Die kleine Meerjungfrau 1

Weit draußen auf dem Grund der tiefen See lebt der verwitwete Meerkönig mit seiner alten Mutter und seinen sechs Töchtern. Erst wenn die Prinzessinnen das fünfzehnte Lebensjahr vollenden und erwachsen sind, dürfen sie aus dem Meer auftauchen, im Mondschein auf Klippen sitzen und Schiffe beobachten. Nach und nach feiern die Seejungern ihren fünfzehnten Geburtstag und tauchen hinauf zur Wasseroberfläche.

Endlich kommt auch für die jüngste von ihnen der Tag. Die Großmutter, die wegen ihrer Vornehmheit selbst ein Dutzend Austern am Schwanz trägt, befiehlt acht Austern, sich am Schwanz der Fünfzehnjährigen festzuklammern. Das tut zwar weh, aber es zeigt den hohen Stand der Meerjungfrau an. Bei Sonnenuntergang taucht sie in den Wellen neben einem Dreimaster auf und hört Musik. An Bord des Schiffes feiert nämlich ein Prinz seinen sechzehnten Geburtstag. Da kommt ein Sturm auf und bringt das Schiff zum Sinken. Die kleine Seejungfer, die bereits gelernt hat, dass Menschen unter Wasser nicht leben können, hält den Kopf des schönen Prinzen über Wasser, schwimmt mit ihm an Land und legt ihn in der Morgensonne an den Strand. Sie bleibt noch in der Nähe, bis ein junges Mädchen den bewusstlosen Prinzen entdeckt und Hilfe holt. Erst dann kehrt die kleine Meerjungfrau zum Schloss ihres Vaters zurück.

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Der Prinz geht ihr nicht mehr aus dem Sinn. In vielen Nächten taucht sie hinauf und schwimmt in den Kanal hinein, um einen Blick auf den schönen Prinzen zu erhaschen, wenn dieser im Mondschein durch den Schlosspark geht.

Von ihrer Großmutter erfährt sie, dass die Menschen nur eine vergleichsweise kurze Zeit leben, aber eine unsterbliche Seele besitzen, anders als die Mitglieder des Meervolks, die zwar dreihundert Jahre alt werden, sich dann jedoch in Schaum auflösen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Nur wenn ein Mensch sich in eine Meerjungfrau verliebt und sich mit ihr vermählt, fließt etwas von seiner Seele in den Körper der Braut und sie erhält ebenfalls eine unsterbliche Seele. Da die Menschen allerdings Beine haben und Fischschwänze abstoßend finden, geschieht das so gut wie nie.

Sie kleine Meerjungfrau kann an nichts anderes mehr denken als an den Prinzen. Trotz ihrer Angst wagt sie sich zu der widerlichen Meerhexe, und die erklärt sich bereit, ihr zu helfen.

“Ich will dir einen Trunk bereiten, mit dem sollst du, bevor die Sonne aufgeht, ans Land schwimmen, dich ans Ufer setzen und ihn trinken, dann verschwindet dein Schwanz und schrumpft zusammen zu dem, was die Menschen hübsche Beine nennen, aber es tut weh, es wird sein als ob ein scharfes Schwert durch dich hindurch ginge [...] Du behältst deinen schwebenden Gang; keine Tänzerin wird schweben können, wie du, aber jeder Schritt, den du tust, wird sein, als ob du auf scharfe Messer trätest [...] Willst du alles dies erleiden, so werde ich dir helfen!”

Märchen von Hans Christian Andersen


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