Die Neuen Kinder verändern ein altes System

Mich hat dieser Artikel von Dagmar Neubronner sehr beeindruckt, sie hat ein geschultes Auge auf jene Dinge und was wahrscheinlich am wichtigsten ist, ein mitfühlendes Herz. Ihr werdet das bestimmt interessant finden, wir hatten dazu ja auch, die eine oder andere Diskussion ..

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von Dagmar Neubronner

Vom 1.-4. November findet in Berlin ein globaler Kongress zum Thema Bildungsfreiheit
statt, http://www.ghec2012.org. „Global“ bedeutet, dass Menschen aus der ganzen Welt sich treffen, um über neue – und gleichzeitig uralte – Wege selbstbestimmter Bildung zu reden, sich auszutauschen und zu vernetzen. Für die Eltern, Lehrer, Bildungsbeamten, WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen, die sich in Berlin bei der Global Home Education Conference 2012 begegnen werden, bedeutet das vor allem: Wege selbstbestimmter Bildung OHNE SCHULE.

Wieso haben sich diese Bildungspioniere ausgerechnet Berlin ausgesucht? Weil Deutschland (und seit einigen Monaten leider auch Schweden) zu den ganz wenigen Demokratien gehören, in denen das Recht auf Bildung für jedes Kind mit einem Zwang zum Schulbesuch für jedes Kind verwechselt wird. Dieser Zwang jedoch, auf den bereits die Indigokinder allergisch reagierten und der heute für viele Kristallkinder einen schmerzhaft empfundenen Druck bedeutet, wird für die Kinder, die jetzt und in Zukunft zur Erde kommen, schier unerträglich sein.

Eine neue Zeit
Viele Menschen haben heute das Gefühl, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Zeit stehen. 2012, Transformation der Erde, Bewusstseinserweiterung aufgrund vermehrter Sonnenwinde und Strahlungen aus dem Zentrum unserer Galaxie, das Ende des Maya-Kalenders – die Zeichen stehen auf Sturm, mindestens jedoch auf viel frischem Wind – der Geist weht bekanntlich, wo er will. Seit Jahren und teilweise Jahrzehnten meditieren wir, bilden uns in spirituellen Seminaren fort, lösen tapfer unsere Blockaden und versuchen, auf der Grundlage des Alten mit unseren Kindern ein neues, anderes Leben zu erschaffen.

Nur eines bleibt bei diesen Bemühungen fast immer ausgeklammert, weil es uns „Alten“ so selbstverständlich und unverzichtbar erscheint: Die Schule. Gewiss, auch die Lehrkräfte, die
unsere Kinder unterrichten, gehen ihren Weg und entwickeln sich weiter – aber ebenso wie bei ihren Schülern ist ihre körperliche und geistige Bewegungsfreiheit eingeengt durch ein System, dessen Anliegen nicht die Freiheit ist und es nie war.

Das Bildungsmonopol

Die Schule als Einheitsbildungsweg für alle wurde in Europa zu Beginn der Industrialisierung erfunden erklärtes Ziel war es, Menschen hervorzubringen, die gehorchen gelernt hatten, die aus den jahreszeitlichen Rhythmen der Natur herausgerissen und auf die gleichmäßige (oder eintönige) Arbeit in den Fabriken vorbereitet worden waren und die in der Lage waren, Befehle und Handlungsanweisungen zu verstehen – „funktionales Lesen“ nennt der Lehrplan das heute.
Die individuelle Vielfalt von Menschen- und Weltbildern, von Kenntnissen und Fähigkeiten je nach den Lebensumständen, den Interessen des Einzelnen und den Bedürfnissen seiner Gemeinschaft sollte vereinheitlicht und monopolisiert werden – alle sollten dasselbe wissen, glauben und denken.

Der New Yorker Lehrer John Taylor Gatto stieg nach über dreißig Jahren und mehreren Auszeichnungen als „Lehrer des Jahres“ aus dem Lehrerberuf aus und schildert in seinem berühmten Buch „Verdummt noch mal!“ (Dumbing Us Down), was Kinder in der Schule jenseits aller offiziellen Lehrinhalte wirklich lernen. Er fasst dies in folgenden Thesen zusammen:
1. Verwirrung
2. Gesellschaftliche Schichtung
3. Gleichgültigkeit
4. Emotionale Abhängigkeit
5. Intellektuelle Abhängigkeit
6. Labiles Selbstbewusstsein

(aus: John Taylor Gatto, Verdummt noch mal!)

Sensibilität der Kinder steigt

Dieser unsichtbare Lehrplan und seine Umsetzung in unserer Schulzeit hat auch uns nicht gut getan, aber viele der Kinder, die jetzt zur Erde kommen, können mit ihm überhaupt nicht mehr umgehen. Sie sind in ihrer hohen Sensibilität und Wahrnehmungskraft bereits für die neue,
lichtere, friedliche Zeit gebaut, die wir gemeinsam mit ihnen und für sie erschaffen wollen. Druck,
Hetze, angemaßte Autorität und Fremdbestimmung sind für sie unerträglich
.

