Kurstadt Bad Kissingen - als ich das erste Mal davon hörte, dachte ich als erstes an einen verschnufften Kurort voller alter Menschen. Und da sollte ich hin? Zum Glück habe ich mich von meinen Vorurteilen nicht aufhalten lassen, Bad Kissingen eine Chance gegeben, mit meinem Partner zwei Tage dort verbracht und viele Momente zur Entschleunigung von Körper und Geist erlebt.
Entschleunigung vom ersten Moment an
Schon direkt nach der Ankunft in unserer Unterkunft für die nächsten beiden Tage, dem Hotel Kaiserhof Victoria, spürten wir die stressfreie Atmosphäre des Ortes. Nach dem sehr schnellen und unkomplizierten einchecken wollten wir auf der Terrasse der Hotels noch etwas essen. Während wir auf unsere Bestellung warteten, beobachteten wir das Treiben auf der autofreien Straße. Gemächlich schlenderten die Fußgänger vorbei, auf einer Bank, die in der Nähe stand unterhielten sich drei ältere Damen über den neuesten Stadtklatsch, Kinder kamen von der Schule. Alles war sehr ruhig und entspannt, ein großer Unterschied zu der Hektik in meiner Heimatstadt Düsseldorf. So genießen wir den wirklich leckeren Burger und freuen uns auf die nächsten beiden Tage.
Ein Bummel durch Bad Kissingen
Nach der Stärkung haben wir uns auf eigene Faust auf den Weg gemacht um den Ort zu erkunden. Wir starten direkt gegenüber von unserem Hotel an der Wandelhalle mit der integrierten Brunnenhalle, wo die verschiedenen Heilwässer für die Trinkkuren ausgegeben werden. TIPP: Morgens und Nachmittags werden die Wässer der sieben verschiedenen Quellen von einer Brunnenfrau gezapft. Sie erklärt auch die Wirkungsweise der einzelnen Wässer. An den anderen Zeiten kann man die Wässer an Zapfstellen außen an der Wandelhalle bzw. im Kurpark selber abfüllen.
Von den mondänen Hallen gelangen wir in den wunderschönen, kleinen Kurpark, wo uns viele Palmen und Oleander überraschen. Man könnte sich auch in Italien befinden. Der Regentbau, das zentrale Wahrzeichen der Stadt, steht am anderen Ende des Kurparks. In diesem Gebäude befinden sich neben dem großen Konzert- und Ballsaal viele kleinere Räume, die für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt werden. Hier erkennt man sofort, das früher die gekrönten Häupter Europas in Bad Kissingen gekurt haben.
Weiter führt unser Bummel zum Rosengarten, der sich auf der anderen Straßenseite gegenüber vom Regentbau befindet. Wir gehen durch den kleinen Park mit dem großen Springbrunnen und den vielen Rosenbeeten, immer wieder rieche ich an den wunderbar duftenden Rosen. Überall stehen Bänke und Stühle, die zum verweilen einladen, ein wunderschöner Ort zum Entspannen.
Unser Weg führt uns weiter in Richtung Fußgängerzone. Hier mischen sich zwischen den Geschäften bekannter Ketten immer wieder kleine, eigentümergeführte Läden, kleine Cafes und Restaurants. Eine wirklich schöne Mischung. Sehr gemütlich ist der Marktplatz, der von vielen alten Häusern gesäumt wird.
TIPP: In dem alten Rathaus befindet sich heute das Kissvino, die Regionalvinothek der Region Frankens Saalestück. Die Vinothek hat wie ich finde ein sehr interessantes Konzept. Im Untergeschoß werden regionale Weine glasweise ausgeschenkt, zu denen eine kleine Auswahl an warmen Speisen und Kuchen angeboten wird. Im ersten Obergeschoß finden Ausstellungen lokaler Künstler statt. Wir nutzen die Gelegenheit, setzen uns auf die Außenterrasse und gönnen uns einen kühlen Weißwein.
Information:Kissvino, Marktplatz 12, 97688 Bad Kissingen (Öffnungszeiten: April-Oktober: 11:00 - 20:00 Uhr, November-März: Mo - Do: 11:00 - 18:00 Uhr, Fr - So: 11:00 - 20:00 Uhr)
Abschalten im „Dreiklang" vom Luitpoldpark
Während unseres Streifzugs durch Bad Kissingen gelangen wir auch in den Luitpoldpark, wo wir einen besonderen Ort der Ruhe und Entspannung finden - den Dreiklang. Der große Park liegt gegenüber der Wandel- und Brunnenhalle am anderen Ufer der Saale. Der 15 ha große Landschaftsgarten im englischen Stil ist schon für sich genommen ein Ort der Erholung. Überall im Park sind Hängematten im Schatten von alten Bäumen angebracht, Liegen und Stühle stehen auch zur freien Verfügung.
