Die Wildkräuterwanderung

Die Wildkräuterwanderung

In meinem letzten Blogpost war ich zu Gast bei Chefkoch M. Günther im Diekmann und durfte ihm über die Schulter zu schauen. Mit dem Reisen war's das ja leider erstmal. Nun bleiben wir also vorerst zu Hause und erkunden die nächste Nähe. Machen wir es uns also so schmackhaft wie möglich, zum Beispiel mit heimischen Wildkräutern - aber lest doch einfach selbst ...

Die Wildkräuterwanderung

Die Marienfelder Feldmark

Mit dem passionierten Gärtner und Kräuterbuchautor B. Bohne von der Kräuterschule Berlin und dem lokalen TV Sender RBB (Sendetermin zum Notieren am Schluss) ging es kürzlich auf Wildkräuterwanderung in die Marienfelder Feldmark am Südrand von Westberlin. Die Marienfelder Feldmark ist ein kleiner Teil der im Bezirk früher weit verbreiteten Landwirtschaftsflächen. Die Felder werden seit vielen Generationen bewirtschaftet und haben daher eine besondere kulturhistorische Bedeutung. Zudem gelten sie als ein beschaulich/ländliches Naherholungsgebiet. Das Berliner Landschaftsschutzgebiet ist ein wertvolles Biotop. Wir wanderten bei Kaiserwetter entlang an Wiesenrainen ... aber eigentlich verharrten wir mehr. Es gab so unendlich viel zu entdecken und B. Bohne wusste vieles zu den einzelnen Kräutern und Stationen zu berichten - es war ein Hochgenuss für die Sinne und den Kopf. Danke bereits an dieser Stelle für die Einladung. Den eifrigen Leser erwartet zum Schluss auch noch ein feines Rezept von mir. Was gab es zu entdecken? Man mag mir nachsehen, dass ich etwas selektiert habe, schließlich will ein Blogbeitrag nicht mit einem Essay oder gar einem Lexikon konkurrieren.

Die Hölzernen

Die Eiche
Von der Eiche (Quercus robur L.) wird die glatte, unverborkte, sogenannte Spiegelrinde 10 bis 15 Jahre alter Eichen, deren hoher Gerbstoffgehalt für die zusammenziehende (adstringierende), austrocknende, stopfende, virushemmende, entzündungswidrige und darmstärkende Wirkung verantwortlich ist, arzneilich verwendet. Angewendet wird sie als Tee, Mundspül- oder Gurgellösung oder als Umschlag.
Die Birke
Die Birke (Betula alba) wird im medizinischen Bereich vor allem zur Reinigung des Blutes und zur Unterstützung der Harnwege genutzt. Dabei kommen sowohl den Blättern als auch der Rinde gleichermaßen Bedeutung zu. Doch auch bei Rheumabeschwerden wird häufig auf die Kraft der Birke gesetzt. Das Extrakt Betulin aus der weißen Birkenrinde verfügt über ein reiches Wirkspektrum. Es wirkt unter anderen antientzündlich und antibakteriell.
Die Buche
Die Buche (Fagus silvatica) ist ein sehr verbreiteter Laubbaum in unseren Wäldern. Die nussigen Bucheckern kann man aus ihrer zackigen, harten Schale pulen und dann naschen. In der Heilkunde wird die Buche nicht sehr viel eingesetzt, aber wenn keine anderen Heilpflanzen zur Hand sind, kann man auch mit der Buche Linderung bringen, beispielsweise mit der Rinde gegen Erkältung.
Der Weißdorn
Die Inhaltsstoffe des Weißdorns (Crataegus laevigata) schützen das Herz zum Beispiel vor den Folgen von Stress. Heute gilt Weißdorntee als das beste Mittel bei nachlassender Leistung des Herzens, gerade bei älteren Menschen. Weißdornblätter und -blüten fördern die Durchblutung des Herzens und der Herzkranzgefäße und steigern die Leistungskraft des Herzens ohne schädigende Nebenwirkungen.
Der Holunder
Holunderbeeren des Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) enthalten wichtige Spurenelemente wie Folsäure, Eisen und Kalium. Bekannt sind sie vor allem wegen der großen Menge an Vitamin C. Deswegen ist Holunder ein bewährtes Hausmittel bei Schnupfen und Erkältung. Er sollte möglichst schonend zubereitet und frisch sein, damit die Inhaltsstoffe ihre volle Wirkung entfalten können. In der Naturheilkunde wird außerdem auf die enthaltenen Anthocyane hingewiesen. Dieser Stoff wirkt entzündungshemmend und bindet Viren. Deswegen wirkt er besonders gut gegen Schnupfenviren, vorausgesetzt, er wird nach den ersten Anzeichen einer Erkältung eingesetzt. Außerdem sollen Saft und Beerentee Ischias- und Nervenschmerzen lindern, den Darm reinigen, die Nieren anregen, Blutdruck senken und das Herz stärken. Ein Sirup aus Holunderblüten ist immer eine willkommene Erfrischung. Über weitere Sirupzubereitungen hatte ich bereits berichtet.
Die Wildrose
Von den Wildrosen (rosa mosqueta) kennt man in der Regel die Früchte, die als Hagebuttentee oder Marmelade gern verspeist werden. Bei der Verarbeitung zu Wildrosencreme und anderen Produkten werden fast alle Pflanzenteile verwendet. Interessant sind vor allem die Blütenknospen der Hundsrose, sowie die im Frühling gesammelten Blätter. Früchte und Blätter werden nach schonender Trocknung weiterverarbeitet.

