Dialog mit einem Zenlehrer (Sanbokyodan)

(Diese emails gebe ich Euch mit Genehmigung eines Freundes im Geiste; der Name des Sanbokyodan-Lehrers - YYY - wurde unkenntlich gemacht.)
Hallo YYY,
in einem Prozeß des Aufbrechens verkrusteter Strukturen (nannte sich "Freiheit") bin ich im Internet auf Deine (besser Ihre?) Seite gestoßen. Jahrelang habe ich in Würzburg in der Sanbo Kyodan Schule praktiziert, bei Joan Rieck. Das waren durchaus sehr wichtige und gute Zeiten. Später habe ich mich ganz von diesen japanischen und auch sonstigen westlichen Meistern gelöst und bin einfach meiner Wege gegangen. Heute fühle ich mich, wenn überhaupt, als Schüler von Lin Chi oder als Schüler des Lebens selber. Wichtiger als das "Machen" des Zen (die alten Meister sprachen anscheinend fast nie über "Zazen") ist, wie Du schreibst, der "Hintergrund", aus dem heraus ich handle, nicht handle etc. Und dem komme ich mit Worten nicht wirklich näher. Das hat mich auch immer an Willigis Jäger gestört, diese endlosen Welt- und Daseinserklärungen. Sie sind so banal. Ich bin selber ein Meister der Worte, daher lasse ich mich von Worten nicht mehr einfangen. Außer - sie transportieren etwas, oder besser sie weisen auf etwas anderes hin, was größer ist als sie selbst - die Liebe z.B. oder wie bei Deinen Texten, die mich sehr bewegen, auf den WEG des Darüberhinausgehens. Also - danke für Deine Texte und ihre Veröffentlichung! Es gibt wenige, deren Äußerungen sich so frei anfühlen. Lieben Gruß vom Berg und aus dem Schnee
Christoph J. (abgekürzt)
*** Lieber Christoph
Vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Da haben sich wohl zwei gleichgesinnte getroffen. Zwischen Deinen Zeilen schimmert etwas durch, das noch nicht richtig ans Licht gekommen ist. Wenn Du also einmal eine völlig freiheitliche Zen-Praxis erleben willst, dann bist Du herzlich willkommen. Ich würde mich freuen, Dich kennenzulernen. Darfst mich natürlich auch gerne einmal anrufen.
Tel:YYYYY
Mit lieben Grüßen
YYY
PS: Die Kurse für das kommende Jahr sind schon fast ausgebucht. Du solltest Dich also beeilen, wenn Du ein hungriger Fisch bist.
***
Gesendet: Donnerstag, 22. Dezember 2011 15:01
An: YYY
Betreff: Re: Gruß
 Hallo YYY,
auch mein Seminarplan ist ausgebucht und sehr voll, und ich würde meine Zen-Kurse ebenso als völlig freiheitlich bezeichnen - soweit man so etwas überhaupt bezeichnen kann. Meine eigenen Zen-Kurse entbehren der üblichen Dinge, an denen sich die Menschen festhalten können. Ansonsten habe ich beim Lesen Deiner Texte festgestellt, daß ich meinen Schülern so ziemlich genau dasselbe sage. Und es freut mich, weil das sehr selten ist, daß ich mit meinem Freischaufeln des Zen nicht allein bin. Allerdings arbeite ich aus verschiedenen Gründen, die sich so ergeben haben, sehr mit der Form an der Überwindung der Form - über das Erleben der Kampfkünste. Wenn ich ein hungriger Fisch sein sollte, würde ich mich eher bei den Piranhas einsortieren - das kannst du leicht an meinen sehr bissigen Zen-Texten auf meiner Homepage sehen. Ein Piranha, der versucht, vom heutigen Zen all das wegzufressen, was sich im Laufe der Jahrtausende als Verfettung und Verkrustung angelagert hat. Es gibt ein interessantes Buch von der "Zen-Meisterin" Agetsu Wydler-Haduch in Zürich, das heißt "als Zen noch nicht Zen war" und hat die alten Patriarchen zum Thema. Ich würde es genau umgekehrt formulieren und sagen: "Als Zen noch Zen war". Na gut, mach's gut, und erstmal danke für Deine Angebote! Wir werden, hoffe ich, noch voneinander hören.
Christoph
***
Lieber Christoph
Du machst Zen-Kurse???
