DFB U16-Nationaltrainer Christian Wück im weggeblockt.de-Interview

Im Exklusiv-Interview mit weggeblockt.de äußert der U16-Nationaltrainer des DFB Christian Wück seine Meinung zur Debatte um die “falsche 9″, spricht über die Schwerpunkte seiner Arbeit und das Problem der enormen Belastung der Jugendkicker.

weggeblockt.de:  Herr Wück, Sie trainieren die U16-Nationalmannschaft des DFB. Ihre Schützlinge befinden sich in der Pubertät. Wie einfach oder schwierig ist es, den Jungs etwas beizubringen? Wie viel Spaß macht Ihnen die Arbeit?

Christian Wück: Fußball ist ein Sport der Spaß macht. Unter den Bedingungen, die der DFB bietet wäre es doch unverständlich, wenn man nicht mit Freude und Lust an seine Arbeit gehen würde. Wir müssen den Spielern immer wieder vor Augen halten, dass wir hier in der Nationalmannschaft am höchsten Punkt im Fußballbereich sind. Das heißt: das Ziel eines jeden Fußballspielers in Deutschland ist doch die Nationalmannschaft, es geht nichts drüber – es gibt nichts was besser ist. Und genau dieses Bewusstsein verlangen wir von den jungen Spielern. Die wenige Zeit die wir mit den Spielern in Lehrgängen oder Länderspielen zusammen sind, wollen wir nutzen um die Spieler stetig zu verbessern. Jeder Spieler soll nach den paar Tagen mit den Nationaltrainern mit dem Wissen nach Hause gehen: das hat mir was gebracht, in dem Bereich habe ich mich verbessert, darauf wurde ich aufmerksam gemacht um mich hier zu verbessern.

Welche Schwerpunkte werden im Training der U16-Nationalmannschaft gesetzt? Trainieren Sie ausschließlich mit dem Ball oder steht auch gezieltes Krafttraining auf dem Plan?

Grundsätzlich arbeiten wir sehr individuell mit den jungen Spielern. Im Mittelpunkt des U16-Jahrgangs steht die fußballspezifische Handlungsfolge: Raumorientiertes Anbieten – Auftaktbewegung – Vororientierung – offene Stellung – Ballaktion – Folgehandlung. Das natürlich alles mit Ball. Hinzu kommt dann natürlich noch die Spielphilosophie des DFB in der Mannschaftstaktik, da wir die Spieler auf die U17-EM vorbereiten wollen. Jedes Training, jedes Spiel wird per Video am Abend mit den Spielern individuell oder als Team ausgewertet und besprochen.

Die Debatte um “echte und falsche 9er” war zuletzt immer wieder in den Medien. Welche Spielertypen sind in Zukunft gefragt? Gibt es ein einheitliches System, das in allen U-Nationalmannschaften gespielt wird?

Es gibt eine grundlegende Spielphilosophie, die durch unseren Sportdirektor Robin Dutt vorgegeben und ausgearbeitet wurde. An dieser Philosophie orientieren sich alle U-Nationaltrainer.
Wir achten darauf, dass wir “spielerisch agieren” wollen. Es spielt in der U16 keine Rolle, ob ein Spieler groß oder klein ist. Die Konstitution spielt hier noch eine untergeordnete Rolle.
Von den Spielertypen her sollten wir darauf achten ein homogenes Mannschaftsbild zu ermöglichen. Nur kleine Messis werden kein Spiel gewinnen.

Wie weit sind die Jungs mit ihren 15-16 Jahren in der Entwicklung?

Hier ist ein deutlicher Unterschied zu anderen Nationen zu erkennen. Deutschland hat in den letzen Jahren einen unheimlichen Fortschritt in der Ausbidlung der jungen Spieler gemacht. Wir sind spielerisch mit Spanien sicherlich sehr weit fortgeschritten. Andere Länder sind uns jedoch körperlich um Längen voraus. Im letzen Turnier in Frankreich, das ich mit dem 1997er Jahrgang bestreiten durfte sind wir “nur” Vierter geworden. Spielerisch haben wir in jedem Spiel Akzente setzen können, körperlich waren wir jedoch klar Frankreich, Niederlande oder England unterlegen. Dadurch konnten wir zwei Spiele auch nicht für uns entscheiden. Dennoch denke ich, dass wir hier in Deutschland auf einem sehr guten Weg sind, da die körperlichen Defizite naturgemäß in ein oder zwei Jahren ausgeglichen sind. Ob die anderen Nationen mit den Jahren das spielerisch und mannschaftstaktisch hinbekommen ist die große Frage.

Die Spieler sehen gemessen an ihrem Alter schon relativ erwachsen aus. Haben es akzelerierte (frühentwickelte) Typen leichter als diejenigen, die erst später erwachsen bzw. körperlich robuster werden?

Wir sind uns beim DFB in der Jugendarbeit dieses Problems natürlich bewusst. Mit den Stützpunkten und Leistungszentren in den Vereinen wollen wir dem entgegenwirken, dass später entwickelte Spieler mit Potential durchs “Raster” fallen und verschwinden. Wir führen jährlich Sichtungsturniere in den einzelnen Jahrgängen durch um individuelle Entwicklungen zu erkennen und sind im regen Austausch mit den Vereinen bezüglich der Talente.

Die Jungs haben womöglich eine große Karriere vor sich. Müssen Sie ihnen immer wieder klarmachen wie wichtig es ist auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben?

Natürlich sind die Einflüsse von außen immens, die auf die Spieler mit 15-16 Jahren einprasseln..
Da sind die Eltern, die Verwandten, die Spielerberater usw.
Dieses Problem von Versprechungen und prognostizierten Zukunftsperspektiven ist sehr groß.
Wir versuchen den Talenten ein objektiver Ratgeber zu sein und bieten den Spielern auch an sich bei Problemen oder Fragen an uns zu wenden.

Ihre Spieler sind in ihrem noch jungen Alter schon sehr viel unterwegs. Sind die Reisestrapazen ein Problem im Bezug auf die schulische Ausbildung?

Die Belastung ist enorm, das ist richtig. Jedoch sind in meinem Funktionsteam, wie in jedem Jahrgang des DFB, zwei Lehrer dabei, die mit den Spielern individuell lernen. Auch hier übernimmt der DFB eine Vorreiterrolle. Es werden im Vorfeld eines jeden Lehrgangs mit der jeweiligen Schule individuelle Lehrpläne erarbeitet, die die berufenen Spieler abarbeiten müssen – neben dem Training und den Spielen.


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