Ostern ein ebenso wichtiger und eigentlich gleichwertiger Tag zum Fest der Liebe ist.

 

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Die Söldnertruppe 'Die Pinks'

Neben dem bereits erwähnten Gastauftritt von David Hasselhoff, der hier liebevoll als The Hoff auftritt, ist auch Playboy-Gründer Hugh Hefner in der Originalversion zu hören. Solche versteckten Scherze sind in der deutschen Synchronfassung natürlich nicht nachvollziehbar. Ebenfalls mit der Übersetzung geht der Witz des Gastauftrittes von Schauspieler Russell Brand verloren, der in einer Szene kurz mit E.B. spricht. Also mit sich selbst, wo er dem kleinen Hasen doch für den Film seine Stimme geliehen hat.

‚Hop – Osterhase oder Superstar‘ ist leichte, vorhersehbare Unterhaltung, die dennoch weitaus mehr zufrieden stellt, als es mit ‚Alvin‘, ‚Garfield‘ oder ‚Yogi Bär‘ der Fall gewesen wäre. Illumination Entertainment versteht es, knuffige Figuren zu entwickeln. Und sind es dieses Mal nicht die Minions, die kleinen Erdnuss-artigen Wesen aus ‚Ich – Einfach Unverbesserlich‘ (auch wenn sie im Vorspann eine kleine Rolle übernehmen), so dürften es doch zumindest die Pinks sein, die hier im Gedächtnis bleiben werden. Ob sich ein Ausflug ins Kino hierfür lohnt, sei jedem selbst überlassen. Die Fernsehsender der Welt werden ‚Hop‘ sicherlich in ihr Programm als jährlich ausgestrahlten Osterfilm mit aufnehmen, da er zur Einstimmung hierauf allemal taugt.

Denis Sasse


Filmkritik zu ‘Hop – Osterhase oder Superstar?’

‘Hop – Osterhase oder Superstar?‘

 

Originaltitel: Hop
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 95 Minuten
Regie: Tim Hill
Darsteller: James Marsden, Kaley Cuoco, Gary Cole, Elizabeth Perkins, David Hasselhoff
Synchronstimmen: Russell Brand, Hank Azaria, Hugh Laurie

‘Hop – Osterhase oder Superstar?‘ läuft seit dem 31. März 2011 in den deutschen Kinos.


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