Filmkritik zu ‘Attack The Block’

Alien Invasionen sahen bisher immer so aus: Die Menschen stehen morgens auf, schauen aus dem Fenster und entdecken ein riesig großes Raumschiff am Himmel – zumeist über einer Großstadt. Washington, New York, Los Angeles sind dabei die beliebtesten Ziele. Und dann beginnt der Krieg. In ‚Independence Day‘ setzt sich selbst der Präsident der Vereinigten Staaten an das Steuer eines Kampfjets, in ‚Battle: Los Angeles‘ schickt jedes Land seine Armee gegen die Invasoren in die Schlacht. Bei Joe Cornish, der das Drehbuch zur kommenden Spielberg/Jackson-Zusammenarbeit ‚Tim & Struppi‘ geschrieben hat, sieht das Szenario etwas anders aus. Bei ihm landen die Außerirdischen in einem Viertel von London, in dem bereits ein Krieg herrscht. Denn im härtesten Viertel der Stadt bekommen die Aliens es mit einer bis an die Zähne bewaffneten Jugend-Straßengang zu tun, die nicht bereit ist, ihren Block dem Feind kampflos zu überlassen.

Filmkritik zu ‘Attack The Block’

John Boyega & Jodie Whittaker

Damit empfiehlt sich Spielfilmdebütant Joe Cornish für zukünftige Arbeiten. Er inszeniert ‚Attack The Block‘ mit genügend Einfallsreichtum, um dem Sci-Fi Genre einen würdigen Neuling zukommen zu lassen. Seine Helden, die er in den Kleinkrieg gegen die Aliens schickt, heißen Moses, Pest, Dennis, Jerome und Biggz – das erste was wir von ihnen zu sehen bekommen, ist ein nächtlicher Überfall auf eine hilflose Frau. Hier gibt es keine Skrupel, keine Gnade. Sie wird mit einem Messer bedroht, ausgeraubt und zurückgelassen, als ein erster Einschlag auf der Erde die Aufmerksamkeit der kriminellen Jugendlichen auf sich zieht. Bereits in den ersten Minuten darf der Zuschauer einen Blick auf ein Alien werfen: Eine Mischung aus Gremlin und Gollum wird die Kreatur genannt, die sich im Nachhinein nur als Futter für die wirklichen Aliens herausstellt.

Das Design der Außerirdischen, die wir dann einige Zeit später zu Gesicht bekommen, kann sich im Gegensatz zu Genre-Vertretern der vergangenen Zeit sehen lassen. Wo merkwürdig aussehende Kreaturen wie in ‚Super 8‘ oder ‚Cowboys & Aliens‘ auf wenig Gegenliebe gestoßen sind, bleiben Cornishs Invasoren minimalistisch und simpel. Sie ähneln Gorillas, nur ihre Kontur ist sichtbar, sie bewegen sich wie schwarze Flecken durch die Stadt und haben leuchtende Zähne – eine willkommende Abwechslung zu den grell aufblitzenden Augen, die zu oft in Horror Sci-Fi Szenarien dunkle Räume erhellen und inzwischen kein wirkliches Angstgefühl mehr erzeugen wollen.

Filmkritik zu ‘Attack The Block’

Nick Frost & Luke Treadaway

Das Drehbuch liefert dabei eine Menge Wortwitz. Wenn die ständig Schimpfwörter benutzende Straßengang erneut auf die Frau trifft, die zu Beginn um einige Habseligkeiten erleichtert wurde, wird sie zwar zu einer Verbündeten, darf sich dennoch anhören, dass sie doch nicht so viel fluchen solle. Das bekommt sie ausgerechnet von den Gangstern zu hören, deren Wortschaft nicht weit über das Wort Fuck hinaus reicht. Trotz so einigen Schmunzlern bleibt dabei niemals die Dramatik oder Ernsthaftigkeit auf der Strecke. Es ist der Dynamik der jugendlichen Darstellerriege zu verdanken, dass der Ton des Filmes immer präzise getroffen wird. Wenn sich ein Gang-Mitglied auf einem Moped und mit einem Samurai-Schwert bewaffnet in ein explodierendes Feuerwerksgewitter stürzt, in dem es vor Aliens nur so wimmelt, wirkt das enthusiastisch, ein wenig komisch, aber niemals lächerlich oder gar unglaubwürdig – es sind nun einmal die Waffen, mit denen in diesem Viertel gekämpft wird.

Ähnlich wie vor drei Jahren mit ‚District 9‘, wurde hier mit wenig Mitteln – dafür mit einem guten Drehbuch – ein ansprechender Science-Fiction Film erschaffen, der mit überzeugenden Aliens, Humor und Action nicht nur Genrefans unterhalten wird.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Attack The Block’

‘Attack The Block‘

Originaltitel: Attack The Block
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: GB, 2011
Länge: ca. 87 Minuten
Regie: Joe Cornish
Darsteller: John Boyega, Alex Esmail, Leeon Jones, Franz Drameh, Jumayn Hunter, Paige Meade, Terry Notary, Luke Treadaway, Jodie Whitaker, Nick Frost

‘Attack The Block‘ läuft ab dem 22. September 2011 in den deutschen Kinos.
Offizielle Homepage: attacktheblock-movie.com


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