Einkauf mit Karlsson

Mama Venditti: „Karlsson, du brauchst eine neue Frühlingsjacke. Es ist zu warm für die Winterjacke. Komm, wir schauen mal in dem Geschäft dort drüben, ob wir etwas finden.“

Karlsson: „Okay, aber ich will einen Gehrock.“

Mama Venditti: „Einen Gehrock? Aber Karlsson, du weisst doch, dass man so etwas bei C&A nicht bekommt.“

Karlsson: „Ich möchte aber trotzdem einen Gehrock.“

Mama Venditti: „Einen Gehrock finden wir hier nicht, aber vielleicht hat’s ja sonst etwas Schönes.“

Karlsson brummt irgend etwas Unverständliches vor sich hin. Es klingt verdächtig nach „Die haben ja keinen Stil mehr heutzutage…“ Mama und Karlsson steuern auf die Ständer mit den Jacken zu, doch plötzlich verschwindet Karlsson hinter einem Regal.

Karlsson: „Mama, komm mal her! Hier haben sie Anzüge! Schau mal, wie schön die sind.“

Mama kämpft sich mit dem Kinderwagen an den Kleiderständern vorbei, um zu Karlsson zu gelangen. Sie findet ihn tatsächlich bei den Anzügen. Ach ja, ist ja bald wieder Zeit für die Konfirmationen. Darum haben die Anzüge hier. Aber natürlich keine Gehröcke, was aber Karlsson ziemlich egal ist.

Karlsson, sehnsüchtig: „Sind die nicht wunderschön?“

Mama Venditti: „Doch Karlsson, natürlich die sind wunderschön. Aber schau mal, so ein Anzug kostet fast zweihundert Franken. Das ist einfach zu viel für etwas, was du kaum je wirst tragen können. Komm, wir suchen jetzt nach einer Frühlingsjacke.“

Karlsson folgt seiner Mama widerwillig und schimpft: „Aber glaub mir, ich nehme nichts Hässliches. Und hier sehe ich nur Hässliches.“

Mama Venditti: „Wie wär’s mit dieser Blauen? Die ist doch nicht schlecht.“

Karlsson: „So etwas willst du mir andrehen? Aber die hat ja überhaupt keinen Stil. Glaub mir, hier finde ich nichts.“

Mama Venditti schaut sich weiter im Laden um. Irgend etwas muss es hier doch haben für ihren Ältesten. Gut, die Schwarze mit dem weissen Aufdruck wird er ganz bestimmt nicht nehmen. Und die Olivgrüne erst recht nicht. Aber vielleicht die Rote? Nein, die will er auch nicht. Da, als sie schon fast die Hoffnung aufgeben will, fällt ihr Blick auf ein Regal in der hintersten Ecke des Geschäfts.

Mama Venditti: „Schau, Karlsson, dort hinten hat es Krawatten! Wenn du dich für eine der Jacken hier entscheidest, kaufe ich dir eine Krawatte, versprochen.“

Karlsson eilt zum nächstbesten Ständer, schnappt sich die rote Windjacke, die er Momente zuvor noch verschmäht hatte und verkündet: „Die nehme ich. Kannst du sie schnell halten für mich, damit ich mir eine Krawatte aussuchen kann?“

Während Karlsson seine Krawatte auswählt, steht Mama Venditti da und erinnert sich an die Karikatur, die sie in ihrer Kindheit stets als irrwitzig empfunden hatte: Die Eltern, zwei Punks mit Irokesenschnitt und Sicherheitsnadeln im Ohr, tadeln ihren Sohn, der in Anzug und Krawatte vor ihnen steht: „So gehst du uns nicht aus dem Haus!“ Gut, Mama Venditti ist zwar kein Punk. Dennoch erkennt sie sich beinahe in den Eltern aus der Karikatur wieder, denn mit der bürgerlichen Bänklerkluft hat sie ihre liebe Mühe. Aber was soll’s? Die jungen Menschen müssen sich eben austoben. Zum Glück weiss Mama Venditti, dass ihr Sohn eher auf Barock denn auf Bänkler steht und darum weiss sie, dass er die Kurve kriegen wird. Auch wenn es vielleicht schmerzhaft sein wird, wenn er dabei den Umweg über Anzug und Krawatte machen muss…

Einkauf mit Karlsson



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