Um ihr mitgebrachtes Erbe zu bewahren und zu entwickeln, brauchen sie geborgenen Spiel-Raum in allen Bedeutungen dieses Wortes, tiefe liebevolle Bindungen und Zeit, um mit den Menschen, zu denen sie gekommen sind, zusammen zu sein. Die neuen Kinder sind in ihrer tiefen Liebesfähigkeit darauf angewiesen, einen großen Teil des Tages in gelassener friedlicher liebevoller Vertrautheit mit denen zu verbringen, denen sie sich anvertraut haben, und das sind in den meisten Fällen die leiblichen Eltern.

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Was in unserer Gesellschaft geschieht, ist jedoch genau das Gegenteil. Uns Eltern wird eingeredet, Kinder bräuchten so früh wie möglich vor allem die Gesellschaft anderer Kinder – als hätte sich an den zentralen Bedürfnissen unserer Kinder nach Geborgenheit, Dazugehörigkeit und tiefen,
individuellen Bindungen, die wir nicht nur in der gesamten Menschheitsgeschichte, sondern auch bei Primaten und allen höheren Säugetieren beobachten können, plötzlich etwas geändert.

Natürlich brauchen Kinder andere Kinder – zum Spielen, aber nicht, um bei ihnen Geborgenheit
zu finden. Und gelernt haben Kinder bis vor ganz kurzer Zeit von ihren Eltern, Verwandten, dem
ganzen Dorf und im individuellen Kontakt mit dem Meister oder der Meisterin.

Diese individuellen Bildungsverläufe pflegten viele ganz unterschiedliche Kompetenzen und gaben den Kindern und Jugendlichen das Gefühl, zur Gemeinschaft der Erwachsenen dazuzugehören, wichtig zu sein und etwas beitragen zu können. Schulkinder hingegen leben heute in einer uniformen, künstlichen Welt, in der das, was sie ohne realen Bezug „auf Vorrat“ lernen, zunächst einmal nur dazu dient, sie zu bewerten und einzuteilen.

Was brauchen die sensiblen Kinder von heute?

Noch nie wurden so viele hoch sensible Kinder geboren wie heute – früher erkannte man an ihrer extremen, für grober gestrickte Zeitgenossen unbegreiflichen Empfindlichkeit eine „Prinzessin auf der Erbse“. Heute ist hohe Sensibilität schon fast der Normalzustand.

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Diese Tatsache an sich ist eigentlich zu begrüßen, denn wir brauchen diese sensiblen, nachdenklichen, lichtvollen Wesen, um zu einer neuen Natürlichkeit und dem achtungsvollen Umgang untereinander und mit der Natur zu finden. Für diese sensiblen „Lichtkinder“ ist es jedoch nur möglich, sich ihre Offenheit zu bewahren und ihre Zartheit nicht zu verhärten, wenn wir ihre Bedürfnisse kennen und erfüllen. Sonst haben sie keine andere Wahl, als sich zu ihrem Schutz innerlich zu panzern, und werden dann „schwierig“.

Es ist daher ein Segen, dass die moderne Bindungsforschung herausgefunden hat, wie man auch sensiblen Kindern ermöglichen kann, sich ihr offenes Herz und ihre feine Wahrnehmung zu bewahren. Voraussetzung dafür ist vor allem Geborgenheit, denn der stärkste Instinkt unserer Kinder ist nicht etwa der Trieb nach Nahrung oder Sicherheit, sondern nach Bindung.

Der uralte Bindungstanz Wie alle höheren Säugetiere suchen auch Menschenkinder jemanden, von dem sie lernen können, wie das Leben auf diesem Planeten funktioniert. In zunächst völliger Abhängigkeit als Säugling und Tragling aktiviert der kleine Mensch mit seinem engelhaften Lächeln, seinem anschmiegenden Vertrauen und dem großäugigen Blick unseren Bindungsinstinkt.

Einer der führenden Bindungsforscher weltweit, der kanadische Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Gordon Neufeld, beschreibt den sich vollziehenden Vorgang als „Bindungstanz“, der in folgenden Stufen verläuft:

Die sechs Phasen der Bindung

Physische Nähe
Das Baby hat zunächst den instinktiven Drang, die Menschen, die es versorgen und so sein Überleben sichern, einfach nur in seiner Nähe zu haben. Es will sie hören, sehen, riechen und fühlen. Dieser Instinkt war früher lebenserhaltend – das Kleinkind musste immer beim Rudel sein, um eine Überlebenschance zu haben. Deswegen schreien auch moderne Kinder immer noch verzweifelt, wenn sie allein einschlafen sollen – dass die Eltern bloß im Wohnzimmer sitzen und weit und breit kein Säbelzahntiger droht, ist ihrem Instinkt nicht beizubringen. „Dabeisein ist alles“ könnte diese Bindungsstufe heißen.

Gleichheit

Später will das Kind die Großen nachahmen – dieser Trieb ist Grundlage unter anderem des
Spracherwerbs. Wenn Vater oder Mutter kocht, rührt auch das Einjährige eifrig in seinem Schüsselchen und klappert mit den Topfdeckeln. Die Insignien erwachsener Macht wie Schlüsselbund und Fernbedienung, üben einen unwiderstehlichen Reiz aus, und „Ich auch“ lautet das Motto dieser Phase.