Das überrascht mich. Bist Du denn authorisierter Zen-Lehrer?
LG
YYY
***
Hallo YYY!
Du bist mir ja ein Spaßvogel! Ich "mache" Zen seit 40 Jahren. Du schreibst über das Überschreiten der Formen und fragst dann nach meiner Autorisation. Meinst Du das ernst? Brauche ich einen Führerschein? Und welche Koan muß ich dafür gelöst haben? Soll ich mich von einem in der Formenwelt verhafteten Autorisator autorisieren lassen, Freiheit zu lehren? Ich habe Willigis Jäger erlebt, mehrfach, direkt und indirekt. Nein, danke. Willigis Jäger ist sogar nach China gefahren vor kurzem um sich von einem von der kommunistischen Partei bestallten Meister bestätigen zu lassen, er sei ein legitimer Nachfahre von Lin Chi. Für mich ein Treppenwitz der Zen-Geschichte. Ich bin - inklusive Willigis Jäger - noch keinem offiziellen Meister begegnet, den ich als so frei und authentisch erlebt hätte, daß ich von ihm hätte irgendetwas lernen, verlernen, annehmen können. Wenn Zen jemals in Japan gelebt hat, und schon zu Bankeis Zeit war es dort tot, dann lebt es dort aber schon lange nicht mehr. Daher habe ich mich jahrelang intensiv in die Werke der alten Meister vertieft, Rinzai, Bodhidharma (über das Auslöschen der Anschauung, der Text allein reicht ja schon aus), Hui Neng, Huang Po etc. Irgendwann habe ich gemerkt, daß angefangen von Thich Nhat Hanh über Willigis Jäger, Zensho Kopp und andere keiner den Patriarchen auch nur ein Handtuch reichen kann. Sind halt alles Egos. Ichs. Und da habe ich ebenfalls erkannt, daß das Zen der Patriarchen völlig zeitlos ist und hochmodern. Es hat keine chinesische Färbung und keine individuelle Signatur.
Es ist alles einfach so.
Und jetzt kommst Du und fragst mich, ob ich einen Führerschein habe. Nein, ich fahre schwarz. Aber ich kann Dich andererseits beruhigen, ich lehre kein Zen. Also bin ich auch kein Zen-Lehrer. Ich lebe Zen. Es gibt bei mir auch keinen Unterschied zwischen Privatleben und Unterricht. Es ist alles eins. Neue Schüler sind erstmal immer wieder erschrocken, wenn sie merken, daß es da keinen Unterschied gibt zwischen privat und offiziell, daß ich nichts zurückhalte und nicht trenne. Alle meine Kurse finden in meinen eigenen Räumen statt, viele Schüler (wobei "viele" stark übertrieben ist, wenn ich es mit dem Sonnenhof oder dem Benediktushof vergleiche, das sind ja Massenveranstaltungen) begleite ich persönlich seit Jahren, aber mehr als Freund denn als Meister. Hier gibt es kein oben und unten, hier ist jeder ganz und gleich. Nein, lieber YYY, die Kritik, die Du am heutigen Zen übst und die Dich dazu gebracht hat, einen neuen Weg zu beschreiten, die hatte ich schon vor Jahrzehnten, und die hat mich dazu gebracht, diesen ganzen Verein der Zenleute zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Insofern wäre nun meine Frage an Dich: Was ist denn ein
autorisierter Zen-Lehrer? ;-))
Lieben Gruß
oder auch Gassho
Christoph(der Alte vom Berg)
***
Am 22.12.2011 17:39, schrieb YYY:
Ich wünsch Dir alles Gute. Ich habe nichts zu tun mit Deinem beißenden Spott, Deinem Hochmut und Deiner Verachtung für Menschen. Du fährst nicht schwarz, Du bist stehen geblieben, gefangen in Dir. Wahrscheinlich hat Dir niemand einen Spiegel vorgehalten. Tut mir leid, wenn ich so offen sein muss. Du bist einfach nur verbittert. Im Grunde machst Du Dich nicht über die heutigen Meister lustig, sondern über Dich. Das ist, was ich aus Deinen Zeilen lese. Treppenwitz hin oder her - Ich übe keine Kritik am heutigen Zen. Ich bin sehr dankbar, dass ich dies alles erleben durfte. Ich wünsche Dir eine ruhige Weihnachtszeit. Der SpaßvogelYYY
(wurde noch kurz fortgesetzt)

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