DRM: Digitales Rechtemanagement auf dem Vormarsch

DRM: Digitales Rechtemanagement auf dem VormarschDas World Wide Web Consortium (W3C) hat jetzt angekündigt, die extrem umstrittene Kopierschutztechnik Encrypted Media Extensions (EME) schon bald offiziell als Standard veröffentlichen zu wollen.

Viele Bürgerrechtler betrauern den Untergang des Hypermediums in seiner aktuellen Form. Digitales Rechtekontrollmanagement (DRM) soll so im Internet offiziell fest verankert werden, um damit Copyright-Ansprüche flächendeckend besser durchsetzen zu können.

Den Standardisierungsvorschlag dazu hatte das W3C im März seinen Mitgliedern unterbreitet und eine Konsultation dazu gestartet. Dabei brachten die Beteiligten zahlreiche Bedenken gegen eine EME-Norm vor, die das Gremium auf seiner Mailingliste zusammengefasst hat.

Bedenken vom Tisch gefegt

Die Kritiker monierten insbesondere einen „unzureichenden Schutz von Nutzern„, Schwierigkeiten, die Spezifikation in Projekten auf Basis freier Software umzusetzen, und die fehlende Zusicherung, dass der technische Kopierschutz ausgehebelt werden dürfe, um bestehende, teils gesetzlich verankerte Nutzerrechte wie auf Privatkopien auch durchsetzen zu können.

Man bemängelte auch eine Ausnahmeklausel für Sicherheitsforscher sowie fehlende Implementierungsmöglichkeiten für die erforderliche Entschlüsselungstechnik CDM (Content Decryption Module), die dabei auch noch zusätzlich lizensiert werden muss.

Die Kritiker befürchten, dass deshalb speziell Start-ups, der freie Wettbewerb und das offene Internet insgesamt behindert werden könnten. Hinzu kommen auch Schwierigkeiten, Inhalte in DRM-Containern in Formate umzuwandeln, die für Menschen mit Behinderungen geeignet sind. Die DRM-Gegner führten darüber hinaus auch die zunehmenden Probleme an, geschützte Werke wie beispielsweise Videos archivieren und für die Nachwelt erhalten zu können.

Auch Väter können irren

Der sogenannte „Vater des Internet“ W3C-Direktor Tim Berners-Lee geht in seiner Rundmail auf alle vorgebrachten Punkte ein, ordnet sie aber entweder für „schon adressiert“ oder derzeit nicht angebracht ein.

Damit weist Berners-Lee so die meisten Einwände zurück, bei anderen hält er es nur für angemessen, sie eventuell in später möglichen Evaluierungen und den Arbeiten an technischen Details des Standards wieder auf die Agenda zu setzen.

Das beweist: Auch Väter können sich irren. Generell hatte sich der W3C-Chef schon 2013 nach anfänglichen prinzipiellen Bedenken hinter die DRM-Technik der großen Medienkonzerne und Rechteverwerter gestellt.

Bürgerrechtler: Ausverkauf des Internet an die Konzerne

Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) aus den USA rügt das Signal aus der Spitze des Zusammenschlusses scharf und wirft dem W3C vor, die Interessen einer Handvoll großer Mitglieder wie Apple, Microsoft, Google, der MPAA (Motion Picture Association of America) oder Netflix über die Interessen der Allgemeinheit gestellt zu haben.

Sogar Appelle für kleinste Zugeständnisse an die Rechte von Nutzern oder Sicherheitsexperten seien ungehört verworfen worden. Dies werde viele freie Projekte und Innovationen behindern und natürlich auch einer Armee von Anwälten wieder Arbeit verschaffen.

Die Free Software Foundation (FSF) ergänzte: „Wir trauern heute um das Web, weil das W3C den großen Ausverkauf gestartet hat.“ Es müsse auf jeden Fall verhindert werden, dass sich die digitale Restriktionstechnik mit dem Segen des Standardgremiums noch weiter im Internet ausbreite.


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