Ein Bereich des Luitpoldparks ist der Dreiklang, eine Anlage für Körper und Seele. In der mediterranen Kneipplandschaft kann man im Wassertretbecken gutes für den Körper tun und anschließend auf den Bänken entspannen. Im Barfußlabyrinth führt ein 500m langer, verschlungener Weg über Gras, Sand, Rindenmulch, Kies und Holz. Der dritte Teil ist der Klanggarten, welcher für mich der schönste des Dreiklangs war. Hier ertönen mehrmals am Tag sphärische Klänge denen man wunderbar lauschen kann, während man auf einem der Liegestühle liegt. Hier hätte ich Stunden verbringen können.
Kulinarisches am Abend
Natürlich darf bei unserem Aufenthalt in Bad Kissingen die Kulinarik nicht fehlen. Am ersten Abend haben wir etwas für uns ganz besonderes gemacht, nämlich ein Picknick im Luitpoldpark. Da wir eigentlich beide keine Freunde von Picknicks sind waren wir sehr gespannt. Den Picknickkorb haben wir in der Weinwerk Vinothek abgeholt, wo wir uns direkt den Wein für das Picknick aussuchen konnten. Aufgrund des sehr warmen Wetters entscheiden wir uns für einen Weißwein. Die wirklich reichhaltig gefüllte Kiste, denn ein Korb ist es nicht, tragen wir in den Luitpoldpark, suchen uns ein schattiges Plätzchen (und zwei Stühle) und breiten die vielen Köstlichkeiten auf der Picknickdecke aus. Neben zwei Weingläsern und Besteck befanden sich in der Kiste selbstgemachter Kartoffelsalat (abgefüllt in 2 kleine Gläser), Frikadellen, Käsewürfel, Tomate-Mozarella, Oliven, Antipasti-Spargel, Obst, Brot, Kuchen und eine Flasche Wasser. Es war alles unglaublich lecker und das Picknick hat entgegen unserer Erwartung richtig Spaß gemacht.
Am zweiten Abend haben wir im Luitpolds gegessen. Das Restaurant befindet sich im ehemaligen Luitpoldbad, direkt daneben ist der Eingang zur Spielbank Bad Kissingen. Bei dem schönen Wetter setzen wir uns auf die Terrasse, mit Blick auf den Park. Das Restaurant verspricht auf der Webseite „lokale und regionale Speisen mit dem gewissen Etwas". Das ist nicht zu viel Versprochen. Auf der Karte stehen u.a. Wildgerichte, Leberknödelsuppe, Wildkräutersalat und bayerische Tapas, aber auch Burger, Dry Aged Rumpsteak und Seeteufel. Aufgrund der heißen Temperaturen entscheiden wir uns gegen die deftigen Speisen und nehmen gratinierten Ziegenkäse mit Tannenhonig, Thymian und Lavendel und als Hauptspeise einen Gemüsepuffer mit Salat. Beider schmeckt hervorragend.
Nach dem Essen haben wir noch die Gelegenheit in die Spielbank zu gehen. Die herrschaftlichen Räume sind unglaublich beindruckend, aber ich bin kein Spielertyp. Tipp: In der Spielbank gibt es eine Kleiderordnung. Frauen sollten nicht zu freizügig gekleidet sein, Herren in langer Hose und Sakko, Krawattenzwang gibt es nicht. Hat man kein Sakko dabei, kann man sich für 10 € Pfand eins ausleihen. Eintritt ist erst ab 18 erlaubt, der Ausweis wird kontrolliert.
Um den Abend ausklingen zu lassen haben wir zwei sehr schöne Orte gefunden. Zum einen an der Promenade am Rosengarten. Hier gibt es mehrere Cafés und Restaurants mit netten Außenterrassen (Mein Tipp: Rosaliss Café & Vinorant). Zum anderen gibt es am Luitpoldpark einen kleinen bewirteten Stadtstrand mit Liegestühlen und angenehmer Loungemusik.
Informationen:Weinwerk Vinothek & Weinshop, Ludwigstr. 1, 97688 Bad Kissingen (Öffnungszeiten: Mi, Do, So 15:00 - 22:00 Uhr, Fr u. Sa 15:00 - 0:00 Uhr, Picknickkörbe derzeit nur Sonntag auf Vorbestellung)
Luitpolds, Im Luitpoldpark 1, 97688 Bad Kissingen (Öffnungszeiten: Di - Sa 14:00 - 23:00 Uhr, So u. Feiertage 11:30 - 23:00 Uhr)
Erholung im Wald für die Seele
Einen ganz besonderer Ort, den wir während unseres Aufenthalts in Bad Kissingen besuchen ist der Wald für die Seele. Hier wurde in der Natur ein Ort für die Seele geschaffen. Gerade in der heutigen Zeit wird diese doch häufig vernachlässigt. Der ca. 15 Hektar große Bereich ist in den Stadtwald integriert und in thematisch unterschiedliche Bereiche aufgeteilt. So gibt es z.B. einen Wald für die Kinderseele, einen Heiligen Hain und das Labyrinth. In jedem Bereich gibt es thematisch passende Installationen aus natürlichen Materialien, z.B. einen Iglu aus Holz oder eine Schaukel im Kinderwald. Im Heiligen Hain befinden sich Orte für die Religiosität und Spiritualität. Jeder Bereich ist anders, so daß jeder den für ihn passenden Ort der Besinnung finden kann. Eigentlich finde ich, daß alleine ein längerer Spaziergang durch einen Wald entspannend und besinnlich ist. Aber durch die Installationen, die dazu einladen inne zu halten bekommt man noch zusätzliche Gedankenanstöße.