Besitzanspruch und Loyalität

Dreijährige wollen ihre Bezugspersonen mit Haut und Haaren besitzen und reagieren eifersüchtig
auf andere Kontakte. Unmöglich, dass Mama oder Papa jetzt telefonieren, oder sich unterhalten! „MEINS!“ ist jetzt das Motto, verbunden mit Loyalität und geradezu ritterlicher
Hilfsbereitschaft und Hingabe
an die Ziele der Bezugsperson. Jemand, zu dem keine Bindung
besteht, trifft auf eiserne Ablehnung: „Du hast mir gar nichts zu sagen!“

Bedeutsamkeit erlangen

Etwas ältere Kinder wollen mit dem, was sie tun, Anklang finden, die Zustimmung ihrer Bezugsperson. Dem Dreijährigen ist es noch nicht wichtig, ob der Mutter das selbstgemalte Bild gefällt, dem Fünfjährigen meist schon.

Emotionale Hinwendung

Erst in dieser Phase spüren die Kinder, dass sie ihre Bezugspersonen als Individuen emotional
wertschätzen, sie malen überall Herzen, bringen ihre Zuneigung bewusst zum Ausdruck und würden ihre Eltern am liebsten heiraten – das hat nichts mit Sex zu tun, wie Freud glaubte, sondern ist einfach Ausdruck des kindlichen Wunsches nach „ewiger Verbundenheit“.

Psychologische Nähe

Die sechste und tiefste Bindungsstufe ist schließlich die psychologische Nähe. Das Kind möchte
seine Gedanken, Gefühle und Geheimnisse mit den Menschen teilen, an die es sich gebunden
hat.
Diese von Geburt an vorhandene instinktive Abgrenzung „Orientiere dich nur an Menschen,
zu denen du eine Bindung hast!“ sichert seit Hunderttausenden von Jahren das Überleben. Eine
wichtige Eigenschaft dieser Bindungsstufen ist, dass zunehmende Tiefe der Bindung auch mit zunehmender Verletzlichkeit einhergeht.

Wenn wir unser Herz verschenken (Stufe 5), können wir viel stärker verletzt werden, als wenn
wir uns nur als gleich empfinden (Stufe 2). Wir sind als Eltern und Erwachsene also dafür verantwortlich, mit den zarten weichen Herzen unserer Kinder so umzugehen, dass sie zart
und weich bleiben können.

Zartheit hat nichts mit Schwäche zu tun

Prof. Dr. Gordon Neufeld benutzt für diese Empfindungsfähigkeit das Wort „Verletzlichkeit“. Das
Wort klingt in unseren Ohren gefährlich – wollen wir denn, dass unsere Kinder verletzlich bleiben? Sollen sie nicht lieber „cool“ werden, damit ihnen die raue Welt nicht so weh
tut?
Es ist wichtig und natürlich, dass wir Menschen in Extremsituationen unsere Gefühle nicht so
spüren, um bei Gefahr angemessen reagieren zu können.

Doch immer mehr Kinder heute befinden sich jeden Tag so viele Schulstunden in einer Situation, die sie als bedrohlich und ungeborgen empfinden, dass dieser Panzerungszustand vor allem bei den Sensibleren chronisch wird. Das Problem dabei: Wenn diese sensiblen Kinder nicht mehr in Kontakt mit ihren Gefühlen sind, können sie nicht wachsen und reifen – sie brauchen ihre Gefühle und ihre Tränen als wichtige Wegweiser.

Gerade die sensiblen „Lichtkinder“ brauchen daher sichere und geborgene Beziehungen, so dass sie den größten Teil des Tages in aller Offenheit die Welt erkunden können. Dann können sie
innerlich wie äußerlich reifen und wachsen, sich bei Bedarf schützen und danach wieder
öffnen.
So können sie bis zur sechsten Phase der tiefen Bindung über seelische Vertrautheit gelangen und sind dann in der Lage, auch in Phasen der Trennung innerlich an ihren Bezugspersonen festzuhalten. Das gibt ihnen Stabilität, so dass sie weiter wachsen und ihr volles Potenzial hier auf der Erde verwirklichen können. Denn dazu sind sie schließlich gekommen…

Dipl.Biol.image
Dagmar Neubronner

setzt sich seit 2005 für Bildungsfreiheit  in Deutschland ein. Ihre beiden Söhne lernen frei, der Ältere macht gerade mit externer Prüfung seinen ersten Schulabschluss. Sie ist 2. Vorsitzende bei der Organisation der globalen Konferenz
http://www.GHEC2012.org
D. Neubronner leitet die deutschsprachige Neufeld-Ausbildung, in der Eltern, Lehrer und alle, die mit Kindern zu tun haben, per Fernstudium lernen können, mit Kindern und ihren Schwierigkeiten so umzugehen, dass die Reifwerdung der Kinder nicht blockiert, sondern gefördert wird.
Weitere Informationen unter:
www.neufeldinstitute.de;  www.neufeldinstitute.com


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