Eine Mekka für Referate

Gestern abend lief auf Arte eine Dokumentation mit dem schlichten Titel “Star Wars”. Dabei handelt es sich um die eingedeutschte Version von “Star Wars: The Legacy Revealed”, die 2007 auf dem History Channel lief.

Wer sie verpasst hat, findet die komplette Sendung auf YouTube – einfach den Titel eingeben. Es lohnt sich!

Die Doku versucht, die Ereignisse der sechs SW Filme in einen Kontext zu setzen und zwar sowohl in einen historischen, als auch in einen religiösen, politischen und vor allem   mythologischen. Dementsprechend kommen in der Sendung auch so unterschiedliche Personen wie der republikanische Politier Newt Gingrich, der Leiter des Joseph Campbell Institutes, verschiedene Autoren von Büchern über die Saga zu Wort, ebenso wie Peter Jackson, Kevin Smith oder J.J. Abrams. Und nein, aus dessen Aussagen lassen sich keine wirklichen Schlüsse über den Inhalt von oder seine Pläne für Episode VII ziehen!

Warum ich diese Doku hier besonders hervorheben möchte hat letztlich folgenden, persönlichen Grund: Als ich noch in die Schule ging mussten wir jedes Jahr eine sog. “Leseliste” erstellen und gegen Ende des Schuljahres abgeben. Diese Liste umfasste pro Jahr etwa 5-6 Bücher, die wir gelesen und interpretiert haben sollten. D.h. neben einer Zusammenfassung des Inhaltes mussten wir auch eine der Hauptpersonen charakterisieren und auf ihre Motivationen eingehen: warum verhält sie sich so, wie sie sich verhält, was treibt sie an, wie verändert sie sich im Laufe der Geschichte – und lauter so ein Scheiß. Und nicht zuletzt mussten wir auch die Bedeutung und die Hintergründe der Handlung erörtern und zerpflücken.

Zu den Büchern, die ich als eines der Ersten auf meine Leseliste setzte zählte die Romanadaption von “Star Wars”. Während die Beschreibung der Handlung noch keine wirkliche Herausforderung darstellte, tat ich mir bei jener der Hauptfigur schon schwerer. Zwar war von Anfang an völlig klar, dass ich Luke Skywalker wählen würde, aber was sollte ich über seine Motive, Werte und Ziele schreiben? Als Basis dafür diente mir damals im Prinzip nur der Film, die wenige vorhandenen Bücher sowie ein paar Ausgaben der Marvell Comics, die ich damals besaß und letztere schieden als Quelle der Inspiration aus naheliegenden Gründen aus. So etwas wie Sekundärliteratur gab es damals noch nicht.

Also faselte ich etwas von jung und naiv, gleichzeitig abenteuerlustig und mutig und auf der Suche nach seinem Platz im Leben und im Universum.

Noch schwierige wurde es jedoch mit der Bedeutung des Buches. Damals wusste ich noch nichts von Cambpell und “The Hero’s Journey”, von den Anklängen an griechische und römische Mythologie, vom Zerfall von Republiken durch Korruption von innen heraus, von der Rolle von Mentoren und wir wir mit ihnen und ohne sie auskommen müssen.

Also lief meine Beschreibung der “Botschaft” von Star Wars mehr oder weniger auf den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse hinaus und dass Ersteres am Ende über Letzteres triumphiert.

Ja, hätte ich Shakespeare für meine Leseliste genommen, so hätte das Ganze wohl ein wenig mehr “Fleisch” gehabt, aber was soll’s…

Würde ich SW heute interpretieren müssten und hätte ich zuvor “The Legacy Revealed” gesehen, so würde mir diese jede Menge Input sowohl für die Charakterbeschreibung als auch die Interpretation liefern. Denn ersten geht sie auf die verschiedenen Personen der Handlung von Luke, Han und Leia, über Anakin, Padme, Obi-Wan und Yoda bis zu den Droiden und Jar Har Binks - tw. recht detailliert ein und beschriebt ihre Hintergründe und Konflikte, stellt Parallelen und Unterschiede zwischen diesen dar bzw. her und erklärt, aus welcher mythologischen oder historischen “Quelle” diese entstammen (könnten): Von Odysseus über König Arthus, von Cäsar bis Hitler. Manche dieser Vergleiche wirken vielleicht ein bisschen weit hergeholt und waren möglicherweise nicht einmal von George Lucas selbst so beabsichtigt, dennoch sind sie an sich schlüssig und nicht von der Hand zu weisen.

Schließlich geht die Dokumentation auch auf die Bedeutung der Saga selbst ein: ausgehend von den Ereignissen zum Zeitpunkt ihrer Entstehung – dem Vietnam Krieg und der Unzufriedenheit der (amerikanischen) Bevölkerung mit ihrer Regierung und dem “System” an sich – stellt sie Vergleiche mit unserer eigenen Geschichte und Parallelen zu großen Werken der Literatur hier. Und geht schließlich auch auf die großen Themen ein, die hinter jeden guten Geschichte stehen: Liebe, Eifersucht und Rache, Auflehnung und Unterdrückung, der Wunsch so zu werden wie die eigenen Eltern und die gleichzeitige Angst davor  bis zum Kampf Mensch gegen Maschine.

Wie gesagt, manche der Aussagen wirken vielleicht ein bisschen konstruiert oder überinterpretiert und doch lässt sich letztlich kaum etwas dagegen sagen. Wenn all das was die Kommentatoren in dieser Sendung so über Star Wars und seine Bedeutung von sich geben tatsächlich auch den Gedanken von Lucas entspricht und das was er mit den Filmen ausdrücken wollte, dann zeigt die nur umso mehr, was für ein großartiges Werk die Saga eigentlich ist.

Nicht zuletzt das ist der Verdienst dieser Dokumentation!

Und ja, sie liefert jede Menge Material für etliche Leselisten und Referate über die weit, weit entfernte Galaxis. Also los!


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