Mehr Informationen: Wald für die Seele
Musikalische Zeitreise in Bad Kissingen
Was wäre ein Kurort ohne Kurkonzerte? So gibt es auch in Bad Kissingen regelmäßige Konzerte des Kurorchesters, einem der letzten in Deutschland. Zwei bis dreimal am Tag spielen sie im Kurpark auf der drehbaren Bühne an der Wandelhalle. Bei schönem Wetter wird draußen zum Park gespielt, bei schlechtem nach drinnen in die Wandelhalle. Das Programm variiert oft, es gibt aber auch Wunschkonzerte. An manchen Abenden spielen Gastorchester oder Chöre.
Ein Alternativprogramm bietet der Kissinger Musiksommer mit unterschiedlichen Musikacts, in diesem Jahr waren z.B. die Skorpions der Hauptact.
Spaziergang entlang der Saale zum Gradierwerk
Erholung für Körper und Geist haben wir auch auf dem Spaziergang entlang der Saale gefunden. Auf einem breiten Weg gingen wir gemütlich, zu großen Teilen im Schatten immer an dem kleinen Fluß entlang. Das Ziel dieser kleinen Wanderung war das alte Gradierwerk. Durch die vielen schattigen Passagen war es trotz der Hitze sehr angenehm. Nach ungefähr 3 km erreichen wir das Gradierwerk. Hier wird in einem hohen Gebäude über Reisig Salzwasser geleitet. Dadurch wird das Wasser vernebelt und es ist unglaublich angenehm, dort zu stehen. Gerade für Personen mit Lungen- oder Bronchienproblemen ist so ein Gradierwerk eine gute Sache. Positiver Nebeneffekt bei den hohen Temperaturen war, daß es dort auch deutlich kühler war.
Zurück laufen wir nicht, sondern nehmen das Dampferle, das kleine Schiff, welches im 20-Minuten Takt von Bad Kissingen bis zum Gradierwerk fährt.
Das kleine Dampferle
Fürstlich schlafen im Kaiserhof Victoria
Zu einem Wochenende, das unter dem Motto „Entdecke die Zeit" und Entschleunigung steht, darf natürlich auch die entsprechende Unterkunft nicht fehlen. Perfekt paßte das Hotel Kaiserhof Victoria, welches direkt am Kurpark liegt. Das Hotel mit einer 175 jährigen Geschichte ist in historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert sowie einigen neueren Gebäuden untergebracht. Auch wenn die Geschichte des Hauses überall spürbar ist, fehlt nichts, was man von einem modernen 4-Sterne Hotel erwartet. Die großen Zimmer sind klimatisiert, Wifi ist in allen Bereichen des Hotels kostenlos und bietet ausreichend Bandbreite. Das Frühstücksbüffet war sehr reichhaltig und abwechslungsreich, zum Frühstücksbereich gehörte u.a. der wunderschöne Wintergarten.
Zum Hotel gehört auch ein Spa- und Wellnessbereich mit Indoorpool, Dampfbad sowie ein Fitnessbereich. Neben dem bereits oben erwähnten Cafe mit Außenterrasse gibt es auch ein Restaurant sowie eine Bar.
Hotel Kaiserhof Victoria mit der Außenterrasse
Ein perfektes Wochenende in Bad Kissingen
Unser Aufenthalt war eine rundum gelungene Sache und eine perfekte Mischung aus Entschleunigung und Kulinarik. Die Stadt ist unglaublich entspannend und ist gerade für gestreßte Großstädter eine Wohltat. Ich habe mich dort unglaublich wohl gefühlt und jede Minute genossen. Meine Vorurteil hat sich absolut nicht bestätigt und ich kann einen Besuch in Bad Kissingen nur Empfehlen. Wer mehr über Sport und Wellness in Bad Kissingen erfahren möchte, findet in diesem Artikel von Coconut Sports weitere Tipps. Mir haben diese beiden Tage gezeigt, daß es in Deutschland noch viele schöne Orte zu entdecken gibt und ein Besuch in einem Kurort auch für jüngere Menschen empfehlenswert ist.
Noch mehr Informationen bekommst du auf der Seite von Bad Kissingen.
Offenlegung: Ich wurde zu dieser Reise von der Stadt Bad Kissingen eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung ist davon wie immer nicht beeinflußt.