Die Lyrik des Tomas Tranströmer.

Die Lyrik des Tomas Tranströmer.
Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll. Und dass ich sage, dass ich nicht weiß, wie ich anfangen soll, ist schon mal überflüssig. Es geht nämlich um eine Sache, der ich sehr gerne jedes überflüssige Wort ersparen würde. Schon falsch: Es geht um gar keine Sache, sondern um ein Gedicht und den Mann, der es geschrieben hat.
Dieser Mann verfügt über die sehr seltene und wunderschöne Gabe, keine überflüssigen Worte zu machen. Meister der Sprachverdichtung wird der Schwede Tomas Tranströmer genannt. Gerade hat er den Nobelpreis für Literatur erhalten, im Alter von 80 Jahren. Ich habe mich gefragt, ob man wirklich alt werden muss, um so eine zenmäßige lyrische Reduktion zu erschaffen. Ob es diese Jahrzehnte der gedanklichen Ausrichtung braucht, um so sicher das Überflüssige vom Nicht-Überflüssigen zu trennen. Es scheint so.
Weil wir hier bei der Axt sind und nicht auf einer Intellektuellenparty, verzichten wir auf das Gequatsche von kühnen Metaphern und sapphischen Stanzen und lassen lieber ein Werk Tranströmers auf uns wirken:
Großer und langsamer Wind
aus der Bibliothek des Meeres.
Hier darf ich ruhen.
(Jetzt folgt keine Interpretation, sondern lediglich ein paar sehr subjektive und private Assoziationen, die ich aus lauter Rücksicht und Zuneigung um 99% gekürzt habe.)
Der "große und langsame Wind." Man spürt ihn auf der Haut, nicht? Ein großer und langsamer Wind kann nicht kalt oder scharf oder stechend sein. Man fühlt sich winzig im Angesicht dieses Windes, aber vielleicht gerade deshalb geborgen. Sanft sein würde er, mineralisch und mild, dabei unermesslich viel größer als wir.
Aus der "Bibliothek des Meeres" kommt der Wind. Von dort, wo die Geheimnisse des Universums wohnen könnten. Das Wissen aus der Bibliothek des Meeres wäre unverständlich für unsere kleinen Hirne. Ich stelle es mir vor wie eine Sprache ohne Worte.
Wer hier ruhen darf, dem wird die größte Gnade gewährt. Wer endlich ruhen darf. Endlich ankommen, loslassen. Wie nach einer sehr, sehr langen Reise. Endlich das Selbst sich auflösen lassen in diesem Wind, der größer ist als alles, was je wichtig war.
Wenn ich dieses Gedicht lese, möchte ich weinen. So schön ist es. Grund genug, es mit Euch zu teilen: Vielleicht möchtet Ihr ja auch weinen. Oder lachen. Oder mir sagen, dass ich einen Ratsch im Kappes habe. Nur zu, nur zu. Dazu sind Gedichte da.

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