Du

Du.
Du fehlst mir.
Du fehlst mir, Herr L.

Wir sind damals zusammengekommen und über den Alltag zusammengewachsen. Wir waren irgendwann nicht nur Liebende, sondern auch ein Team. Wir Beide gegen den Rest der Welt? So ähnlich, *lach*, allerdings weniger dramatisch. Aber dieses Gefühl, wenn man den Anderen anschaut und sieht, dass der ganz genau weiß, was man denkt … und zustimmt!, das ist unbezahlbar.

Ja, wir waren ein Team. Oder vielleicht etwas anders ausgedrückt: Beste Freunde. Du und ich, wir hatten immer unseren Spaß. Oder waren wenigstens in unserer Langeweile vereint. Waren einfach zwei Menschen, die ihre Zeit miteinander verbrachten. Auch, wenn es viiiiiiel zu heiß war, um sich zu bewegen. Auch, wenn Beide viiiiiel zu faul waren, etwas zu kochen. Wenn wir einfach so gnadenlos pleite waren, dass es tagelang nur Spaghetti mit Tomatensoße gab. Oder wenn wir gemeinsam im Bett lagen und über unseren Kater jammerten.

Jeder von uns hatte ein Leben und baute es sich weiter auf, mit dem jeweils anderen an seiner Seite.

Dann kamen die Kinder.

Wo ist die Zeit hin?, frage ich mich.
Zeit, einfach rumzugammeln und träge zu sein. Einen Film nach dem Anderen zu gucken, oder planlos spazieren zu gehen, einfach so, damit man mal rauskommt.
Mittagessen im Bett und Videos und um 18 Uhr mal langsam aufstehen, wir wollten doch noch ins Kino …

“Kochst Du?”
“Nee, Du bist dran! Ich hab gestern erst!”
“Haben wir überhaupt was da?”
“Ähhh … Nudeln? Oder Reis? Ich glaub, es sind noch Pilze da …”
“Uäh, ich hab aber keinen Bock!”
“Ich auch nicht. Aber Hunger!”
“Na guuuuut. Aber dann machst Du uns Teller sauber!”
“Einverstanden!”

Heute sind wir so gnadenlos ordentlich und aufgabenverteilt und organisiert und hygienisch sauber und fleißig und bevorratet und durchgeplant, es ist … manchmal echt zum heulen.

Ein Kind kam und zeigte uns, wie ein kleines Wesen komplett abhängig von anderen sein kann. Für uns begann erst jetzt “der Ernst des Lebens”.
Das zweite Kind kam und wir waren sicherer. Aber die Zeit wurde knapper und knapper.
Das dritte Kind kam und wenn wir jetzt spazieren gehen und ich an jeder Hand ein Kind habe, bleibt keine Hand mehr für Dich, Herr L.

Und wo ich so in der Mutterrolle aufgehe, dass ich immer wieder mich selbst verliere, drückt Dich die Last der Verantwortung, die Sorge, uns immer versorgen zu können.

Wir sind immer noch ein Team, Du und ich. Aber eines, dass sich nicht mehr nur um uns, sondern hauptsächlich um die Kinder dreht. Da nützen auch “freie Abende” mit Babysitter nichts. Denn wenn man Kinder hat, hat man Kinder.

Wir müssen einander nicht um Erlaubnis bitten, etwas tun oder wegfahren zu wollen. Aber solange die Kinder klein sind, müssen wir uns abstimmen. Ein schmaler Grad.
Und gemeinsame Freizeit?
Ach …

Sich wieder einmal mit Dir betrinken und die Nacht durchlachen. Oder morgens um 2 Uhr nach McD fahren. Und dann an irgendeinem Flußufer essen.
Den ganzen Tag im Bett rumliegen.
Ungesund essen.
Auf Partys gehen, zusammen.
Sich unterhalten, ernsthaft und albern, ohne dabei todmüde zu sein.
Einander in die Augen schauen, anstatt immer nach Rechts oder Links.

Du fehlst mir, Herr L., unser “Wir” fehlt mir. Die Zeit, in der Du und ich Du und ich waren und nicht Du und ich und Drei.
Du weißt, dass ich unsere Kinder wollte und über alles liebe.
Dennoch sitze ich manchmal da und träume von dem Tag, an dem ich Dich wieder ganz für mich allein habe.
Du und ich gegen die Welt, mein Herz.

Ich kann warten, weißt Du?
Wenn Du mir nur versprichst, dass Du dann noch da bist!


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