Lenchen ist stolz, wenn man sie lobt. Vor allem, wenn das Lob begründet ist. Worüber sie auch gern berichtet. Meist indirekt, damit man Eigenlob nicht riecht. So gab sie neulich einer Freundin einen Rat, der sich später als nützlich erwies und wofür sich diese Freundin wiederum artig bedankte, was sie mir wiederum – total beiläufig – erzählt.
“… und so hat sie mir gestern Diphyramben gelesen …”
Meine Frage, die ihren Vortrag unterbricht, mag im Nachhinein recht dümmlich wirken, oder sarkastisch – ABER ICH MUSSTE SIE EINFACH STELLEN.
“WAS, bitteschön, hat sie gelesen?” *und dazu verdutzt-unwissend guck*
Ein klitzekleines Bissel an Geringschätzung bilde ich mir ein, in ihrem Blick zu bemerken. Sie nennt die Vokabel ein weiters Mal, diesmal prononciert, nachhaltig und mit Nachdruck.
“Дифирамбы. – Das sagt man doch so!?”
Nie gehört. Wie heißt die zugehörige deutsche Vokabel?
Wir übersetzten gemeinsam.
“Aha”, sage ich,”Дифирамбы sind also Diphyramben!”
Gleichwohl kapiere eine Grundlage meines Missverständnisses: “Lesen”, bzw. “читать” bedeutet nämlich im Russischen nicht nur lesen (oder ernten), sondern auch vortragen.
Die Freundin hat, wenn man dem Bericht folgt, Diphyramben vorgetragen!
Doch was man andernorts einfach “so” sagt, muss ich – ja, bin ich denn blöd?! – erst einmal wikipedieren. So lerne ich hinzu, was ich längst hätte wissen können:
“Der Dithyrambus ist eine Gattung der antiken griechischen Chorlyrik, ein Hymnos zu Ehren von Dionysos, vorgetragen im Wechselgesang zwischen Chor und Vorsinger.” (Wikipedia)
Aha! – Und: Man(n) lernt nur dazu, um genau zu wissen, WARUM frau im Unrecht ist.
…
Unabhängig davon dienen Fremdwörter natürlich in erster Linie der Verblüffung der Anderen.
