Femen setzt einen Trend - Nackte Brüste als Waffe

"Wir haben uns überlegt, was Frauen Radikales tun können, ohne Granaten werfen zu müssen - und da haben wir unsere Brüste hervorgeholt", sagte neulich eine gegen Putin gerichtete Feme im Morgenmagazin. Brüste als Geschoss? Warzenhöfe als Schrapnell? Geht es hier noch um politische Signale oder ist die Aktion nur noch infantiler Spieltrieb?


Schon vor über vierzig Jahren waren solche "Kundgebungen" peinlich und sinnlos. Damals stürmten zum Beispiel drei Studentinnen barbusig auf Adornos Podium, wollten den Soziologen als Büttel des Staates kennzeichnen, mit ihren Brüsten verdeutlichen, dass er politisch eher rechts steht. Damalige Linke beklatschten diese Sinnlosigkeit freudig. Und sie tun es heute auch. Wenn sich linker Bewegungsdrang innerhalb des neoliberalen Kapitalismus' so äußert, dass das Hervorholen der weiblichen Brust schon applauswürdig ist, dann steht es um die politische Linke schlechter als gedacht.

Was soll als Signal und Motiv hinter Brüsten stecken, die man an die Luft setzt? Egal ob man sie einem Diktator entgegenstreckt oder doch nur einem Soziologen: Das Signal ist, dass es keines gibt. Es ist Spaß, den man irgendwie politisch aufgeladen sehen möchte, um die Nichtigkeit als wichtig darzustellen. Widerstand muss Spaß machen, sagten die Kommunarden Ende der Sechzigerjahre. Die Leute um Dutschke setzten dem entgegen: Spaß machen ja, aber auch Sinn haben, Inhalt vermitteln. Die Feme im Morgenmagazin meinte auch, dass man das aus Gründen der Provokation tat, um auf sich und auf die diktatorische Kultur in Russland aufmerksam zu machen.

Welche Inhalte vermittelt eine entblößte Brust denn genau? Was verbirgt sich hinter ihnr bzw. in ihr? Fettgewebe? Bei jungen Müttern Milch? Klar! Aber politische Inhalte? Was soll die nackte Brust sagen? Dass der Diktator Putin in seiner Heimat die Frauen zur Nacktheit verpflichtet? Nicht mal Philip Roth, der sich ausgiebig mit der Brust auseinandersetzte, kann ihr keinen politischen Charakter verleihen. 
Man muss gar nicht moralisch werden. Hole seine Brüste raus, wer mag. Politisch aufwerten sollte man diesen seltsamen Feminismus, der Nacktbilder in Magazinen verurteilt, um dann flitzen zu gehen, allerdings auf keinen Fall. Sitzstreiks, stures Ausharren, geschlossene Menschenketten - das sind Aktionen, die etwas deutlich machen, die versinnbildlichen, dass man etwas per se erreichen will. Hier sitzen wir, wir können nicht anders! Nacktes Ringelpiez mit Sicherheitskräften erreicht nur Anfassen oder besser gesagt: Gefasstwerden.
Eine Welt in der das Rausholen von Geschlechtsmerkmalen ausreichte, um politische Akzente zu setzen, wäre aber ehrlicherweise ein netter Entwurf einer friedlichen Welt. Man stelle sich vor, wie die IG Metall Streiks organisiert, bei denen nicht Trillerpfeifen dominieren würden, sondern offene Hosenlätze die Szenerie bestimmten.


Fraglich ist indes auch, was gewesen wäre, wenn Putin nur der Ehemann der russischen Präsidentin Putina gewesen wäre, wenn es also die Dame des Hauses wäre, die diktatorische Anwandlungen aufweisen würde, und wenn das einige Machos zum Anlass genommen hätten, mit entblößtem Geschlechtsorgan auf die Lage in Russland aufmerksam machen zu wollen. Applaus der Linken? Und wie hätte die Damenwelt reagiert? Hätte man die Justiz gelobt, die diese Erregung öffentlichen Ärgernisses geahndet hätte?
Brüste als Granaten! Ist das Hohn oder einfach nur Verquastheit? Welche Granatsplitter treiben denn Brüste in das Umfeld ihrer Explosion? Wo zieht man den Splint heraus? Und was ist das für eine Waffenkunde? Wehrerziehung für Spaßguerilla oder für Anhänger der Freikörperkultur? Die Nacktheit des Menschen als Waffenarsenal? Ist diese Denkweise nicht puritanisch unterlegt, ist nicht Prüderie deren Fundament?
Natürlich haben die Femen mit dieser Taktik nudistischer Kriegsführung nicht falsch gelegen. Sie wollten auf sich aufmerksam machen. Das ist ihnen gelungen. Ihre Brüste waren in allen Zeitungen. Die einen beklatschten sie, die anderen schüttelten den Kopf und mancher mag sich an diesen jeweils zwei Argumenten schöne Gedanken gemacht zu haben. Aber was bleibt außer die Erinnerung an Brüste? Denkt dabei überhaupt noch jemand an Putin? Oder an diese Kanzlerin und den Ex-Kanzler, die mit Putin in Freundschaft Geschäfte abwickeln? Über die Motive schrieb kaum jemand. Diese Aktion Titte gegen Tritte landete im Boulevard. Die politischen Ressorts schoben diese Meldung gleich weiter.
Den Bild-Lesern haben die Femen eine Freude gemacht, sie durften an einem Tag Bild-Girl und einen Femen-Akt bestaunen. So einen Feminismus kann man gut leiden! Früher meinte man ja immer, der Feminismus sei eine intellektuelle Angelegenheit - und heute landet er in der Kultur des mentalen Blödsinns, direkt im Boulevard. Für den wirbt Schwarzer und strippt die Femme fatale. Man muss halt mit dem Boulevard zusammengehen, wenn man Aufmerksamkeit will. 


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