E. A. Duponts “Das alte Gesetz”

E. A. Duponts “Das alte Gesetz”

Christiane Heuwinkel (Vorsitzende der Murnaugesellschaft) eröffnet das 23. Film+Musikfest

Es wirkt so erhaben wenn man die heiligen Hallen der Rudolf Oetker Halle betritt, die anwesenden Gäste fein gekleidet durch die Räumlichkeiten schreiten und doch alle einem Hobby frönen möchten, welches ansonsten in Multiplexen und – zugegeben – den etwas feineren Arthouse-Kinos, ausgelebt werden kann. Die Bühne hält schon das nötige Instrumentarium bereit, mit dem der Klezmer-Musiker und Klarinettist Giora Feidmann zusammen mit Günter Buchwald, Stummfilmmusiker, den Eröffnungsabend des 23. Film+Musikfestes der Bielefelder Murnaugesellschaft begleiten werden. Bevor aber „Das alte Gesetz“ zu sehen sein wird, ein Klassiker von Ewald Andre Dupont aus dem Jahre 1923, geben sich noch drei Frauen die Ehre. Bevor man den stummen, bewegten Bildern verfällt, gibt es noch eine kleine Einführung, ein Hallo, ein Willkommensgruß, eine Lobpreisung auf den Stummfilm – nicht nur vergangener Tage, denn auch Michel Hazanavicius‘ „The Artist“ befindet sich im diesjährigen Programm.

Dieses mit vielen Academy Awards ausgezeichnete Werk der Stummfilm-Moderne ist für Christiane Heuwinkel, Vorsitzende der Murnaugesellschaft, ein Indiz für die Wiederentdeckung einer goldenen Ära, gefeiert nicht nur mit „The Artist“, sondern auch mit Martin Scorseses „Hugo Cabret“. Die Filme, die von Filmen handeln, von Epochen und Filmerzählungen, wie sie durch Regisseure wie Georges Méliès, E. A. Dupont oder Friedrich Wilhelm Murnau geprägt worden sind. Frau Heuwinkel erzählt von dem Programm, von Stan Laurel ohne Oliver Hardy, von dem heute anwesenden Feidmann, zum zweiten Mal nach „Der Golem“ dabei. Er freut sich auf seinen Auftritt, zelebriert diesen, wie man hinterher sehen wird, wenn er auch noch nach Filmende das Publikum animiert, mit ihm zu musizieren.

E. A. Duponts “Das alte Gesetz”

Giora Feidman (rechts) und Günter Buchwald (links)

Zum ersten Mal dabei ist NRWs Familienministerin Ute Schäfer, zeigt sich begeistert über das was dort kommen mag, die Kultur, ein Schall und visueller Rausch. Sie lobt die Veranstalter, all die fleißigen Leute von der Murnaugesellschaft, die – Ehre wem Ehre gebührt – dies alles, das Programm der nächsten Tage, Ehrenamtlich auf die Beine gestellt haben. Schäfers Highlight scheint auch „The Artist“ zu sein, sie hebt hervor, dass der Film zum allerersten Mal mit Live-Musik in Deutschland zu sehen sein wird. Auch bei ihr klingt die Rückbesinnung durch, auf die ursprüngliche Faszination: der Stummfilm, hier ohne Farbe, ohne 3D, nur durch die bewegten Bilder und die Musik wird zum Publikum gesprochen. Hierüber sinniert auch Bürgermeisterin Schrader, bis hin zum gestern gestarteten „James Bond“, der sich ebenso auf alte Werte zurückbesinnt. Dann aber ganz schnell wieder zu Murnau, Filmbegeisterung hin oder her, der soll hier im Mittelpunkt stehen.

E. A. Duponts “Das alte Gesetz”

Dann der Film von Dupont, selbst ein Jude, Filmemacher, der erste deutsche Filmkritiker: In „Das alte Gesetz“ erzählt er von dem Juden Baruch, Sohn eines Rabiners, der auszieht um seiner Liebe zur Schauspielerei nachzugehen. Erst ein Wandertheater, dann das renommierte Wiener Burgtheater. Es ist eine gänzlich andere Welt, die dem Rabiner-Vater nicht gefallen mag. Er verstößt den Sohn, erklärt ihn bei seiner Heimkehr für Verstorben. Erst als er eine Vorstellung besucht, „Don Carlos“ soll es sein, erkennt er das Talent seines Sohnes an. Der Vater nähert sich seinem Spross, die Welt ist wieder im Einklang.

Ein Komödienspiel zwischen zwei Welten. Hier herrscht der Witz, mit dem Dupont so manche Szene angereichert hat. Ernst Deutsch, der den Baruch verkörpert, spielt seine Rolle stets überwältigt von der großen Welt, in der er einen Platz gefunden hat. Der Zufall steht auf seiner Seite, das Talent erledigt den Rest. Kleine komödiantische Einlagen lockern diese Hommage an das Schauspiel, an das Theater auf. Nur manchmal zeigt sich dann die andere Welt: das Drama, die Tragödie um die zerstrittene Familie. Der streng jüdisch lebende Vater, der Sohn, für ihn ein schwarzes Schaf, obgleich er nur seiner Passion folgt, in eine andere Welt geleitet wird. Und noch einmal dieses Motiv zweier Welten: Himmel und Hölle für den Rabiner: Das Judentum und das Künstlerschaffen, für ihn nicht miteinander vereinbar, zumindest nicht zu Beginn, bis auch er dann Akzeptanz walten lässt.


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