Filmkritik zu ‘Arthur Weihnachtsmann’

Filmkritik zu ‘Arthur Weihnachtsmann’

Das britische Filmstudio Aardman Animations wurde vorrangig durch seine Animationsproduktionen bekannt, die sie mit einer Stop-Animation Knettechnik realisierten. Zu den bekanntesten Figuren aus dem Hause Aardman dürften der Erfinder Wallace und sein Hund Gromit gehören. Mit ‚Hennen rennen‘ wagte man 2000 einen ersten Ausflug ins Kino, fünf Jahre später folgte das bisher einzige Leinwandabenteuer von Wallace & Gromit, welches unter dem Titel „Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“ den Oscar als bester Animationsfilm des Jahres gewinnen konnte. Erst 2006 erschien mit ‚Flutsch und weg‘ der erste Film, der nicht als Claymation produziert wurde. Dem folgt nun das vorweihnachtliche Festtagsabenteuer ‚Arthur Weihnachtsmann‘, mit dem Aardman Animations dem Fest der Liebe etwas nostalgisches Flair einhauchen möchte.

Arthur ist der gutmütige, aber tollpatschige Sohn vom Weihnachtsmann, der alles liebt, was mit dem Weihnachtsfest zu tun hat. Damit ist er allerdings der Einzige in seiner Familie, auf den der Zauber von Weihnachten noch immer seine Wirkung hat. Sein älterer Bruder Steve, der als offizieller Nachfolger von Papa Weihnachtsmann gilt, ist ein mit kühlem Verstand kalkulierender Geschäftsmann, der mit effizienten Hightech Gerätschaften militärische Präzision am Nordpol eingeführt hat. Der Weihnachtsmann sieht sich selbst zwar noch als Oberhaupt der Familie, wirkt aber nur als repräsentatives Aushängeschild des Festes und hat die Zügel schon lange nicht mehr in der Hand. Sein 136-jähriger Vater, Opa Weihnachtsmann, ist ein griesgrämiger alter Kauz, der die moderne Welt hasst und nur vor sich hin grummelt. Inmitten dieser chaotischen Familie liegt es an Arthur, sich am Weihnachtsabend auf den Weg zu machen, um das eine Kind aufzusuchen, das aus Versehen kein Geschenk bekommen hat. Was für Steve nur ein kleiner Betriebsunfall ist, entwickelt sich für Arthur, Opa Weihnachtsmann und der Elfe Bryony zu einer Reise um den Erdball, den sie in einem ausgemusterten Rentierschlitten machen müssen, wenn sie das letzte Geschenk doch noch pünktlich ausliefern wollen.

Filmkritik zu ‘Arthur Weihnachtsmann’

Der Weihnachtsmann

Der Film appelliert ab der ersten Minute an den Weihnachtsgeist, der in jedem von uns noch irgendwo verborgen sein sollte. Mit einem idyllischen Dorf, einer traumhaft verschneiten Landschaft und einem kleinen Mädchen, welches sich mit groß strahlenden Augen darüber freut, ihren Brief an den Weihnachtsmann auf die Reise zum Nordpol zu schicken, muss einfach unsere Herzen berühren – zumindest wenn man sich schon ein wenig in Weihnachtsstimmung gebracht hat und das innere Kind in uns zum Leben erweckt wurde. Wäre es nicht schön, das Wissen über die Nicht-Existenz des großen, bärtigen Mannes wieder los zu werden und das Fest der Liebe so zu erleben, wie kleine Kinder es tun?

Dann macht der Film den Schnitt zum Nordpol, wo ein ebenso in das Weihnachtsfest verliebter Arthur fleißig die Briefe beantwortet, die – an den Weihnachtsmann adressiert – bei ihm eingehen. Der Sohn vom Chef hat es nie über die Arbeit in der Poststelle hinaus geschafft. Aber das stört Arthur nicht, solange er voller Stolz auf seinen Papa blicken kann. Aber dem Zuschauer wird schnell klar, dass der Weihnachtsmann nicht das ist, wofür er eigentlich stehen sollte. Als Erinnerung an die vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush gehaltene „Mission Accomplished“-Rede von 2003, prangert auch beim Weihnachtsmann ein Banner mit diesem Spruch im Hintergrund, als er nach erledigter Arbeit seinen Erfolg vor der versammelten Elfen-Bevölkerung zelebriert. Neben ihm, wie der ehemalige Verteidigungsminister Rumsfeld, steht Arthurs Bruder Steve, der gierig darauf wartet, dass ihm offiziell die Aufgaben des Weihnachtsmanns übertragen werden. Steve, der mit hochmodernen Technologien, einem Raumschiff schneller als jeder Schlitten und einer Armee von Elfen sein fehlendes Bewusstsein für das Weihnachtsfest kompensieren möchte, handelt aus reiner Selbstbeweihräucherung. Er will nicht etwa das Weihnachtsfest retten, Traditionen aufrecht erhalten oder für glückliche Kinder sorgen, sondern mit Effizienz und Pragmatismus sein Ziel erreichen.

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Der militante Steve

Steve ist so etwas wie ein Bösewicht in diesem Film, der aber am Ende im Sinne des Weihnachtsgeistes geläutert wird. Denn eigentlich ist es nur Arthur, der sich mit den richtigen Motiven durch den Film bewegt. Der Weihnachtsmann ist faul, seine Frau manipulativ, der Opa zwar hilfreich, aber auch nur auf der Suche nach Anerkennung. Die übrigen Menschen, alle Nationen vereint, lassen den Weihnachtsschlitten sogar in die Luft sprengen, aus Angst vor einem unbekannten Angriff – die Terrorangst des 11. Septembers lässt grüßen. Damit fügen sie sich in dieses kritikbehaftete Bild einer Gesellschaft ein, die vor lauter Angst, Technologien und Selbstdarstellung die besinnlichen Dinge im Leben nicht mehr erkennen: Und das ist in diesem Film nun eben das Weihnachtsfest mit all seinen alten Werten und Traditionen. So sehr der Film am Ende die frohe Kunde bringt, dass das Weihnachtsfest noch nicht verloren ist, solange es einzelne Personen gibt, die dafür kämpfen, dass das Symbol des Weihnachtsmanns erhalten bleibt, so wenig entwickeln die Figuren den liebevollen Charme von Wallace, Gromit oder Shaun dem Schaf.

‚Arthur Weihnachtsmann‘ fängt lange nicht den typisch schwarzen Humor der Briten ein, die andere Aardman Animations Produktionen vorweisen können. Allenfalls die für das erwachsene Publikum deutlichen Anspielungen an die politischen Misserfolge eines George W. Bushs und seiner Mannen, sowie das Anprangern übermäßiger Technik-Nutzung bietet dem Film Spielraum zur Gesellschaftskritik. Ansonsten bleibt ‚Arthur Weihnachtsmann‘ genau das, als was er konzipiert wurde: Ein Loblied auf das Weihnachtsfest, welches den Jungzuschauern die alten Traditionen wieder näher bringen soll.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Arthur Weihnachtsmann’

‘Arthur Weihnachtsmann‘

Originaltitel: Arthur Christmas
Altersfreigabe: ohne Altersfreigabe
Produktionsland, Jahr: GB/USA, 2011
Länge: ca. 98 Minuten
Regie: Sarah Smith
Originalsprecher: James McAvoy, Hugh Laurie, Bill Nighy, Jim Broadbent, Imelda Staunton, Ashley Jensen, Eva Longoria, Laura Linney, Robbie Coltrane, Joan Cusack


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