Erfahrungsbericht: Achtsamkeit im Kloster

Kloster Niederaltaich

Heute lasse ich eine Kursteilnehmerin zu Wort kommen. Sabine berichtet uns von einem Achtsamkeitsseminar im Kloster Niederaltaich:

Die persönlichen Erfahrungsberichte von Jürgen haben mich inspiriert, Euch von meinen Erlebnissen während der Weihnachtstage im Kloster zu erzählen, die sehr gut zu den Kursinhalten der vergangenen Wochen passen. Ich habe die Weihnachtstage 2011 einmal auf ganz andere, sehr achtsame Art verbracht und möchte ein wenig darüber berichten. Ich habe an einem 1-wöchigen Seminar “Stressbewältigung durch Achtsamkeit” im Kloster Niederaltaich (Bayern) teilgenommen. Inhalt dieses Seminares war das Erlernen der Methode “Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Programm (MBSR)” nach Prof. Jon Kabat-Zinn. Ziel dieses Trainings ist es, besser mit Stress umzugehen und intensiver, offener und bewusster zu leben. Und so haben wir, eine Gruppe von 11 Gleichgesinnten, eine Woche mit Hilfe unserer äußerst kompetenten und einfühlsamen Trainerin Marlies Sonnentag täglich für ca. 5 Stunden unsere Achtsamkeit trainiert.

Dabei haben wir die drei wesentlichen Bausteine des Achtsamkeitstrainings erlernt, nämlich Bodyscan (Entspannungsübung zur aufmerksamen Körperwahrnehmung), Achtsamkeitsmeditation (aufmerksames, neutrales Wahrnehmen von Atmen, Hören, Sehen, Fühlen, Denken) und Yoga (achtsames Dehnen). Und außerdem gab es jede Menge fachliches Hintergrundwissen. So z.B., dass in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen wurde, dass durch regelmäßiges Achtsamkeitstraining die Aktivität im linken Präfrontalbereich (das ist der Teil im Gehirn, der für eine positive Stimmung zuständig ist) signifikant erhöht wird.

Was ganz spannend für mich war, ist, dass uns durch das Training bewusst gemacht wurde, was für ein Gedankenkarussel oder Kopfkino ständig bei uns abläuft. Wir sind ohne Training kaum in der Lage, uns nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Vielmehr laufen im Kopf da andauernd mehrere Filme parallel nebeneinander ab (“Was muss ich alles dringend erledigen?”, “Worüber ärgere ich mich grade?”, “Wie kriege ich dies oder jenes hin?” usw.). Und das verursacht ganz schön Stress. Indem man sich darin übt, sich auf eine Sache zu konzentrieren, schafft man es mit der Zeit, immer nur an das zu denken, was man grade tut. Und kann dieses auch mehr genießen.

Natürlich hat das nicht sofort funktioniert. Während ich so meditierend dasaß und versuchte, mich momentan nur mit meinem Atem zu beschäftigen, kamen jede Menge Gedanken, die grade gar nicht nötig und wichtig waren. Glücklicherweise wurden wir von unserer Seminarleiterin immer wieder dazu aufgefordert, deswegen nicht mit uns selbst zu hadern, sondern uns ganz liebevoll wieder zu unserem Atem zurückzuführen.

Achtsamkeit ist also auch ein Weg, Selbstliebe zu trainieren, mehr zu sich selbst zu finden. Und Achtsamkeit findet nicht nur während der Übungen statt, sondern lässt sich in jeder Lebenslage anwenden und auch üben, zum Beispiel beim Zähneputzen, Duschen, Essen oder Spazierengehen.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl und “bei mir selbst angekommen” gefühlt wie während der Tage im Kloster. Die Atmosphäre im Kloster hat dazu natürlich auch enorm beigetragen. Es tat gut, einmal ein paar Tage “reduziert” zu leben, das heißt ohne Fernseher, Radio, Telefon, Tageszeitung oder PC. Einfach nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Das Angebot im Kloster, festliche Gottesdienste oder besinnliche Andachten haben zusätzlich inspiriert und die Sinne berührt. Über die Feiertage war das Gästehaus des Klosters bis zum letzten Platz voll und ich habe mich dort sehr wohl und willkommen gefühlt, auch, weil man nicht nach Konfession oder Kirchenzugehörigkeit gefragt wurde.

Die 7 Tage im Kloster haben mir mehr Erholung, Ruhe und Kraft gegeben als ein dreiwöchiger Urlaub. Ich habe richtiggehend aufgetankt und das Kloster ist für mich zu einem Kraftort geworden, an den ich immer wieder zurückkehren kann, wenn ich Ruhe oder Kraft brauche. Und das werde ich auch mit Sicherheit tun.

Herzlichen Dank für Deinen Bericht, liebe Sabine.

 

Foto und Bericht: Sabine H.


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