Die Blättrigen

Die wilde Kresse
Die wilde oder verschiedenblättrige Kresse (Lepidium heterophyllum) bereichen das Spektrum eines frischen Wilkräutersalates. Sie enthält Vitamin C, Vitamin B1 und weitere Inhaltsstoffe wie Eisen und Kalzium. Durch den Verzehr wird die Verdauung angeregt, sie wirkt antibakteriell und hilft gegen Entzündungen der Harnorgane. Bei regelmäßigem Verzehr fördern Kressen die Produktion roter Blutkörperchen. Die Samen der wilden Kressearten wurde früher wegen ihres scharfen Geschmacks als Pfefferersatz verwendet.
Die Schafgarbe
Die jungen Blättchen der Schafgarbe (Achillea millefolium) sind leicht bitter, ergänzen aber hervorragend einen frischen Frühlingssalat. Schafgarbentee ist ein vielseitig einsetzbares Heilmittel. Die Schafgarbe enthält unter anderem Azulen, Flavone, Eukalyptol, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Die ätherischen Substanzen wirken
entzündungshemmend, antibakteriell, krampflösend und blutstillend.
Der Rainfarn
Der Rainfarn (Tanacetum vulgare) ist eine extrem gefährliche Heilpflanze! Früher therapierte man damit Bandwurmbefall. Heute wirkt als biologischer Pflanzenschutz. Ein Sud aus Rainfarn hilft gegen Blattläuse, Raupen, Weiße Fliegen und ähnliches Getier.
Die Brennnessel
Die Brennnessel (Urtica dioica) enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und ist gleichzeitig reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen wie den Flavonoiden. Die Flavonoide sorgen zusammen mit dem Kalium für die entwässernde Wirkung der Blätter. Sie erleichtert das Wasserlassen bei einer gutartigen Prostatavergrößerung und hilft gegen leichte Harnwegsinfekte.
Der Löwenzahn
Der Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist reich an essentiellen Vitaminen und Nährstoffen. Er besitzt einen hohen Gehalt an Kalium, auf den sich die leicht harntreibende und abführende Wirkung zurückführen lässt, daher der französische Name Pissenlit. Sein Vitaminreichtum mit Beta-Carotin, Vitamin E und Vitamin C übertrifft herkömmlichen Blattsalat um ein Vielfaches ... also hinein in den Salat!
Der Beifuß
Der Beifuß (Artemisia vulgaris) hilft bei Verdauungsbeschwerden und Frauenleiden. Auch bei Krämpfen aller Art - von Bauchweh, Unterleibsschmerzen bis hin zu Asthmaanfällen - lindert der Beifuss durch seine entkrampfende Wirkung. Das getrocknete Kraut veredelt unseren weihnachtlichen Gänsebraten und sonstige schwere Bratengenüsse.
Der Wermut
Wermut ist für alles gut
alter Volksspruch
Die Bitterstoffe des Wermutes (Artemisia absintium) regen die Produktion aller Verdauungssäfte an - von Magen, Bauchspeicheldrüse und Leber bei allen Arten von Verdauungsbeschwerden, Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln und Blähungen.
Die Wilde Malve
Die Blüten und Blätter der Wilden Malve (Malva sylvestris), auch Käsepappel (weil ihre runden Früchte einem Käselaib ähnlich sehen) enthalten Schleimstoffe, die lästigen Hustenreiz lindern, aber auch gegen leichte Entzündungen in Mund, Rachen und im Magen-Darm-Trakt helfen können. Es finden sich auch Zubereitungen aus Malve in Haut- und Haarpflegeprodukten. Zwischendurch mal etwas zum Schmunzeln? Opa geht mit seinem Enkel spazieren:
Nun sieh dir doch nur diese schöne Natur an, die grünen Bäume und die saftigen Wiesen. Opa knickt einen Grashalm ab und kaut auf ihm rum.
Opa bekommen wir jetzt ein neues Auto?
Wie kommst du denn jetzt auf die Idee?
Na, weil Papa gesagt hat, wenn Opa ins Gras beißt, bekommen wir ein neues Auto!

