Filmbesprechung: "Planet der Affen - Prevolution"

Von Stefan Sasse
Es gibt kein intelligentes Mainstreamkino? Von wegen! Ausgerechnet der neue "Planet der Affen" - und Hand aufs Herz, wer hätte bei dem Titel nach Tim Burtons künsterlischem Debakel von 2001 noch irgendetwas erwartet? - ist ein überaus intelligenter, spannender und mitreißender Film geworden. Die Geschichte lässt sich in wenigen Halbsätzen umreißen: Medikament gegen Alzheimer wird an Affen getestet - Affen entwickeln überdurchschnittliche Intelligenz - Affen starten Aufstand gegen die sie unterdrückenden Menschen. Die Storyline selbst kann es kaum sein, die den Zuschauer in ihren Bann schlägt. Schauwerte in Form von Panorama-Shots gewaltiger Schauplätze, riesiger Explosionen oder Ähnlichem hat der Film auch nicht zu bieten; die komplett CGI-animierten Affen sind geradezu im Underatement unauffällig eingebaut. Große Schauspieler-Namen gibt es auch nicht.
Der Kern der Qualität dieses Filmes liegt wohl darin, dass die Affen konsequent als Hauptcharaktere der Geschichte inszeniert werden. Es ist nicht wie bei Transformers, wo die titelgebenden Roboter völlig hinter uninteressanten menschlichen Charakteren voller Klischees und der großen Equipmentshow der US Army zurückstehen. Die Affen sind die wahren Hauptcharaktere, und die per motion capturing eingefangene Mimik verleiht ihnen eine Tiefe die ihresgleichen sucht. Die menschlichen Darsteller fallen dagegen angenehm zurück; zumindest gefühlt dominieren die Affen mehr als die Hälfte der Leinwandzeit. Dies führt zu dem absurd anmutenden Effekt, dass die Affen mehr charakterliche und emotionale Tiefe besitzen als die Menschen. Die Geschichte, die der Entwicklung des genetisch mit höherer Intelligenz ausgestatteten Laboraffen Caesar folgt, verzichtet vollständig auf den Krawall, den Filme dieser Größenordnung sonst gerne implementieren und hangelt sich vollständig an der Entwicklung Caesars entlang.
Seine Wandlung vom netten Haustier zum Anführer der Revolution erfolgt dabei stets glaubhaft und nachvollziehbar, und was es an Action gibt ordnet sich dieser Entwicklung vollständig unter und geriert niemals zum Selbstzweck. Der Zuschauer kann dabei kaum anders, als sich selbst auf der Seite der Affen zu verordnen, denn sie sind der emotionale Anker des Films. Die meisten Menschen sind entweder schwach oder schlicht böse. Die Hauptantagonisten sind der sadistische Tierpfleger, der erst hauptverantwortlich für Caesars Wandlung zum Revolutionär ist, und der CEO der Genetikfirma, die die Experimente an den Affen vollführt und der opportunistisch ohne Beachtung ethischer Standards nur dem Profit nachjagt.
Beeindruckend ist dabei, welche Methoden Caesar wählt und welche Schlüsse er aus seiner Situation zieht. Was hier passiert ist nicht vergleichbar mit der Katastrophe im Jurassic Park, wo genetisch veränderte Kreaturen einen Zerstörungszug sondersgleichen starten. Nein, die Affen sind sich ihrer Lage sehr bewusst, und Caesar will keine reine Zerstörung. Er will die Freiheit für sich und seine Artgenossen, eine selbst bestimmte Freiheit, die er sehr wohl von anarchischer Zerstörungslust unterscheiden kann. Die Affen verhalten sich während ihrer Revolution menschlicher als die Menschen selbst, und gerade darin liegt die große narrative Kraft. Ohne zu viel zu verraten: während der befreienden Revolution am Ende kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Menschen es verdienen besiegt zu werden - obgleich das nicht einmal das Ziel der Affen ist, die eigentlich nur ihre Freiheit zu erlangen suchen.
Wer unberührt aus diesem Film herauskommt, dem ist wirklich nicht zu helfen. Eine intelligente Geschichte, gewaltige emotionale Tiefe und großartige Hauptcharaktere - Herz, was willst du mehr? "Planet der Affen - Prevolution" dürfte wohl die Überraschung des Kinosommers sein, der normalerweise von eher uninspirierten Blockbustern mit Schauwerten belegt wird. Der Film ist eine echte Perle, und er verdient entsprechende Zuschauerzahlen, damit die Studiobosse in Hollywood auch in Zukunft intelligente Unterhaltung mit großem Budget machen und nicht den Michael Bays dieser Welt das Feld vollständig überlassen. Ansehen!

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