Fall Kachelmann: Der Krieg der Medien

Fall Kachelmann: Der Krieg der Medien

© Alexander Hauk / www.bayern-nachrichten.de

Ich lehne mich mal ein bisschen aus dem Fenster: wir werden in den nächsten Wochen und Monaten einen veritablen Medien- und Informationskrieg um den Fall Kachelmann erleben.

Mit der Übernahme der Verteidigung durch den renommierten Strafverteidiger Johann Schwenn haben sich die Truppen endgültig gesammelt: es wird ja kolportiert, dass Sabine Rückert, Journalistin und Gerichtsreporterin bei der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ ihn schon sehr früh ins Rennen geschickt und den bisherigen Verteidiger Reinhard Birkenstock als schlechte Wahl bezeichnet hat.

Auch ansonsten zeigte sich Sabine Rückert immer sehr gut informiert über den Prozessstand, und so kann man davon ausgehen, dass sie auf Jörg Kachelmanns Seite nicht unerheblichen Anteil an der „Neuerwerbung“ für die „Abteilung Attacke“ haben dürfte. Erklären würde dies im übrigen auch die doch recht umfänglichen Kenntnisse des Rechtsanwaltes Schwenn über den Prozess, die sich aus dem Artikel im „Cicero“ ergeben, und die sich auch daran zeigen, dass er sich schon heute in der Lage sieht, im Gerichtssaal als alleiniger Wahlverteidiger aufzutreten: da wird der Stareinkauf schon länger den Spielverlauf intensiv und mit Insiderkenntnissen verfolgt haben…

Und dann darf man noch zur Seite der Verteidigung getrost die ebenfalls überregional bekannte und durchaus sehr geachtete Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen zählen, die ebenfalls von einem hamburger Nachrichtenmagazin, dem „Spiegel“, kommt. Sie hat das Gericht nicht nur in ihren Artikeln, sondern auch im TV heftig kritisiert und durchaus Aufsehen damit erregt, als sie mitteilte, sie werde an diesem Prozess so lange nicht mehr teilnehmen, wie er praktisch im Geheimen stattfinde.

Die „Hanseaten-Connection“ dürfte damit komplett sein.

Zusammen mit dem Medienanwalt Prof. Dr. Ralf Höcker, zuständig für die PR und die Abwehr von negativer Presse, hat sich da eine mächtige Gruppe gebildet, die nun mit dem „Mann an der Front“ Schwenn den Angeklagten unterstützt.

Dem gegenüber steht die Springer-Gruppe, die sich die Hilfe der erfahrenen Kämpferin Alice Schwarzer gesichert hat und sich insbesondere im Vorfeld des Prozesses immer gut informiert zeigte, was die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft und des Landgerichts Mannheim betrifft.

Gerade Frau Schwarzer hat bisher eine nahezu vollständig undistanzierte Parteinahme für das mutmassliche Opfer an den Tag gelegt, und dies auch immer wieder offen gesagt – man mag dies kritisieren, aber ein wenig Hochachtung muss man schon empfinden für die Verve, mit der sie diese extreme Postion einnimmt, sozusagen als „Medienverteidigerin“ des mutmasslichen Opfers; doch sie sieht in diesem Prozess nichts weniger als einen berechtigten Kreuzzug im Namen der Frauen und des Feminismus gegen das Böse (eigentlich müsste es wohl eher „den Bösen“ heissen) an sich.

„Bild“ wäre nicht „Bild“, wenn man dort die Medienwirksamkeit einer solchen Kampagne nicht erkannt hätte. Und wenn irgendjemand in Deutschland Meinung machen kann, dann ist es diese Zeitung. Unterstützung erhält diese Seite von den anderen Blätter aus dem Springer-Verlag, allen voran die „Welt“ sozusagen als intellektueller Arm der Aktion – eine weitere Hilfe aus dem Gerichtsapparat ist dabei reine Spekulation, die Unterstützung durch die Nebenklägerin allerdings Realität.

Da treffen zwei mächtige Blöcke aufeinander, und sie werden noch offener als bisher ihre (internen und versteckten) Quellen nutzen und Meinung machen für „ihre Sache“; ein kleiner Vorgeschmack in diese Richtung (Klick): nicht nur, dass die „Bild“ den Prozess heute als einen ihren Aufmacher ins Internet stellt, sie zitiert auch gleich einmal ausführlich Alice Schwarzer und den Rechtsanwalt der Nebenklägerin – da ist die Richtung vorgegeben, auch dort ist also mit Angriff zu rechnen, die Trompeten schallen schon.

Bleibt noch ein kleiner Seitenblick auf die Kriegsgewinnler und -berichterstatter aus dem Illustrierten-Bereich, die die Homestorys mit den Schlachtenteilnehmern liefern und damit Quote machen, sowie auf die Internetguerilleros und – guerilleras, die sich gegenseitig und untereinander bekriegen – und letztlich auf die Öffentlichkeit, sozusagen die „Schlachtenbummler“ dieses Dramas; Letzteren Ausdruck kann man durchaus wörtlich nehmen, denn auch der Zuschauer im Bundesligastadion bekommt ja wenig mit von den Kämpfen hinter den Kulissen und in den Katakomben… und reimen sich ihren Teil zusammen.

Und so reime ich mir auch meinen Teil zusammen und warte gespannt ab, ob meine Ankündigung der Schlacht um die Meinungsführerschaft tatsächlich ab heute ausbricht – und ob sich die Schlachtordnungen tatsächlich so sortieren, wie von mir angenommen.


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