Die Knoblauchsrauke
Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) wurde früher zu Heilzwecken verwendet. Sie wirkt antiseptisch, leicht harntreibend und schleimlösend. Man sagt ihr darüber hinaus auch antiasthmatische Eigenschaften nach. Ihr Geschmack nach Knoblauch tritt recht zurückhaltend auf. Ein Rezept für Pesto aus Knoblauchsrauke hatte ich bereits im letzten Jahr veröffentlicht. Heute gibt es Knoblauchsraukenbutter. Nun, wer mich hier schon längere Zeit verfolgt, der weiß, dass es mir ein himmlisches Vergnügen bereitet meinen Lesern einen Wurm ins Ohr zu setzen, bitte sehr:
Crazy
Gnarls Barkley

Das Rezept

Knoblauchsraukenbutter von Doc. Eva

  • 200 g Butter
  • 1 Bd Knoblauchsrauke
  • 1 Ze Knoblauch, gerieben
  • 1 Limette, etwas Abrieb und einige Tropfen Saft
  • 1 Spr Worcestershiresauce
  • Meersalz
Zubereitung
  1. Die zimmerwarme Butter schaumig schlagen bis sie weiß wird.
  2. Das gehackte Kraut nebst den übrigen Zutaten untermischen.
  3. Mindestens 60 Minuten durchkühlen lassen.
Anrichten
  1. In ein formschönes Gefäß abfüllen und zu Fisch, Fleisch oder Geflügel servieren.
  2. Auf frischem Brot darf sie auch ein Alleinstellungsmerkmal annehmen.
Lasst's euch schmecken!
Am Mittwoch den 03.06.2020 um 20:15 läuft voraussichtlich beim TV Sender RBB im Format rbb2 der Bericht über die Wildkräuterwanderung mit B. Bohne - unbedingt einschalten.

Die Vorschau

Nun steht also das Essen wieder im präferierten Fokus meines Food & Travel Blogs. Der heimische Herd in meiner Küche unter dem Dach im Südwesten Berlins ist wieder deutlich mehr in den Vordergrund gerückt. Als nächstes wird es eine perfekte Tomatensauce geben: Sugo di Pomodoro - bis dahin und SO LONG ...


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